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Satanskuss (German Edition)

Satanskuss (German Edition)

Titel: Satanskuss (German Edition)
Autoren: Jennifer Schreiner
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sie ihn nicht fühlen konnte.
    So muss sich die Urdunkelheit anfühlen , dachte sie. Die Finsternis vor dem Wort Gottes, vor der Schöpfung.
    Plötzlich tauchten kleine Reflexe auf, leuchteten wie Sterne in einem dunklen Universum und rasten auf sie zu.
    Taumelnd schlug Ariel auf dem Boden auf und fing sich im letzten Moment mit den Händen ab.
    Spiegel , erkannte sie. Verwirrt sah sie sich um. In der seidigen Dunkelheit glänzten überall die Bruchstücke kleiner und großer Spiegelfragmente.
    Bevor Ariel ihre Eindrücke ordnen konnte, glitt Simon mit einem leisen, geschmeidigen Geräusch ein Stück von ihr entfernt aus der Dunkelheit und stand sofort wieder sicher auf seinen Beinen.
    Als er Ariels Blick auffing, meinte er lässig: „Da gewöhnt man sich schnell dran!“
    Ariel musste sich beherrschen, um nicht zurückzuweichen. Es war Simon, aber irgendwie… doch nicht. Als er sich bewegte, teilte sich die Dunkelheit wie in einem gruseligen Traum, gab seine große, kräftige Gestalt frei, die sich hell von dem Schwarz abhob. Der Ausdruck in seinem schönen Gesicht war kalt wie Eis.
    Ariel schüttelte heftig den Kopf – einmal, zweimal – um die irrwitzige Vision zu vertreiben.
    Er ist fast unmenschlich schön, dachte sie und staunte ihn an. Er wirkte raubtierhaft. Er bewegte sich sogar wie eines; geschmeidig, kraftvoll und sicher.
    Und todbringend gefährlich.
    Simon verzichtete darauf, näher zu kommen und sah Ariel nur mit einem seltsamen Ausdruck an, den sie nicht deuten konnte.
    Als selbst ihr, der Meisterin des Schweigens, die Stille zu unheimlich wurde, fragte sie leise: „Wo sind wir?“ Wieder verschwanden die Töne in der Dunkelheit. Wurden nicht von ihr geschluckt und hallten nicht, sondern schienen mit ihr eins zu werden, als verleibe sich die Finsternis alles ein, was nicht ohnehin schon zu ihr gehörte. So als enthalte sie alles, jede Farbe, jeden Ton und jedes Wort. Vielleicht enthält sie tatsächlich alles , dachte Ariel mit einem Anflug aus religiöser Verwirrung.
    Wenn dies die Urdunkelheit ist, aus der alles entstanden ist, muss sie alles enthalten – zumindest in der Potenz, als Möglichkeit. Sie schüttelte den Kopf ob ihrer abstrusen Idee, und versuchte ihre Augen von Simon abzuwenden.
    Es gelang ihr nicht. Wie hypnotisiert hing ihr Blick an ihm fest.
    Oh Gott! Wahrscheinlich schwebte sie in Lebengegefahr, und alles was sie konnte, war ihn anstarren und die Veränderungen in sich aufzunehmen. Er war wirklich schön. Unglaublich schön. Erschreckend gnadenlos schön. Sie war einem solchen Mann noch nie begegnet. Ihre verborgensten Fantasien erwachten zum Leben.
    Und als Gegenleistung will der Teufel deine Seele , warnte ihre innere Stimme leise. Endlich gelang es ihr, sich von seinem Anblick loszureißen.
    „Im Inneren der Spiegel!“, erklärte Simon mit dem Hauch eines sinnlichen Lächelns.
    „Der Spiegel? Wie viele gibt es?“ Ariel stutzte und sah sich um. Ihr erster Eindruck war richtig gewesen.
    Simon zog einen Mundwinkel nach oben. Das Grübchen, welches sich sonst auf seiner Wange bildete und den Eindruck der Perfektion abmilderte, entstand, milderte aber in diesem Falle nichts ab, sondern verstärkte.
    „Ja, der Magier hat Spiegel hergestellt. Seelenfresser mit denen er Unsterblichkeit versuchte zu erlangen.“ Simon machte einen Schritt auf Ariel zu.
    „Aber das hier ist kein Seelenfresser, nicht wahr?“ Ariel wich langsam nach hinten aus. Sie dachte an Simons scheinbare Angst vor Spiegeln, an seine Reaktion auf die Spiegelbruchstücke, die sie an den Tatorten gefunden hatte.
    Er lächelte beruhigend. „Nein, nicht nur. Der Spiegeldolch ist der Seelenfresser. Mit ihm werden Seelen gesammelt.“
    „Du meinst, du hast die Seelen gesammelt?“ Ariels Augen waren vor Furcht geweitet.
    Simon wünschte sich, er könne es ihr schonender beibringen, aber sie hatte die Frage gestellt und er würde sie beantworten. – Keine Lügen mehr zwischen ihnen.
    „Ja!“
    Ariel nickte, als das letzte Puzzleteil an seinen Platz rutschte und die Übersetzung der Spiegelinschrift übernahm.
    „Ein Spiegel, viele Orte“
    Dieser Spiegel verschluckte den Benutzer, brachte ihn an diesen Ort und zu den anderen Spiegeln. Ein- und Ausgänge gleichermaßen. So also hatte sich der Mörder – Simon! – mit solch atemberaubender Geschwindigkeit und ungesehen von Tatort zu Tatort bringen können.
    Und so hatte er die Leichen entsorgt, nachdem er sie an diesem Ort hatte ausbluten lassen.
    „Die
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