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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau
Autoren: Kerstin Gier
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Informationen auf einmal, das sah Gideon gar nicht ähnlich. »Oh, aber das ist doch sicher cool, dort Ferien zu machen, oder nicht?«
    »Ja, klar«, sagte er spöttisch. »Es gibt einen Pool so groß wie drei Tennisplätze und die bescheuerte Jacht hat goldene Wasserhähne.«
    »Stelle ich mir auf jeden Fall besser vor als ein unbeheiztes Cottage in Peebles.« In meiner Familie verbrachte man die Sommerferien grundsätzlich in Schottland.
    »Wenn ich du wäre und eine Familie in Südfrankreich hätte, würde ich sie jedes Wochenende besuchen. Selbst, wenn sie keinen Pool und keine Jacht hätten.«
    Gideon sah mich kopfschüttelnd an. »Ach ja? Und wie würdest du das anstellen, wenn du dabei alle paar Stunden in die Vergangenheit springen müsstest? Nicht unbedingt ein prickelndes Erlebnis, wenn man gerade mit hundertfünfzig Sachen auf der Autobahn entlangfährt.«
    »Oh.« Diese Zeitreisegeschichte war irgendwie noch zu neu für mich, als dass ich mich mit allen Konsequenzen auseinandergesetzt hätte. Es gab nur zwölf Träger des Gens - quer über alle Jahrhunderte verteilt - und ich konnte immer noch nicht recht fassen, dass ich einer von ihnen war. Vorgesehen war eigentlich meine Cousine Charlotte gewesen, die sich mit Feuereifer auf ihre Rolle vorbereitet hatte. Aber meine Mutter hatte aus unerfindlichen Gründen mit den Daten meiner Geburt getrickst und nun hatten wir den Salat. Genau wie Gideon hatte ich nun die Wahl, entweder kontrolliert mithilfe des Chronografen in die Zeit zu springen oder aber jederzeit und an jedem Ort von einem Zeitreisesprung überrascht zu werden, was, wie ich aus eigener Erfahrung wusste, nicht gerade angenehm war.
    »Du müsstest natürlich den Chronografen mitnehmen, damit du zwischendurch immer in ungefährliche Zeiten elapsieren könntest«, überlegte ich laut.
    Gideon stieß ein freudloses Schnauben aus. »Ja, auf diese Weise ist natürlich sehr entspanntes Reisen möglich und man lernt auch gleich noch so viele historische Orte an der Strecke kennen. Aber mal abgesehen davon, dass man mir niemals erlauben würde, mit dem Chronografen im Rucksack durch die Gegend zu fahren - was würdest
du
denn solange ohne das Ding machen?« Er sah an mir vorbei aus dem Fenster. »Dank Lucy und Paul gibt es nur noch einen oder hast du das vergessen?« Seine Stimme war wieder hitzig geworden, wie immer, wenn von Lucy und Paul die Rede war.
    Ich zuckte mit den Schultern und sah ebenfalls aus dem Fenster. Das Taxi schlich in Schrittgeschwindigkeit in Richtung Picadilly. Na super. Feierabendverkehr in der City. Wahrscheinlich wären wir zu Fuß schneller gewesen.
    »Dir ist offensichtlich noch nicht ganz klar, dass du nicht mehr viel Gelegenheit haben wirst, von dieser Insel herunterzukommen, Gwendolyn!« In Gideons Stimme schwang Bitterkeit mit. »Oder aus dieser Stadt heraus. Anstatt dich Urlaub in Schottland machen zu lassen, hätte deine Familie dir lieber mal die große weite Welt gezeigt. Jetzt ist es dafür zu spät. Stell dich darauf ein, dass du dir alles, wovon du träumst, nur noch über Google Earth anschauen kannst.«
    Der Taxifahrer kramte ein zerfleddertes Taschenbuch hervor, lehnte sich in seinem Sitz zurück und begann ungerührt zu lesen. »Aber ... du bist doch in Belgien gewesen und in Paris«, sagte ich. »Um von dort in die Vergangenheit zu reisen und das Blut von wie hieß er noch gleich und dieser Dings . ..«
    »Ja, klar«, fiel er mir ins Wort. »Zusammen mit meinem Onkel, drei Wächtern und einer
Kostümbildnerin.
Ganz tolle Reise! Abgesehen davon, dass Belgien ja auch so ein wahnsinnig exotisches Land ist. Träumen wir nicht alle davon, mal für drei Tage nach
Belgien
zu reisen?«
    Von seiner plötzlichen Heftigkeit eingeschüchtert, fragte ich leise: »Wo würdest du denn hinfahren, wenn du es dir aussuchen könntest?«
    »Du meinst, wenn ich nicht mit diesem Zeitreisefluch geschlagen wäre? Oh Gott - ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen würde. Chile, Brasilien, Peru, Costa Rica, Nicaragua, Kanada, Alaska, Vietnam, Nepal, Australien, Neuseeland ...« Er grinste schwach. »Naja, so ziemlich überall hin außer auf den Mond. Aber es macht nicht wirklich Spaß, darüber nachzudenken, was man im Leben niemals tun kann. Wir müssen uns damit abfinden, dass unser Leben reisetechnisch eher eintönig ausfallen wird.«
    »Wenn man von den Zeitreisen mal absieht.« Ich wurde rot, weil er »unser Leben« gesagt hatte und es irgendwie so ... intim klang.
    »Das ist
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