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Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Titel: Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
Autoren: Jennifer Jaeger
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fest.
    „Ich habe dich nicht angelogen. Nicht immer. Am Anfang folgte ich seinen Plänen aber dann ... habe ich Gefühle für dich entwickelt.“
    Ein heiseres Lachen dringt aus meiner Kehle. Ich glaube ihm kein Wort. Seine Geschichte klingt wie die alten Legenden, in denen die Bösen merken, dass sie doch auf der Seite der Guten stehen wollen. Er möchte mich um den Finger wickeln, damit ich ihm mein Kind überlasse. Niemals. Und doch fügen sich tief in mir einige der Scherben wieder zusammen. Ich sehne mich danach, Teil eines solch wunderbaren Abenteuers zu sein. In den Erzählungen sind am Ende alle glücklich. Zumindest jene, die es sich verdient haben.
    „So ein Schwachsinn!“
    Dearghs Ausruf hallt in meinen Ohren wider und ich muss ihm leider zustimmen, auch wenn sich dadurch weitere Splitter in mein Herz bohren.
    „Wusstest du es?“
    „Bitte?“
    „Dass sie meine Mutter war? Dass Enya meine Schwester ist? Wusstest du das?“
    Ich dachte, dass ich diese Worte schreien würde, aber ich bin ganz ruhig. Angestrengt versuche ich die Wahrheit in seinen Bernsteinaugen zu finden. Zunächst begegnet er meinem Blick, dann wendet er sich ab und seine Mundwinkel rutschen nach unten.
    „Ich wusste es!“
    Jetzt schreie ich. Ich schreie all meinen Hass, meine Wut und meine Enttäuschung heraus. Feine Speicheltropfen landen auf seiner weichen Haut, aber er wischt sie nicht weg.
    „Es hätte nichts geändert“, murmelt er. Verblüfft blinzle ich.
    „Es hätte wirklich nichts geändert. Denk doch nach. Alriel war schon lange tot, als wir uns besser kennenlernten. Und die Sache mit Enya ist mehr eine Vermutung als eine belegte Tatsache.“
    „Eine Vermutung? Pah! Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Niall ist der Vater der Beiden. Das ist Realität.“
    Ein Klirren. Ich wirble herum. Ein roter Rubintropfen purzelt hinter einem Steinbrocken hervor. Enya. Ich lasse mir nichts anmerken und wende mich schnell wieder Deargh zu. Er scheint nichts bemerkt zu haben. 
    „Hach ja. Diese Erinnerung“, brummt der Dämonenfürst, „damals habe ich mich wirklich selbst übertroffen.“
    Edan möchte Deargh unterbrechen, aber ich hebe die Hand und bedeute ihm, zu schweigen.
    „Es ist nicht leicht, ein Mischblut zu finden. Die Ilyea achten sehr darauf, dass sich ihr Blut nicht vermischt, damit nicht so ein Kind entsteht, wie es gerade in dir heranwächst, Niamh. Aber sie rechneten nicht mit meiner List. Wenn man die Jahreszeiten unzählige Male vorbeiziehen sieht hat man viel Zeit, um sich einen raffinierten Plan auszudenken. Oh ja, ich hatte schon viele. Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass sie nicht oft Früchte getragen haben. Es war schwer, ein Kind zu zeugen und wenn es mir mal gelang, dann überlebte es nicht oft. Falls doch, entstand nie ein passendes Gegenstück. So viel Zeit verstrich, ohne dass meine Samen Früchte trugen. Meine Kinder verwelkten, wurden unbrauchbar und starben. Nur Edan hier erwies sich als zäh genug. Ich wollte nichts dem Zufall überlassen und habe ihn sehr früh zu mir geholt. Ah, ich sehe, das weißt du bereits.“
    Edan sieht mich verblüfft an. Tatsächlich mussten meine Augen in diesem Moment kurz verräterisch aufgeblitzt haben. Die Geschichte der Dorferzählerin. Ja, ich weiß es. Der Halbdämon lebte bis jetzt in dem Glauben, dass ich noch immer an seine romantische Geschichte glaubte.
    Mir bleibt nichts übrig, als zu nicken.
    „Ah. Nun, zumindest bist du nicht auf den Kopf gefallen. Edan sollte dir erzählen, dass er aus Liebe entstanden ist. Dass sein Vater wahre Gefühle hegte. Alles nur, um in dir die Vorstellung zu wecken, dass Dämonen das wirklich können. Hoffnung kann so verräterisch sein, nicht wahr, Niamh?
    Nun, ich schweife ab. Verzeiht mir.
    Solche Erzählungen machen mich immer wieder nostalgisch.
    Bevor ich Edan jedoch zu mir nehmen konnte, musste ich erst etwas anderes erledigen. Eine Hälfte reicht nicht, um etwas zu vervollständigen. Und da kam mir eine geniale Idee: Krieg.
    Nein, ich wollte nicht gleich reale Kämpfe anzetteln, auch wenn das sicherlich nett gewesen wäre. Jedoch hätte dann das Risiko bestanden, dass jene Ilyea, die ich für meinen Plan benötigte, sterben würden. Also kein Krieg. Nicht dieses Mal. Ich begnügte mich mit Kriegsgerüchten, welche ich wohlbedacht verstreute. Hier und da. Sie verbreiteten sich schnell.
    Bemüh dich nicht, zu fragen, Niamh.
    Warum Kriegsgerüchte? Ich sehe in deinen Augen, dass du es nicht
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