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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
Autoren: Lynsay Sands
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nervös in die Runde, um sicher zu sein, dass man sie nicht etwa belauschte. Allerdings schien niemand sie zu beachten. Die meisten Gäste schauten erwartungsvoll zum Kirchenportal in der Hoffnung, die Bräute zu entdecken, die schon längst hätten da sein müssen.
    Radcliffe blickte zu Tomas und nickte. „Ja, sie bestand nachdrücklich darauf, den Club zu sehen. Offenbar war sie neidisch, weil Beth in diese »heiligen Hallen’ – das sind ihre Worte, nicht meine! – hineingekommen war, und deshalb wollte sie sich den Club eben auch einmal ansehen.“
    „Hast du sie schon einmal dorthin mitgenommen?“
    „Nein, nein. Es gelang mir, sie eine Zeit lang zu vertrösten, und als sie die Geduld wegen meiner Verzögerungstaktik verlor, war sie guter Hoffnung und meinte selbst, die verräucherte Luft dort sei nicht gut für das Baby. Ich hoffe sehr, wenn das Kind geboren und Charlie wieder auf den Beinen ist, hat sie vergessen …“
    Ein schwacher Schrei außerhalb der Kirche erschreckte ihn. „Das hörte sich nach Charlie an!“
    Gefolgt von Tomas eilte er zum Kirchenportal. Beide stürzten zur Tür hinaus, blieben dann auf der oberen Stufen wie angewurzelt stehen und starrten offenen Mundes auf das Spektakel, das sich unten auf der Straße abspielte: Charlie und Beth, beide in ihrem Hochzeitsstaat, waren dabei, auf einen Mann loszugehen, der wie ein Straßenverkäufer aussah. Blumen flogen durch die Luft, als die beiden mit ihren Brautsträußen auf den armen Kerl eindroschen und ihn dabei voller Wut anschrien.
    „Habe ich dir schon einmal gesagt, Radcliffe, wie wenig ich den Einfluss schätze, den deine Gattin auf meine ausübt?“ fragte Tomas.
    Radcliffe warf ihm einen erstaunten Blick zu. „Meine Gattin? Verdammt, Tomas, du kannst doch Charlie nicht die Schuld an Beth’ Veränderung geben. Die beiden sind zusammen aufgewachsen, und nach zwanzig Jahren Einfluss war sie nicht so, wie sie jetzt ist!“
    Tomas runzelte die Stirn. „Daran habe ich nicht gedacht. Was hat es denn deiner Meinung nach jetzt bewirkt?“
    Radcliffe lächelte. „Nun, das einzige Neue in ihrem Leben bist du.“
    Über diese Wahrheit staunte Tomas noch immer, als Stokes aus der Kirche zu ihnen kam. „Oh Himmel!“ rief er. „Lady Charlie und Lady Beth sind kaum in der Verfassung für ein derartiges Verhalten.“
    Radcliffe und Tomas blickten wieder auf die Straße. Der Mann hatte sich offenbar fortbewegt und versuchte nun, auf den Kutschbock eines Wagens zu klettern, doch eine der Frauen sprang ihn von hinten an. Trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft schlug sie sich dabei recht wacker. Unterdessen trat ihm die zweite „Braut“ kräftig auf die Zehen sowie gegen die Schienbeine und riss ihm fast die Haare aus. Der Mann quiekte wie ein Ferkel.
    Wild entschlossen liefen die beiden Ehemänner hinzu. Radcliffe befasste sich sofort mit der Braut auf dem Rücken des fremden Mannes, löste sie von diesem, trug sie ein paar Schritt zur Seite und stellte sie dort auf den Boden. Als sie sich zu ihm umdrehte, blickte er sie verblüfft an. „Elizabeth?“
    „Sie lassen ihn ja fort! Haltet ihn!“ rief Beth und rannte los, während Charlie sich aus Toms Griff befreite und ebenfalls auf den Mann zustürzte.
    Fluchend liefen Radcliffe und Tomas auf ihre Ehefrauen zu, packten sie bei den Armen und zerrten sie fort. Danach hielten sie auch den fremden Mann fest, der erneut versuchte, auf seinen Wagen zu klettern. Sie zogen ihn wieder auf den Boden herunter und drehten ihn zu ihren schwer keuchenden Gattinnen um.
    Finster betrachtete Radcliffe die aufgelösten Damen. „Und jetzt will ich wissen, was hier los ist!“
    „Er hat dieses Kind verprügelt!“ antwortete Charlie aufgebracht und richtete dabei ihren Brautschleier.
    „Welches Kind?“ fragte Tomas.
    „Den Knaben auf der Ladefläche des Wagens“, antwortete seine Gemahlin.
    Die beiden Herren ließen den fremden Mann, wo er war, und spähten in den Wagen, wo sie einen kleinen Jungen hocken sahen. Die Striemen und Blutergüsse an seinem Körper stammten unverkennbar von fürchterlichen Schlägen. Radcliffe griff in den Wagen und hob das Kind von den schmutzigen Lederstreifen, auf denen es saß.
    „Einen Augenblick mal! Legen Sie ihn wieder hin. Der Junge gehört mir!“ rief der Mann, der inzwischen herangeeilt war.
    Radcliffe zog eine Braue hoch. „Dir?“
    „Jawohl. Das ist mein Neffe. Ich bekam ihn, als seine Eltern starben. Ich bildete ihn zu einem Flickschuster aus. Er
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