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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee
Autoren: Cathleen Clare
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Dummkopf, auf dein Benehmen zu achten.«
    Der Marquis sagte nichts dazu, sondern schaute aus dem Fenster. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sich nicht in die kleinen Streitereien der Dienstboten einzumischen.
    Und überdies trug Dennis die Nase zuweilen wirklich recht hoch.

    Der Hagel hatte - wie es schien - endgültig aufgehört, stattdessen schneite es jetzt. Sie würden noch einige Minuten abwarten, um ganz sicher zu sein, dann würden sich der Kutscher und der Lakai wieder den Unbilden des Wetters aussetzen müssen. Sie mussten schnell genug fahren, um durch den Schnee zu kommen, ehe er zu hoch wurde, und trotzdem so langsam, dass kein Unglück geschah.
    Charles schaute hinaus. »Die Straße sieht rutschig aus, Mylord.«
    David nickte grimmig.
    »Ziemlich gefährlich«, sagte der Kutscher mit gedämpfter Stimme. »Falls wir ein Bauernhaus sehen, sollen wir dort an-halten?«
    David sah im Geiste eine Hütte vor sich, wie die meisten Pächter und deren vielköpfigen Familien sie in diesem Lande bewohnten. Selbst wenn das Gasthaus überfüllt war, würde es einer solchen Hütte bei weitem vorzuziehen sein.
    Eugenia würde sich in einer so beengten Bleibe, in der sie sich vermutlich mit anderen Kindern das Bett teilen müss-te, ganz schrecklich aufführen. Im Gasthaus ebnete das Geld alle Wege. David war zuversichtlich, dass es ihm gelingen würde, jemanden gegen eine entsprechende Entschädigung dazu überreden zu können, ihnen das Zimmer abzu-treten.
    »Mir wäre es lieber, das Gasthaus zu erreichen«, teilte er Charles mit. »Aber wie auch immer, wenn ihr ein Bauernhaus seht, werden wir die Umstände noch einmal überdenken und dann eine Entscheidung treffen «
    Der Kutscher nahm ein weiteres Mal die Straße in Augenschein, dieses Mal noch etwas genauer. »Mit Eurer Erlaubnis, Mylord, ich denke, wir sollten jetzt losfahren und es versuchen.«
    »In Ordnung.« David nickte knapp.
    Charles wuchtete sich hoch. »Lord Donnington, wir haben ein gutes Gespann, eine gute Kutsche, und... und ich bin kein schlechter Kutscher.«
    »Du bist besser als die meisten«, bestätigte der Marquis mit Nachdruck. »Wenn uns einer durchbringen kann, Charles, dann bist du es.«
    »Danke, Sir.« Der Mann öffnete den Schlag und stieg hinaus in den wirbelnden Schnee.
    »Lord Donnington«, grüßte Dennis und folgte Charles.
    Als sich die Tür der Kutsche hinter ihnen geschlossen hatte, spähte Eugenia aus dem Mantel hervor. »Onkel David, er hat gesagt, die Straße ist rutschig. Er hat gesagt, es wäre gefährlich.«
    »Du hast gute Ohren, mein Liebes.«
    »Nun, wir befinden uns in einem sehr kleinen Raum«, erwiderte Eugenia altklug.
    »Das stimmt. Vielleicht hätte Charles das nicht sagen sollen. Wir wussten es ja ohnehin, nicht wahr?«
    »Ja, und ich habe Angst!«, stieß sie hervor. »Ich habe Angst, dass wir uns überschlagen. Können wir nicht bis zum Dorf laufen?«
    »Es tut mir Leid, Kind«, beruhigte David seine Nichte,
    »aber der Weg ist viel zu weit, und es ist zu kalt. Wir würden dann noch länger brauchen. Ich fürchte, du würdest erfroren sein, ehe wir eine schützende Unterkunft erreicht hätten.«
    »Aber die Dienstboten sind da draußen. Werden sie nicht erfrieren?«

    »Die Dienstboten sind keine behütet aufgewachsenen jungen Damen.«
    Die Kutsche fuhr an und geriet leicht ins Rutschen. Eugenia schrie. »Wir stürzen in den Graben!«
    »Nein, das tun wir nicht«, versicherte David ihr. »Siehst du? Es ist schon wieder alles in Ordnung. Charles hat die Kutsche unter Kontrolle.«
    Obwohl es ihm und Dennis in dem dichten Schneetreiben nicht gerade wohl war, verzichtete der Kutscher zuguns-ten der Sicherheit auf ein zu rasches Tempo. Er versuchte einen sehr langsamen Trab, ließ die Pferde aber gleich wieder im Schritt gehen, als die Kutsche hinten auszubrechen drohte. Es war das Beste, was sie tun konnten, denn so kamen sie zumindest vorwärts.
    In kurzer Entfernung vor ihnen schimmerten Lichter auf.
    Als sie näher kamen, erkannte David eine kleine Scheune und ein einfaches Bauernhaus, aus dessen zerfallenem Schorn-stein Rauch aufstieg. Charles hielt an und öffnete die Luke.
    »Was meint Ihr dazu, Mylord?«
    Es gefiel David nicht. Mit einem so schadhaften Schorn-stein konnte das Haus zu einer Feuerfalle werden. Außerdem schien die Hütte so klein, dass sie übereinander stolpern würden. Vermutlich waren die Bewohner sehr arm und hatten womöglich gar nicht genug zu essen. Mochte es dort drinnen auch warm
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