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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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ausreichen
    müssen."
    Die Brüder schwiegen; jeder war in seinen eigenen Gedanken
    verloren. Schließlich meinte Nick: „Es wird schwierig werden,
    den ton dazu zu bringen, sie zu akzeptieren."
    Ralston fluchte lauthals - sein Bruder hatte recht.
    Als Tochter einer nicht rechtmäßig geschiedenen Frau würde
    Juliana es in der Gesellschaft erst einmal schwer haben. Bes-
    tenfalls wäre sie das Kind einer gesellschaftlichen Außenseite-
    rin, das mit dem schlechten Ruf der Mutter zu kämpfen hätte.
    Schlimmstenfalls wäre sie die illegitime Tochter einer gefalle-
    nen Marchioness und deren bürgerlichen italienischen Liebha-
    bers.
    Nick fügte hinzu: „Man wird ihre Legitimität in Zweifel zie-
    hen."
    Gabriel dachte einige Augenblicke nach. „Wenn unsere Mut-
    ter Julianas Vater geheiratet hat, heißt das, dass die Marchio-
    ness bei ihrer Ankunft in Italien zum Katholizismus konvertiert
    sein muss. Die katholische Kirche hätte eine Ehe mit einer An-
    glikanerin niemals anerkannt."
    „Ah, dann sind jetzt also wir diejenigen, die hier illegitim
    sind?" Nicks Worte wurden von einem ironischen Lächeln be-
    gleitet.
    „Zumindest für einen Italiener", erklärte Gabriel. „Zum
    Glück sind wir aber Engländer."
    „Hervorragend. Da sind wir ja noch einmal davongekom-
    men", erwiderte Nick. „Aber was ist mit Juliana? Bestimmt
    werden sich eine ganze Reihe Leute weigern, mit ihr Umgang
    zu pflegen. Es wird ihnen nicht gefallen, dass sie die Tochter ei-
    ner gefallenen Frau ist. Und dann auch noch Katholikin."
    „Sie hätten Juliana ohnehin nicht akzeptiert. Wir können es
    nicht ändern, dass ihr Vater von bürgerlicher Herkunft ist."
    „Vielleicht sollten wir versuchen, sie als entfernte Verwandte
    auszugeben statt als unsere Schwester."
    Raistons Antwort duldete keine Widerrede. „Kommt nicht in-
    frage. Sie ist unsere Schwester. So werden wir sie den anderen
    vorstellen und die Konsequenzen dann eben tragen."
    „Die Konsequenzen wird wohl eher sie tragen." Nick sah sei-
    nem Bruder in die Augen, und seine Worte hingen schwer im
    Raum. „Bald wird die Saison in vollem Gang sein. Wenn uns die
    Sache glücken soll, müssen wir ganz korrekt vorgehen. Ihr Ruf
    kann nur so gut wie unserer sein."
    Ralston verstand, was sein Bruder damit meinte. Er würde
    die Liaison mit Nastasia beenden müssen - die Opernsänge-
    rin war für ihre Indiskretion berüchtigt. „Ich rede noch heute
    mit Nastasia."
    Sein Bruder nickte und fügte hinzu: „Juliana muss in die Ge-
    sellschaft eingeführt werden. Dazu brauchen wir jemanden mit
    blütenreinem Leumund."
    „Ja, daran habe ich auch schon gedacht."
    „Wir könnten ja Tante Phyllidia bitten." Nick schauder-
    te schon bei der bloßen Erwähnung der Schwester ihres Va-
    ters - ihre Tante Phyllidia verfügte nicht nur über jede Menge
    Meinungen, die sie im Brustton der Überzeugung vorzutragen
    wusste, sie war eine Herzoginwitwe und eine Säule der guten
    Gesellschaft.
    „Nein." Raistons Antwort kam umgehend. Ihre Tante besaß
    für eine so delikate Situation - eine mysteriöse Schwester, die
    zu Beginn der Saison in Ralston House auftauchte - nicht genü-
    gend Fingerspitzengefühl. „Unsere weiblichen Verwandten sind
    alle nicht geeignet."
    „Wer dann?"
    Ihre Blicke trafen sich. Beide waren sie entschlossen, beide
    hatten sich der Sache verschrieben.
    Doch nur einer war der Marquis. Und seine Worte ließen kei-
    nerlei Raum für Zweifel. „Ich finde jemanden."
    Weinend lief sie hinzu, und fiel mit offenen Armen Ihrem Ge-
    mahl um den Hals, und küsste sein Antlitz, und sagte (...):
    Jetzo besiegst du mein Herz, und alle Zweifel verschwin-
    den.
    Also sprach sie. Da schwoll ihm sein Herz von inniger Weh-
    mut:
    Weinend hielt er sein treues geliebtes Weib in den Armen.
    Callie Hartwell hielt in ihrer Lektüre inne und stieß ei-
    nen tiefen, zufriedenen Seufzer aus. Das Geräusch
    durchbrach die Stille in der Bibliothek von Allendale
    House, in die sie sich auf der Suche nach einem guten Buch vor
    Stunden zurückgezogen hatte. Nach Callies Meinung brauchte
    ein gutes Buch eine Liebesgeschichte, welche Zeit und Raum
    überdauerte - und Homer enttäuschte nicht.
    Ach, Odysseus, dachte sie seelenvoll, blätterte eine vergilbte
    Seite des Lederbandes um und wischte sich eine Träne aus dem
    Auge. Nach zwanzig Jahren kannst du deine geliebte Frau end-
    lich wieder in die Arme schließen. Die wohlverdienteste Wie-
    dervereinigung, von der ich je gelesen habe.
    Sie hielt
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