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Scharade

Scharade

Titel: Scharade
Autoren: Brown Sandra
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auf und rückte zur Bettkante, das Gesicht von ihm abgewandt. Ihr schweres dunkles Haar klebte ihr feucht im Nacken. Im Standspiegel in der Ecke betrachtete sie ihr Spiegelbild.
    Sie kritisierte ihre Figur, hielt ihre Hüften für zu breit und ihre Oberschenkel für zu massig. Doch ihm schien die Üppigkeit ihres Körpers und ihr dunkler Teint zu gefallen. Sie schmecke sogar dunkel, hatte er einmal zu ihr gesagt. Natürlich war das nichts weiter als Bettgeflüster in der Hitze der Leidenschaft und hatte daher nichts zu bedeuten. Trotzdem hatte sie seine Bemerkung gern gehört.
    Er strich ihr mit einer Hand über den makellosen Rücken. »Schäm dich nicht für das, was wir tun. Es bricht mir das Herz, dich sagen zu hören, daß du dich wegen unserer Liebe schämst.«
    Vor vier Monaten hatte ihr Verhältnis so richtig begonnen. Vorausgegangen waren mehrere qualvolle und zermürbende Monate des Ringens mit Gewissen und Schuldgefühlen. Sie arbeiteten in verschiedenen Stockwerken, waren einander aber häufig im Fahrstuhl des Bürohochhauses begegnet. Das erste Mal hatten sie sich in der kleinen Cafeteria im Erdgeschoß getroffen, wo er versehentlich mit ihr zusammenstieß und sie ihren Kaffee verschüttete. Sie hatten verdrossen gelächelt, während sie sich entschuldigten und sich einander vorstellten.
    Schon bald richteten sie es so ein, daß sie gemeinsam die Mittags- und Kaffeepause machten. Sich unten in der Cafeteria zu treffen, das wurde zur Gewohnheit, aus der bald eine
Notwendigkeit wurde. Ihr Wohlsein hing davon ab, daß sie sich sahen. Die Wochenenden schienen quälend lang zu sein, Ewigkeiten, die irgendwie überstanden werden mußten, bis es endlich wieder Montag war und sie sich wiedersehen konnten. Sie begannen beide, Überstunden einzulegen, damit sie einige Momente ungestört verbringen konnten, ehe sie sich auf den Heimweg machten.
    Als sie eines Abends gemeinsam das Büro verließen, fing es an zu regnen. Er bot ihr an, sie mit seinem Wagen nach Hause zu bringen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich fahre mit dem Bus, wie immer. Trotzdem danke.«
    Mit Blicken voller Bedauern und Sehnsucht wünschten sie sich gegenseitig einen schönen Abend und verabschiedeten sich voneinander. Die Handtasche mit einer Hand an die Brust gepreßt, in der anderen Hand den Regenschirm, eilte sie durch den Wolkenbruch bis zur Bushaltestelle an der Ecke.
    Dort stand sie noch immer in ihrem dünnen Mantel, als ein Auto direkt vor ihr am Randstein hielt. Er kurbelte das Seitenfenster herunter.
    Â»Steig ein. Bitte.«
    Â»Der Bus kommt bestimmt gleich.«
    Â»Du wirst doch pitschnaß. Steig ein.«
    Â»Er hat sicher nur ein paar Minuten Verspätung.«
    Â»Bitte...«
    Er bat um mehr als nur das Privileg, sie heimfahren zu dürfen, und das war ihnen beiden bewußt. Unfähig, der Versuchung zu widerstehen, stieg sie zu ihm ins Auto, als er die Tür für sie aufhielt. Ohne ein weiteres Wort fuhr er mit ihr zu einer entlegenen Stelle im Stadtpark, nicht weit von Downtown.
    Kaum hatte er den Motor abgestellt und sich zu ihr hingedreht, als sie sich auch schon hungrig küßten. Bei der ersten
Berührung seiner Lippen hatte sie bereits ihren Ehemann vergessen, ihre Kinder und religiösen Überzeugungen. Sie wurde von animalischer Lust beherrscht, nicht vom Sittenkodex, den sie gelobt hatte, seit sie alt genug war, zwischen falsch und richtig zu unterscheiden.
    Ungeduldig hantierten sie mit Knöpfen, Reißverschlüssen und Ösen, bis sie ihre durchnäßte Kleidung gelöst hatten und sich Haut an Haut berührten. Was seine Hände, dann sein Mund mit ihr taten, war ebenso aufregend wie schockierend für sie. Als er in sie eindrang, verstummte ihr Gewissen vollends unter seinen glühenden Liebesbekundungen.
    Diese anfängliche Leidenschaft hatte nicht abgenommen. Wenn, dann hatte sie während ihrer folgenden heimlichen Treffen nur noch zugenommen. Nun wandte sie den Kopf zu ihm um und sah ihn über die Schulter hinweg an. Auf ihren üppigen Lippen lag ein schüchternes Lächeln.
    Â»Ich schäme mich nicht genug, um unser Verhältnis zu beenden. Auch wenn ich weiß, daß es eine Sünde ist, würde ich sterben, wenn ich nie wieder mit dir schlafen könnte.«
    Mit einem Stöhnen erneuten Verlangens zog er sie wieder an sich. Sie drehte sich, bis sie auf ihm lag, ihre
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