Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
passiert, vor fünf Jahren etwa.«
»Können Sie das reparieren?«
»Ich werd’s versuchen. Aber womöglich brauchen Sie einen Elektriker oder irgendeinen Handwerker, der sich besser mit Strom auskennt als ich – vielleicht zusätzlich auch noch einen Klempner.«
Jenna stöhnte bei dieser Vorstellung innerlich auf, wenngleich sie Wes Allen kannte, einen Elektriker und Gelegenheitskünstler, der am Columbia Theater in the Gorge arbeitete, dem Theater am Ort, in dem sie ehrenamtlich tätig war. Dann war da noch Scott Dalinsky, der im Theater für die Licht- und Tontechnik zuständig war. Doch ihm würde Jenna Arbeiten in ihrem Haus nicht anvertrauen. Obwohl er Wes’ Neffe und der Sohn ihrer Freundin Rinda war, fühlte Jenna sich in Scotts Nähe unbehaglich. Sie hatte ihn zu oft dabei ertappt, dass er sie anstarrte, sodass sie sich in seiner Gegenwart nicht mehr unbefangen fühlen konnte.
»Ich bin in einer halben Stunde da«, versprach Hans.
»Danke.«
Hans war ein Geschenk Gottes. Mit seinen dreiundsiebzig Jahren half er immer noch bei der Versorgung der Tiere und dem Management der Farm. Er war der Verwalter der früheren Besitzer gewesen, und als Jenna in das Haus einzog, hatte sie ihn geradezu angefleht zu bleiben. Er hatte sich einverstanden erklärt, und sie hatte diese Entscheidung seither nicht eine Sekunde lang bereut. Auch heute war sie wieder einmal froh, ihn zu haben. Wenn Hans nicht selbst in der Lage war, das Problem zu beheben, würde er jemanden auftreiben, der es konnte.
Allie, die ihre wilde Mähne inzwischen halbwegs gebändigt hatte, kam ins Zimmer. Sie trug bereits eine Fleecejacke und hatte sich den Riemen des Schulrucksacks über die Schulter gelegt.
»Hast du dir die Zähne geputzt?«, fragte Jenna, ehe ihr klar wurde, wie unsinnig diese Frage war. »Ich weiß, das ist nicht das, was der Zahnarzt empfehlen würde, aber falls du einen schlechten Geschmack im Mund hast, kau auf dem Weg zur Schule ein Kaugummi.«
»Schon okay«, sagte Allie mit matter Stimme, um ihre Mutter dezent daran zu erinnern, dass sie sich nicht gut fühlte.
»Du schreibst heute einen Mathe-Test, nicht wahr? Bist du gut vorbereitet?«
Allie furchte die Stirn und zog die Brauen zusammen. In diesem Augenblick war sie ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. »Ich hasse Mathe.«
»Du bist immer gut in Mathe gewesen.«
»Aber wir haben Algebra.« Allie rümpfte angewidert die Nase.
»Nun ja, da mussten wir alle durch«, versetzte Jenna und ärgerte sich gleich darauf über sich selbst. Sie nahm ihre Jacke vom Haken an der Hintertür und schlüpfte hinein. »Hör zu, ich versuche heute Abend, dir zu helfen, und wenn ich es nicht kann, springt Mr Brennan vielleicht ein. Er war Ingenieur bei der Air Force und …«
»Nein!«, wehrte Allie hastig ab. Jenna gab es auf – ihre Töchter mochten es beide nicht, dass sie sich mit einem Mann traf, obwohl Robert seit ihrer Scheidung schon zwei Mal wieder geheiratet hatte. Das war selbst für Hollywoodverhältnisse ein Rekord. Harrison Brennan war ihr Nachbar, Exmilitär und Witwer. Seit ihrem Einzug zeigte er mehr als nur ein flüchtiges Interesse an Jenna, und doch fasste er sie nicht ehrfurchtsvoll mit Glacéhandschuhen an, wie so viele andere Einwohner der Stadt es getan hatten, als sie nach Falls Crossing gezogen war.
»Okay, ich werde jedenfalls tun, was ich kann«, versprach sie und streifte ein Paar Lederhandschuhe über, während sie zum Treppenabsatz ging. »Cassie, beeil dich! Wir warten im Auto!«
»Ich komm ja schon!«
»Ist gut.« Wieder in der Küche, sagte sie zu Allie: »Komm, wir wärmen den Wagen schon mal vor.« Im nächsten Moment war sie zur Hintertür hinaus. Eiskalte, trockene Luft schlug ihr entgegen. Eine Bö drang in den überdachten Durchgang und zauste Jennas Haar. Während sie die Garagentür aufschloss, sah sie flüchtig zum Himmel auf. Tief hängende, metallisch graue Wolken streiften die Hügel der Umgebung und kündigten Schnee an, wie es der Wetterbericht vorausgesagt hatte. »Brrr«, machte Jenna fröstelnd und schwor sich, diesen Durchgang im nächsten Sommer mit dreifacher Isolierverglasung wetterfest zu machen.
Critter und Allie folgten ihr in die Garage, der ebenfalls Wärmedämmung und ein neues Dach nicht geschadet hätten. Nachdem sie alle drei in den Jeep gestiegen waren, steckte Jenna den Schlüssel ins Zündschloss.
Sie trat aufs Gas und drehte den Zündschlüssel.
Der Motor sprang nicht an.
»Nun mach schon«,
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