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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk
Autoren: Dorothy L Sayers
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nicht überrascht, weil sie wußte, daß er nur ungern bei der Familie seiner Frau weilte. Gladys hatte ihre Arbeit beendet, eine kalte Platte für den Hausherrn zurechtgemacht und war dann mit seiner Erlaubnis nach Hause gegangen. Mr. Prendergast hatte ihr auseinandergesetzt, daß er länger arbeiten werde – ein Patient aus Australien wollte vor seiner Heimreise rasch die Zähne in Ordnung bringen lassen –, sie brauche aber nicht auf ihn zu warten. Es stellte sich heraus, daß Mr. Prendergast sein Abendessen kaum angerührt hatte, da er es wohl eilig hatte, fortzukommen. Der erwähnte Patient war vermutlich die letzte Person gewesen, die Mr. Prendergast lebend gesehen hatte.
    Als nächstes wurde das Anmeldebuch des Zahnarztes geprüft. Der Patient war dort eingetragen als »Mr. Williams 17.30«, er wohnte in einem kleinen Hotel in Bloomsbury. Von dem Geschäftsführer des Hotels erfuhr man, daß Mr. Wiliams sich dort eine Woche aufgehalten habe. Er habe keine nähere Adresse angegeben, nur Adelaide, und erwähnt, daß er die Heimat zum erstenmal nach zwanzig Jahren wieder besucht und keine Freunde in London habe. Leider könne man nicht mit ihm sprechen. Am Vorabend gegen halb elf habe er durch einen Boten seine Rechnung bezahlen und sein Gepäck abholen lassen, ohne eine Adresse für das Nachschicken der Post zu hinterlassen. Es sei kein konzessionierter Bote gewesen, sondern ein Mann mit einem Schlapphut und einem schweren dunklen Mantel. Der Nachtportier habe sein Gesicht nicht deutlich sehen können, da nur eine Lampe in der Halle brannte. Der Mann habe zur Eile gedrängt, da Mr. Williams den Zug nach Dover am WaterlooBahnhof erreichen wollte.
    Nachfragen am Fahrkartenschalter ergaben, daß Mr. Williams tatsächlich diesen Zug benutzt hatte, und zwar mit einer am gleichen Abend gelösten Fahrkarte nach Paris. Mr. Williams war also ins Blaue verschwunden, und selbst wenn sie ihn fanden, war es nicht sehr wahrscheinlich, daß er viel über Mr. Prendergasts Geistesverfassung unmittelbar vor dem Unglück aussagen konnte. Es schien zunächst ein wenig merkwürdig, daß ein in Bloomsbury wohnender Mr. Williams aus Adelaide nach Wimbledon fahren sollte, um seine Zähne behandeln zu lassen. Aber es gab eine einfache Erklärung dafür: der einsame Mr. Williams hatte Prendergast vielleicht in einem Restaurant getroffen und seine Zahnsorgen erwähnt, so war die Bekanntschaft zustande gekommen.
    Danach schien es, als ob der Coroner nur noch das Urteil »Tod durch Unfall« zu fällen und die Witwe ihren Anspruch bei der Versicherungsgesellschaft einzureichen brauchte, als Dr. Maggs plötzlich die Sache über den Haufen warf mit der Ankündigung, daß er Spuren einer Hyoszyamin-Injektion im Körper entdeckt habe. Woraufhin der Inspektor die Bemerkung machte, daß er nicht überrascht sei, denn wenn je ein Mann Grund zum Selbstmord gehabt habe, so sei es Mrs. Prendergasts Gatte gewesen. Er schlug eine gründliche Durchsuchung der versengten Lorbeerbüsche vor, die um die ehemalige Garage standen, während Lord Peter Wimsey prophezeite, daß die Spritze nicht gefunden werden würde.
    Lord Peter befand sich jedoch im Irrtum. Die Spritze wurde am nächsten Tag gefunden und Spuren des Giftes darin entdeckt. »Ein langsam wirkendes Gift«, bemerkte Dr. Maggs. »Zweifellos hat er die Spritze weggeworfen in der Hoffnung, daß niemand danach suchen würde. Ehe er das Bewußtsein verlor, ist er dann ins Auto geklettert und hat es in Brand gesetzt. Sehr ungeschickte Methode.«
    »Eine verdammt geistreiche Methode«, bemerkte Wimsey. »Irgendwie glaube ich nicht so recht an diese Spritze.« Er rief seinen Zahnarzt an: »Lamplough, altes Haus, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Untersuche die Zähne doch noch einmal. Nein – nicht meine, Prendergasts.«
    »Ei verflucht!« sagte Lamplough unbehaglich.
    »Mir liegt sehr viel daran«, versicherte ihm Seine Lordschaft.
    Die Leiche war noch nicht begraben, und Mr. Lamplough fuhr abermals mit Wimsey nach Wimbledon, um sich von neuem dieser widerwärtigen Aufgabe zu unterziehen. Diesmal begann er auf der linken Seite.
    »Links unten zweiter hinterer Backenzahn und zweiter vorderer Backenzahn mit Amalgam gefüllt. Im linken oberen Eckzahn plastische Porzellanfüllung auf der Vorderseite …«
    »Eine Sekunde«, unterbrach ihn Wimsey. »In Maggs’ Notizen steht › gebrannte Porzellanfüllung‹. Ist das ein und dasselbe?«
    »Nein. Ein anderer Prozeß. Nun, es mag auch eine
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