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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)
Autoren: Christian V Ditfurth
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Haare. »Mir geht's genauso. Warum habe ich mich nicht öfter getroffen mit ihm? Wäre doch keine große Sache gewesen, ein Bier trinken zu gehen. Oder öfter mal telefonieren. Ich habe geahnt, wie einsam er war. Obwohl er dich hatte.«
    »Einsam ist das falsche Wort. Er hatte einen guten Draht zu den meisten Kollegen, er hatte gute Ideen, war erfolgreich. Und er hatte mich. Er war nicht einsam, er war unglücklich, selbst dann, wenn er lachte. Und da hättet ihr noch so viel Bier trinken können, es hätte ihn womöglich noch unglücklicher gemacht. Du warst der Maßstab für ihn. Jünger, aber erfolgreich. Und das geworden, was du immer werden wolltest.«
    »Dabei habe ich ihm doch erzählt, dass meine Lage gar nicht gut ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich rausfliege, ist größer als die Wahrscheinlichkeit, dass jemals was Richtiges aus mir wird. Vielleicht werde ich sogar Professor, aber dann bereichere ich nur die akademische Reservearmee. Es gibt einen Haufen arbeitslose Professoren oder solche, die praktisch arbeitslos sind, weil sie zwar ihre Minimalpflicht in der Lehre erfüllen, aber besser auf den Titel pfeifen würden und zur Arbeitsagentur gingen.«
    »Wirklich?«
    Er nickte. Dann stand er auf und ging im Zimmer umher. Sie setzte sich an den Schreibtisch. Er kramte in Regalen, öffnete Schubladen und kam sich vor wie ein Eindringling. In der unteren Schublade entdeckte er Pornovideos. Er schloss die Schublade schnell, als wollte er die Videos nicht wahrnehmen. Sie blätterte in dem Ordner.
    Stachelmann setzte sich in den Sessel. »Tatsächlich keine Spuren?«, fragte er.
    »Nein. Wahrscheinlich nicht. Die Kriminaltechnik wird noch Fasern untersuchen und Fingerabdrücke auswerten, aber sie haben schon gesagt, dass es eher nichts geben wird.«
    »Kann man heutzutage eine Wohnung betreten, ohne Spuren zu hinterlassen?«
    »Kaum«, sagte sie. Sie drehte den Stuhl, bis sie ihm gegenübersaß. »Wenigstens ein Haar oder eine Textilfaser oder eine Hautschuppe verliert man. Und mit ein wenig Glück finden wir das dann. Ein Haar genügt für eine DNS-Analyse, die brauchen nicht einmal mehr die Wurzel. Wenn wir die Analyse haben, benötigen wir nur noch das Vergleichsmaterial, und meistens war es das dann. Es soll Kollegen geben, die glauben, Kriminalpolizisten würden sich bald nur noch damit beschäftigen, die richtigen Leute zu verhaften, und Gerichtsverfahren könnte man sich auch bald sparen.«
    Stachelmann schaute sie erstaunt an.
    »Polizei-Science-Fiction«, sagte sie. »Kommst du mit ins Präsidium?«
    Er schaute auf die Uhr und stand auf. »Ich habe am Abend noch ein Seminar. Wenn es nicht zu lange dauert.« Er griff nach Ossis Ordner.
    Sie fuhr zügig und routiniert zum Bruno-Georges-Platz. Im Präsidium saßen Mitarbeiter der Mordkommission zusammen, Stachelmann erkannte einige Gesichter, darunter das von Taut, dem Leiter der Kommission, der wie Buddha hinter seinem Schreibtisch thronte. Die Stimmung war schlecht, das spürte Stachelmann sofort. Taut erhob sich nur andeutungsweise und reichte ihm die Hand über den Schreibtisch hinweg. Dann deutete er auf einen Stuhl an der Wand. »Nun?«, fragte er.
    Carmen setzte sich neben Stachelmann. Sie zuckte die Schultern. »Einen Abschiedsbrief oder etwas, das man so auslegen könnte, haben auch wir nicht gefunden«, sagte sie. »Dr. Stachelmann wird sich den Ordner genauer anschauen, der auf dem Schreibtisch lag. Aber ob das was bringt? Habt ihr schon was aus der Rechtsmedizin gehört?«
    »Ich komme gerade von dort. Eigentlich keine Spur von äußerer Gewalteinwirkung«, sagte Taut.
    »Eigentlich?«, fragte Carmen. Sie hatte den Hauch des Zweifels in Tauts Worten gehört.
    »Es gibt an der rechten Schläfe eine kaum wahrnehmbare Rötung. Könnte vom Druck eines harten Gegenstands stammen. Oder davon, dass Ossi sich den Kopf gestoßen hat, kurz bevor er das Zeug schluckte.«
    Ein langer, hagerer Beamter sagte aufgeregt: »Ich habe es doch gleich gesagt. So einer wie Ossi bringt sich nicht um.«
    »Langsam, langsam, Kollege Kurz. Wenn die Rechtsmediziner oder die Kriminaltechniker nicht mehr finden als bisher, kann ich dir jetzt schon sagen, was der Staatsanwalt mit diesen Ermittlungen machen wird. Deckel zu, Affe tot.«
    »Aber die Druckstelle ...«
    »Wolfgang, die kann sonst wo herkommen. Entscheidend ist, dass wir keine Spur eines Einbruchs gefunden haben. Und wenn die Kriminaltechnik jetzt nicht noch irgendeine außergewöhnliche Spur findet, dann ist
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