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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder
Autoren: Jonathan Kellerman
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wurde bereits schwarz.
    Ich setzte ihm die Pistolenmündung auf die Stirn und er sank zurück.
    Robin drückte sich an die Wand und starrte mich an. So viel Blut ...
    Moreland stand mühsam auf. Blut tropfte von dem verwundeten Arm, der schlaff von seiner Schulter hing, während er mit dem anderen Arm seine Schützlinge abzuschirmen versuchte.
    Sie starrten wie gebannt auf Haygoods Leiche und auf die Blutlache darunter, die schnell größer wurde.
    Ich fühlte mich schwer wie ein Schlachtschiff und mir war speiübel.
    Ich hatte nie eine Schusswaffe besessen. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ich einmal jemanden erschießen würde. Und jetzt das - vor Robins Augen ...

37
    Schließlich war es Morelands Blut, das mich von diesen Gedanken abbrachte. Sein Hemdsärmel war dunkelrot und ich hörte das Blut auf den Boden tropfen.
    Er kümmerte sich nicht darum und versuchte weiterhin, seine Kinder zu beruhigen.
    Robin lief zu ihm und er sagte: »Keine Sorge, meine Liebe. Die Kugel ist glatt durch den Muskel gegangen. Das Blut ist nur ein Leck, kein Strom, das heißt die Arterie ist nicht verletzt ... Es ist nicht gefährlich. Wenn Sie mir ein frisches Hemd aus dem Korb dort holen würden, könnte ich die Blutung stillen.«
    Robin brachte ihm ein kariertes Hemd, das Moreland auf seinen Arm drückte. Er lächelte mir zu. »Ein wunderbarer Bluff, Alex. Wir sind ein gutes Team.«
    Creedman saß stöhnend auf dem Boden, mit geschwollenem Gesicht, und ich zog ihn hoch.
    »Ich will hier raus«, sagte Robin.
    »Wir dürfen Jo nicht vergessen«, erwiderte ich. »Wo ist sie, Tom?«
    Creedmans Blick verriet mir, dass er unter Schock stand. Hatte ich ihn zu hart geschlagen? Ich fragte ihn noch einmal, doch er stöhnte nur, hielt sich den Kopf und wurde schlaff. Als ich sah, dass er die Augen verdrehte, griff ich ihm um die Schultern und hielt ihn aufrecht.
    Moreland schaffte es schließlich, die weichen Menschen zu beruhigen, und führte sie in ihr Spielzimmer zurück. Trotz der Wunde wirkte er wie neugeboren.
    »Hol die Bücher, Jimmy, Bücher für alle. Gib jedem ein Buch. Ich werde bald zurück sein.«
    Er schloss lächelnd die Tür und verriegelte sie. Drinnen ging wieder die Musik los.
    »Es scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte er, doch er klang besorgt.
    »Gibt es noch andere Ausgänge außer den beiden Rampen?«, fragte ich.
    »Leider nicht.«
    »Wenn wir den Hinterausgang nehmen, landen wir im Wald, in vollkommener Finsternis. Ich würde sagen, wir gehen durch den Tunnel.«
    Moreland hatte nichts dagegen einzuwenden.
    Ich rüttelte Creedman wach, zog ihn am Kragen hoch und schob ihn an den Nebenzimmern vorbei in die große Höhle. Er war sehr schwer und die Hand, mit der ich sein Gesicht bearbeitet hatte, begann schmerzhaft zu pochen.
    »Bleibt hinter mir«, bat ich Robin und Moreland. »Wenn sie an der Falltür auf uns wartet, soll unser Gourmet hier der Erste sein, der ihr vor die Flinte kommt.«
    Der Rückweg erschien wesentlich schneller. Moreland hielt gut mit, trotz seines Alters und seiner Verletzung. Und er war ruhig. Er versuchte nicht mehr, uns von irgendetwas zu überzeugen.
    Bald waren wir an der Rasentreppe und an der offenen Betonklappe.
    Das Labor darüber war hell erleuchtet.
    Wir hatten keine Wahl, wir mussten hinauf. Moreland und Robin blieben zurück und ich schob Creedman die Treppe hoch, Stufe für Stufe. Seine Regengaloschen quietschten, doch ansonsten gab er keinen Laut von sich. Erst als wir ganz oben waren, begann er, sich zu sträuben, doch ein Stoß ins Kreuz mit der Pistolenmündung beruhigte ihn sofort.
    Noch drei Stufen. Wir blieben stehen. Oben war alles still. Noch zwei Stufen, eine - von Jo keine Spur.
    Wir waren drinnen. Das Labor war genau so, wie wir es verlassen hatten, bis auf das Licht - und bis auf das, was ich nun in dem Gang zum Vorraum sah.
    Dort saß ein Mann, an einen Stuhl gefesselt und geknebelt. Ein dünner Mann mit struppigem, grauem Bart und grauen Haaren.
    Carl Sleet. Der Gärtner, der Ben wahrscheinlich zum Park gelockt hatte. Seine Augen verengten sich, als er Creedman sah, und seine Handgelenke zerrten an den Kabelbindern, mit denen er gefesselt war.
    Solche Binder benutzte gewöhnlich die Polizei. Hatte Haygood ihn gefesselt, bevor er mit Creedman in die Höhle gestiegen war?
    Nein - dann hätte Creedman nicht so verblüfft ausgesehen.
    Plötzlich erschien Jo im Korridor, unbewaffnet und mit erhobenen Händen.
    »Schießen Sie nicht«, sagte sie vergnügt.
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