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Schatten der Lust

Titel: Schatten der Lust
Autoren: Jennifer Ashley
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Mukasa hockte sich aufrecht hin und erntete einige erstaunte Blicke aus den anderen Booten. Die Sonne stand hoch am Himmel, der Wind war frisch, alle Finsternis fort. Menschen kamen wieder heraus, um das Leben zu genießen. Alles war, wie es sein sollte.
    Die Reise zur Insel verlief ziemlich ereignislos, sah man davon ab, dass Leda sich einen leichten Sonnenbrand einfing. Taro empfing sie begeistert. Der kleine Bär war ausgesprochen kräftig und munter. Wenige Tage später kamen japanische Wildtierexperten, die Taro in ihrem Schiff zu seinem neuen Zuhause in Hokkaido bringen sollten. Leda nahm tränenreich Abschied von ihm. Der Bär hingegen schien zu spüren, dass er dorthin zurückging, wo er hingehörte, und freute sich sichtlich.
    Hunter kraulte ihn hinter den Ohren. »Mach’s gut, mein Freund.«
    Taro brummte leise und trottete freimütig in seinen Käfig. Die Wildtierexperten, die mit Beruhigungspfeilen und Schlingen bewaffnet waren, zeigten sich bass erstaunt. Mukasa neben sich, winkte Leda ihnen nach, bis das Schiff im Dunst verschwunden war.
    Für den Rest des Tages verhielt Hunter sich sehr still und machte sich rar. Kurz vor dem Abendessen bemerkte Leda ihn am Fuße des Klippenwegs, wo er mit der Undine sprach.
    Sofort eilte Leda hin, weil sie hoffte, selbst mit dem Wassergeist reden zu können. Seit ihrer Rückkehr hielt sie nach Dyanne Ausschau, konnte jedoch weder sie noch ihre Leute entdecken. Und kaum näherte sie sich ihr, glitt Dyanne wieder in den Schatten, wo sie sich in einer Dunstwolke auflöste.
    »Ich wollte ihr so gern danken, dass sie und ihre Leute sich um Taro gekümmert haben«, sagte sie enttäuscht, als Hunter bei ihr war.
    Er nahm ihre Hand und schlenderte mit ihr zum Haus zurück. »Sie sind ein menschenscheues Volk, das nur in größter Not mit euch redet. Ich zähle nicht, weil ich kein Mensch bin.«
    Er grinste, und doch sah er der Undine nach, als wollte er absichtlich vermeiden, Leda anzuschauen.
    »Hunter«, begann sie, »wir müssen reden.«
    Er schlang einen Arm um ihre Taille. »Ist dir eigentlich klar, dass Männer sofort Angst kriegen, wenn eine Frau so etwas sagt?« Er zog sie an sich und drückte einen Kuss auf ihr Haar. »Es ist ein wunderschöner Abend, da würde ich lieber etwas anderes tun als reden.«
    »Hunter!«
    Leda blieb stehen. Hunter stellte sich vor sie, die Hände an ihrer Taille. »Reden ändert nichts.«
    »Ich muss es wissen«, beharrte sie. »Wie lange bekommen wir diese Auszeit? Du bist unsterblich, und unsere Kinder werden es vielleicht auch sein, aber ich bin es nicht, und du weißt, dass wir nicht für immer zusammen sein können. Wirst du eines Tages aus meinem Leben marschieren? Ich weiß, wie du denkst, Hunter – du wirst es für das Beste halten, einfach zu verschwinden.«
    »Wäre es das denn nicht?«, fragte er unsicher.
    »Nein, das wäre es nicht. Und ich will ganz gewiss nicht Tag für Tag mit der Frage leben, wann du beschließt, dass es Zeit ist zu gehen.« Sie holte tief Luft, wobei ihr Hals brannte. »Also solltest du wohl gleich gehen, damit wir es hinter uns haben.«
    Er erstarrte. »Nein!«
    »Warum nicht? Wir können uns ebenso gut jetzt das Herz brechen statt später. Dann hätten wir nur viel mehr zu verlieren.«
    »Ich will … ich
brauche
… Zeit mit dir«, erklärte er ernst. »Du bist nach all den Jahren die Einzige, bei der ich heilen kann. Die Einzige. Das werfe ich ganz sicher nicht weg.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. »Na gut, ich heile dich. Und was dann?«
    Er streichelte sanft ihre Hüften. »Leda, ich kann dir gar nicht sagen, wie viel du mir bedeutest. Ich bin kein Unsterblicher, der seine Seele an die Kunst verliert oder mit seiner Berührung heilen kann. Ich glaube, ich habe eine Vorliebe für Tiere, weil sie nicht sprechen, jedenfalls nicht mit Worten. Darin bin ich nämlich auch schlecht.«
    »Du musst keine Reden schwingen. Das will ich doch gar nicht.«
    »Was willst du dann? Ich kann nicht erklären …«
    Sie lehnte sich zitternd an ihn. »Ich will nur dich, Hunter. Ich will dich in meinem Leben, für immer.«
    Er strich ihr eine Locke aus der Stirn. »Leda, meine Liebste, du wirst mir das Herz brechen.«
    Sie wollte etwas sagen, doch plötzlich drückte er sie an sich, hielt sie fest und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Leda umarmte ihn. Sie konnte kaum glauben, dass sie diesen verblüffend starken Mann zum Weinen gebracht hatte.
     
    Sie liebten sich in ihrem Bett in dem luftig weißen Zimmer,
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