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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk
Autoren: Dorothy L Sayers
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gebrannte sein – schwierig zu erkennen. Ich halte sie jedoch für eine plastische.«
    »Wollen mal im Buch nachsehen. Wenn Maggs doch nur die Daten hinzugefügt hätte! Wer weiß, wie weit wir zurückgreifen müssen.«
    »Nicht sehr weit, wenn es sich um eine plastische handelt«, erklärte Dr. Lamplough. »Das Verfahren kam erst 1928 auf. Von Amerika. War damals große Mode, hat aber hier keinen Anklang gefunden. Manche Zahnärzte wenden es jedoch an.«
    »Oh, dann kann es keine plastische Füllung sein«, meinte Wimsey. »Bis 1928 ist von Eckzähnen hier nicht die Rede. 27, 26, 25, 24, 23. Hier haben wir’s. Eckzahn und so weiter.«
    »Das ist er«, sagte Lamplough, der einen Blick über Wimseys Schulter warf. »Gebrannte Porzellanfüllung. Dann muß ich mich wohl geirrt haben. Es ist leicht festzustellen, wenn man die Füllung herausnimmt.«
    »Dann nimm sie doch heraus.«
    »Das läßt sich hier nicht gut machen.«
    »Dann nimm die Leiche mit nach Hause. Verstehst du nicht, Lamplough, wie wichtig das ist? Wenn es eine plastische Füllung ist, kann sie nicht 1923 gemacht worden sein. Und wenn die gebrannte später ersetzt worden ist, muß es ein anderer Zahnarzt getan haben. V i elleicht hat er noch andere Arbeiten ausgeführt – und in dem Fall müßten sie zu sehen sein. Sie sind es aber nicht. Siehst du das nicht ein?«
    »Ich sehe, daß du sehr erregt bist. Aber ich weigere mich, dieses Ding mit in mein Sprechzimmer zu nehmen. Leichen sind in Harley Street nicht sehr beliebt.«
    Letzten Endes wurde die Leiche in die Zahnklinik des Städtischen Krankenhauses geschafft, wo Mr. Lamplough unter Beistand von einem Zahnexperten, Dr. Maggs und der Polizei die Füllung aus dem Eckzahn entfernte.
    »Wenn das keine plastische Porzellanfüllung ist«, rief er triumphierend, »ziehe ich alle meine Zähne ohne Betäubung und verschlinge sie. Was meinen Sie, Benton?«
    Der Krankenhauszahnarzt gab ihm recht. Mr. Lamplough, der auf einmal lebhaftes Interesse für dieses Problem entwickelte, schob vorsichtig eine Sonde zwischen die oberen Backenzähne mit ihren angrenzenden Füllungen.
    »Sehen Sie sich das einmal an, Benton. Würden Sie das nicht auch für eine neue Füllung halten? Hätte gestern gemacht sein können. Und hier – einen Augenblick, halten Sie mal den Unterkiefer. Geben Sie mir ein Stück Kohlepapier. Dieser Backenzahn müßte einen schauderhaften Biß hinterlassen. Die Füllung liegt bei weitem zu hoch. Wimsey, wann ist der erste hintere Backenzahn rechts unten gefüllt worden?«
    »Vor zwei Jahren«, erwiderte Wimsey.
    »Unmöglich!« riefen die beiden Zahnärzte wie aus einem Munde, und Benton fügte hinzu:
    »Wenn Sie den Schmutz abkratzen, werden Sie sehen, daß es eine neue Füllung ist. Hat niemals darauf gebissen, möchte ich behaupten. Eine merkwürdige Geschichte, Mr. Lamplough.«
    »Das kann man wohl sagen. Gestern habe ich mir nichts dabei gedacht. Sehen Sie sich dieses alte Loch an der Seite an. Warum hat er das nicht füllen lassen, als alles andere gemacht wurde? Es ist ziemlich tief und muß ihm Schmerzen verursacht haben. Ich würde gern noch ein paar Füllungen herausnehmen. Haben Sie etwas dagegen, Inspektor?«
    »Nur zu«, sagte der Inspektor, »wir haben ja genug Zeugen.«
    Während Benton den grausigen Patienten stützte, manipulierte Mr. Lamplough mit dem Bohrer, und im Nu war die Füllung eines hinteren Backenzahns heraus. »Mein Gott«, sagte Lamplough.
    »Versuchen Sie es mit den vorderen Backenzähnen«, schlug Mr. Benton vor.
    »Oder mit dem Siebener rechts unten«, fiel sein Kollege ein.
    »Langsam«, protestierte der Inspektor, »verderben Sie mir das gute Stück nicht ganz und gar.«
    Mr. Lamplough bohrte, ohne auf ihn zu achten. Wieder kam eine Füllung zum Vorschein, und Mr. Lamplough rief abermals: »Mein Gott!«
    »Schon gut«, meinte Wimsey grinsend, »Sie können den Haftbefehl ausstellen lassen, Inspektor!«
    »Wie bitte, Mylord?«
    »Mord«, antwortete Wimsey.
    »Wieso?« fragte der Inspektor. »Wollen Sie etwa sagen, daß Mr. Prendergast zu einem neuen Zahnarzt gegangen ist, der ihn vergiftet hat?«
    »Nein«, erklärte Mr. Lamplough, »nicht gerade vergiftet. Aber in meinem ganzen Leben habe ich noch keine solche Pfuscharbeit gesehen. An zwei Stellen hat der Mann nicht einmal die Karies entfernt, sondern einfach das Loch vergrößert und wieder gefüllt. Warum dieser Bursche nicht die fürchterlichsten Abszesse bekommen hat, ist mir ein Rätsel.«
    »Vielleicht«,
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