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Schampanninger

Titel: Schampanninger
Autoren: Max Bronski
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aufbrechen, meinst du? Und dass das Eisen drin geblieben ist, reiner Zufall?
    – Er hat halt die Nerven verloren. Ein einfacher Schankkellner.
    Ich nahm einen weiteren Schluck.
    – Und das Geld vom Verein? Lass mich raten! Ihr habt es in denselben maroden Fonds eingeschossen. Derringer Goldmines, oder?
    – Es war ja eigentlich eine humane Idee, oder? Spendengeld anlegen und vermehren.
    – Verheizen! Und wer sagt, dass ihr damit nicht lieber selbst kassieren wolltet? Ohne Risiko.
    – Maillinger! Ich nicht, ich habe damit nichts zu tun. Er hat über das Geld verfügt. Nur der Kassier und Geschäftsführer und eben nicht der Vorstand, so steht es in der Satzung. Und was einem komplett verzweifelten Menschen durch den Kopf geht, wer weiß das schon?
    – Das heißt, dass das Geld jetzt weg ist, geht dir komplett am Arsch vorbei?
    – Natürlich nicht, aber hallo! Nur privat kann ich nichts dafür, wenn der Verein damit so schlecht wirtschaftet, verstehst?
    Ich dachte noch einmal über alles nach. Aber die Sache war schon klar: Maillinger hatte mit seinem Selbstmord derganze Bagage einen großen Dienst erwiesen. Wer hatte mir eine über den Schädel gezogen? Maillinger! Wer hatte das Geld in den Ofen geschossen? Maillinger! Er hatte alle Schuld auf sich und mit ins Grab genommen. Und wenn trotzdem noch etwas offen war auf dem Sündenkonto, gab es ja auch noch Alois. Berni und die anderen hingegen mussten getröstet werden, sie hatten Geld verloren und man hatte an ihrem guten Ruf gekratzt. Zu einem solchen Schluss musste jeder gute Polizeibeamte kommen. Aber das mochte Dieselhofers Position sein, meine war es nicht.
    Da kam mir, vorweihnachtlich pünktlich, eine Erleuchtung. Ich beugte mich zu Berni hinüber.
    – Was der Maillinger vom Vereinsgeld verspekuliert hat, war euch anvertraut. Dir genauso. Zu karitativen Zwecken. Du bist der Vorstand und Nutznießer von dem ganzen Wohltätigkeitszauber. Für das Geld kommst du auf. Dafür werde ich sorgen, verlass dich drauf!
    Natürlich hatte sich Berni inzwischen von seinen Emmelmännern beraten lassen, und man war sicher zu dem Schluss gekommen, dass der Mandant in jeder Hinsicht aus dem Schneider war. Die Vorstellung, dass sich ein anderer mit Aussichtslosem abmühte, belebte ihn sichtlich. Er bekam seine roten Apfelbacken wieder.
    – Das möchte ich sehen!
    – Schauen wir mal.
    Ich stand auf. In der Tür wandte ich mich noch einmal um.
    – Wenn irgendetwas falsch rüberkommt von unserer Unterredung heute, bist du dran!
    Ich zog die Haustür hinter mir zu, tätschelte Hasso und Rasso, die mich zum Gartentor begleiteten, und verschwand im Schneetreiben.

43
    Ich kehrte den Schnee von meinem Bus ab und schaufelte die Spur frei. Die Mühsal des Bürgermeisters rückte mir dabei anschaulich vor Augen. Dieses ganze Pack hier war gegen jeden Selbstzweifel gefeit. Man fühlte sich in einer anderen Liga und hatte mit solchen Staatsbütteln und den anderen Pinschern nichts am Hut.
    Mein Bus sprang auf Anhieb an, und ich lenkte ihn zum Rathaus. Der Parkplatz war sauber geräumt. Die Tür war offen, ihn zu finden nicht schwierig, man musste nur den Schneebröckchen und feuchten Fußabdrücken nachgehen.
    – Raus da, geschlossen heute!
    Derb schrie er mir das in den Rücken. Ich drehte mich um.
    – Ach, du bist es! Was gibt’s? Hast du den Metzger nicht gefunden?
    – Schon.
    – Aber?
    – Das Krippenspiel morgen geht mir nicht aus dem Kopf.
    Ich kramte in meiner Brusttasche, bis ich endlich meinen Geldbeutel herausfischen konnte.
    – Was wird das jetzt, fragte er.
    Ich reichte ihm zwei Hunderter.
    – Maria, Joseph, zwei Hirten – da müsste doch einladungsmäßig was gehen mit zweihundert Euro, oder?
    Er schwankte wie eine Nordmanntanne im Wind. Beim Reden schmatzte er, er hatte ein trockenes Maul, aber das mochte vom Schnaps herrühren.
    – Ja Kruzifix!
    – Als Weihnachtsspielleiter sollten Sie nicht fluchen.
    Er grinste und steckte das Geld ein.
    – Spendenquittung?
    Ich schüttelte den Kopf. Er fasste mich unter und geleitete mich zur Tür. Mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit arbeitete er daran, meine gute Tat in sein sperriges Weltbild einzubauen.
    – Hast du ein Boot?
    – Noch nie gehabt.
    – Aber wenn du doch mal eins hast oder willst und einen Liegeplatz brauchst, rufst mich an oder kommst vorbei.
    Wir wünschten uns nochmals frohe Weihnachten, und er winkte mir hinterher, als ich losfuhr.
    Durch dichten Schnee kämpfte ich mich nach München zurück. Um
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