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Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Titel: Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
Autoren: Dorothé Kanders
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vorgeben, all
unsere Lehren und unser Handeln seien vom Anhauch des Heiligen Geistes beseelt,
und uns so unantastbar machen? Obwohl wir unsere Lehren vielfach aus dem Neuen
Testament schöpfen? Und obwohl wir um die Widersprüche darin wissen?«
    Einige der Kardinäle waren von den Kirchenbänken
rechts und links des Alters aufgesprungen.
    Die Entrüstung war ihnen in die Mienen gemeißelt.
    Die Journalisten hatten ihre Notizblöcke gezückt und
schrieben eifrig. Die Fernsehkameras liefen.
    Rodriguez wandte sein blasses Gesicht den Kardinälen
zu. »Aufgrund der Ereignisse der letzten Tage bitte ich Sie, sich wieder zu
setzen, Eminenzen. Denn diese Ereignisse haben noch immer kein Ende. Es ist
doch offensichtlich, dass der Heilige Vater uns heute nicht beehren kann.«
    Eine versteckte Anspielung auf das, was
augenscheinlich war, die Abwesenheit des Papstes.
    Dann hat er ihn, hörte Bariello die Worte, die Marisa vorhin am Telefon zu ihm
gesagt hatte. Dann ist er in den Händen des Mannes, dessen Identität wir
nicht kennen; und Marisahatte recht. Erpressung war die einzige
Erklärung für Rodriguez' Verhalten, außer er war selbst einer der Täter.
    Bariellos Blick glitt über die Reihen aus Priestern und
Nonnen rechts auf den Kirchenbänken; manche Gesichter waren wie versteinert, in
den anderen stand Empörung oder Entsetzen.
    »Denn haben nicht diejenigen von uns«, sagte
Rodriguez, »die über Jahrhunderte hinweg gemordet haben, auch gesagt, sie seien
vom Heiligen Geist beseelt? Und haben nicht diejenigen von uns, die Menschen
versklavt haben, auch gesagt, sie seien vom Heiligen Geist beseelt? Und geben
nicht auch wir vor, unter dem Anhauch des Heiligen Geistes zu lehren, obwohl
wir Menschen dafür erniedrigen, wie Gott sie geschaffen hat?«
    »Aufhören!« Einer der Kardinäle strebte dem Altar zu,
doch Rodriguez' persönlicher Bodyguard hielt ihn zurück. »Das ist Blasphemie!
Sofort aufhören!«
    »Sind Frauen nicht Gottes Schöpfung und stoßen wir sie
nicht von uns, indem wir ihnen das Priesteramt verweigern? Und ist nicht auch
die Sexualität Gottes Schöpfung und entwerten wir sie nicht, indem wir sie
unseren Geistlichen von Grund auf versagen? Und ist nicht das Leid jedes
Kindes, das weint, weil sein Vater nicht sein Vater sein darf, da er ein
römisch-katholischer Priester ist, eine Sünde, die wir begangen haben?«
    Einige der Kardinäle standen auf und verließen aus
Protest die Apsis, andere blieben regungslos sitzen.
    »Er ist hier, Lacroix«, sagte Bariello.
    »Bitte, Commissario?«
    Bariello ließ den Blick umhergleiten. Einige der Nonnen
und Priester standen auf und verließen den Dom.
    »Er muss hier sein, Lacroix. Das ist sein
Triumpf. Das lässt er sich nicht entgehen. Und er hat den Papst in seiner
Gewalt, irgendwo.« Er musterte die Gesichter der Menschen.
    »Hat Gott nicht auch die Homosexualität geschaffen«,
Rodriguez' Stimme klang verhaltener als zuvor, »und quälen wir nicht die
Betroffenen, indem wir zwar nicht ihre Veranlagung, aber das Ausleben ihrer
Sexualität als Sünde deklarieren? Stoßen wir nicht Gott von uns, wenn wir seine
Kinder von uns stoßen, die er so geschaffen hat, wie sie sind? Zählt nicht die
Würde eines jeden einzelnen Menschen mehr als all unsere Lehren?«
    Das Vibrieren seines Handys ließ Bariello
zusammenzucken. Er nahm den Anruf an und hielt es ans Ohr.
    »Hör mir zu, Carlo«, erklang Marisas Stimme aus dem
Handy. »Sie wollte es mir nicht sagen, aber …«
    »Wer?«
    »Giorgia di Loretto, die Mutter von Elisa di Loretto.«
    »Wer?«
    »Später. Sie wollte es mir nicht sagen. Aber ich habe
dennoch herausgefunden, mit wem sie ohne offiziellen Grund im Vatikan häufig
Kontakt hatte und sein echter Name passt zu dem Pseudonym in der Personalakte.«
    »Wie bitte?«
    »Hör mir einfach zu, Carlo.«
    Bariello blickte umher, während Marisa ihm den Namen des
Mannes sagte, der sie seit zwei Tagen in Atem hielt.
    »Er war hier, Marisa. Ich habe ihn gesehen. Aber er
ist gegangen. Kommen Sie mit, Lacroix.« Bariello packte Tommasso Lacroix am
Arm. »Kommen Sie!« Er drückte den Anruf weg, während er mit Lacroix über den
bunten Marmorfußboden durch das Kirchenschiff Richtung Ausgang lief.
    Anfangs verstellte der erhöhte Papstalter in der Mitte
des Doms den Blick auf die hohen Türen, hinter denen man durch die Säulenhalle
auf den Petersplatz gelangte.
    Bariello zog seine Waffe und musterte jeden, der den
Dom verließ. Verdammt noch mal! Du hattest ihn direkt vor
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