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Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)

Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Dorothea Böhme
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hüten, von ihrem
eigenen Kokaingebrauch zu erzählen. Ganz geheuer war ihm die Sache nicht, aber er
hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Der nächste Deal stand an. Und zumindest
musste er sich um weitere Mitwisser keine Sorgen machen. Seligmann hatte keine Familie.
Enge Freunde waren in Gesprächen im Schlosshotel auch nie erwähnt worden.
    Karl steckte
den kleinen Plastikbeutel mit dem unverkäuflichen Rest von Erichs letzter Lieferung
ein und ging hinunter in die Küche, um Kaffee zu kochen. Er hörte einen Haustürschlüssel
und anschließend unmissverständliches Getrampel.
    »Ich bin
wieder da«, schrie seine Frau und knallte die Wohnungstür hinter sich zu.
    Karl fluchte
leise. Sein Tag war ohnehin schon beschissen genug, jetzt kam auch noch Amalie viel
früher als erwartet heim. Schnell verstaute er den Plastikbeutel mit dem weißen
Puder im Küchenschrank. Zwischen Salz und Mehl gab es eine leere Dose. Seit Amalie
wegen ihres Blutdrucks nur noch Süßstoff zu sich nahm, herrschte striktes Zuckerverbot
im Haus. Das perfekte Versteck. Amalie befand sich im Ernährungs- und Fitnesswahn
und würde die Zuckerdose nie anrühren.
    »Trink nicht
so viel Kaffee, das ist ungesund, sagt Dr. Petutschnig«, ermahnte Amalie ihn. Sie
runzelte die Stirn. »Warum trinkst du überhaupt so spät noch Kaffee? Und was ist
mit deinem Arm?«
    »Nichts«,
wich Karl aus und flüchtete ins Wohnzimmer.
    »Was heißt
hier nichts?« Amalie hakte nach.
    »Kleiner
Kratzer.« Karl ließ sich auf die Couch fallen und stellte den Fernseher an.
    Amalie stellte
ihn wieder aus. »Wie ist das denn passiert?«
    Herrgott
noch einmal, diese Frau machte ihn wahnsinnig. Er beschloss, gleich zum Schlosshotel
zu fahren. Er konnte das Lager aufräumen, bevor Erich seine Lieferung brachte. Oder
die Küche in Ordnung bringen, die Seligmann am Vormittag verwüstet hatte.
    »Probleme
im Restaurant, ich muss noch mal los«, grunzte Bachmaier und stand auf.
    »Was denn,
jetzt?«
    Er achtete
nicht auf Amalie, schnappte sich seinen Autoschlüssel und marschierte zur Garage.
Kaum saß er hinter dem Steuer, kam der nächste Schock. Er konnte seinen Arm nicht
ausreichend bewegen, um den Schaltknüppel zu bedienen. Fluchend stieg er aus und
machte sich auf einen Fußmarsch gefasst. Er überlegte, ob er sich von Amalie fahren
lassen sollte. Himmel, dann würde die Alte ihn die ganze Zeit mit ihrem Gequatsche
nerven. Nein, die 150 Meter Fußmarsch waren gar nicht so schlimm. Alles war besser
als ein Abend mit Amalie.
     
    *
     
    Alles war besser als ein Nachmittag
mit seinem Assistenten Huber. Das fand zumindest Fritz Reichel, Hauptkommissar der
Polizei Lendnitz, der unglücklich an seinem Schreibtisch saß und versuchte, den
Enthusiasmus seines Mitarbeiters zu bremsen.
    »Wir haben
einen Fall!«, rief Huber und tigerte im engen Dienstzimmer des Kommissars auf und
ab. »Wir haben einen kriminellen Koch!«
    »Haben wir
nicht.« Reichel blickte sehnsüchtig auf die Sammlung Kieselsteine auf dem Fensterbrett.
Genau 138 lagen dort auf einem Haufen. 138 Diensttage hatte Reichel bis zu seiner
Pensionierung noch vor sich. Er hatte gehofft, dieses halbe Jahr ruhig und friedlich
zu überstehen.
    »Sicher!
Seien wir realistisch. 9.000 Einwohner? Lendnitz ist ein Dorf.« Huber stammte aus
Klagenfurt, er ließ keine Gelegenheit aus zu betonen, wie klein und ländlich Lendnitz
im Vergleich war. »Natürlich, in Klagenfurt wäre es ein Problem, Zeugen zu finden.«
Und da war es schon. »Landeshauptstadt, das ist eben was ganz anderes.«
    Reichel
stützte seinen Kopf auf die Hände, während Huber fortfuhr: »Aber hier ist die Wahrscheinlichkeit,
dass jemand von Bachmaiers krummen Geschäften wusste, hoch. Damit haben wir einen
Anhaltspunkt, von dem aus wir unsere Nachforschungen anstellen können.«
    »Ach ja?
Und woher wollen Sie wissen, dass dieser Koch kriminell ist? Nur weil das irgendein
Irrer mit einer Pistole behauptet hat? Ein Irrer, der sich danach selbst erschossen
hat!« Reichel seufzte. »Huber. Ich habe jeden in diesem verdammten Schlosshotel
befragt. Mein Ergebnis: 80 Prozent der Angestellten spinnen und 20 Prozent sind
Arschlöcher.«
    »Gut«, gab
Huber zu, der bei den meisten Befragungen dabei gewesen war. »Trotzdem sollten wir
überprüfen, ob der Chefkoch des Schlosshotels nicht doch Dreck am Stecken hat.«
    »Und wie
wollen Sie das anstellen?« Reichel sah Arbeit auf sich zukommen. Arbeit und eine
Menge Unannehmlichkeiten. Das hatte er ganz und
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