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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse
Autoren: Tine Bergen
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gefunden. Und es war noch ein Ring dabei.«
    »Stimmt das, Eve?«, fragte Papa.
    »Es sind Liebesbriefe an eine Frau, die hier gewohnt hat. Das ist alles. Und der Ring würde euch sowieso nicht gefallen.« Eve hielt die Hand unter den Tisch.
    »Vielleicht hat Max recht, Eve.« Mama schaute sie an. »Du bist in letzter Zeit wirklich sehr in Gedanken. Wenn das an diesem Foto liegt, ist es besser, wenn du ein wenig Abstand bekommst.«
    Mit einem Ruck sprang Eve auf. »Ah, ja, Max langweilt sich und ich soll dafür bestraft werden. Warum meint ihr, will ich bei Lies übernachten?«
    Wütend stürmte Eve aus der Küche in den Schuppen, wo ihr Rucksack schon bereitstand. Sie hörte Stühlerücken, aber keiner folgte ihr, also schwang sie sich schnell aufs Rad.
    Atemlos betrat sie Lindes Küche. »Gerade rechtzeitig für frisch gebackenen Kuchen«, sagte Linde lächelnd. Während sie ein Stück auf Eves Teller schob, musterte sie sie sorgfältig. Aber sie sagte nichts und Eve war froh darüber.
    Sie erinnerte sich an die Beute in ihrem Rucksack. Glas für Glas stellte sie die Marmelade auf den Tisch. »Vielleicht möchtest du sie haben? Belle hat sie bei uns zurückgelassen, aber Mama will sie nicht.«
    »Hast du sie selbst schon probiert?«
    Eve schüttelte den Kopf. Sie hatte nicht erwartet, dass Linde mit Haltbarkeitsdaten anfangen würde.
    Linde nahm einen Löffel aus der Schublade und reichte ihn Eve. »Solltest du mal machen.«
    »Warum?«
    »Versuch einfach mal.«
    Eve schraubte ein Glas auf. Die Marmelade sah ganz normal aus. Sie steckte den Löffel hinein und probierte. Dann verzog sie das Gesicht und spuckte beinahe alles wieder aus. »Die ist ja total salzig!«
    Linde schob ihr ein Glas Limonade hin. »Genau, Anna hat immer Salz statt Zucker genommen. Manchmal ergab das eine gute Kombination. Erinnerst du dich an die Käsesuppe, die du hier beim ersten Mal gegessen hast?«
    Eve nickte. Sie erinnerte sich noch allzu gut an die salzige Suppe.
    »Das Rezept stammt auch von ihr. Anna tat einfach überall unglaublich viel Salz hinein. Wahrscheinlich hat sie ganze Pakete mit ins Seniorenheim geschmuggelt, für den Fall, dass man dort auf die Idee käme, ihr salzlose Kost vorzusetzen.«
    »Warum hat sie das gemacht?«
    Linde zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber es gehörte absolut zu ihr. Sie besaß eine ganze Sammlung verschiedener Salzsorten. Habt ihr die nicht gefunden?«
    Eve schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht hat sie sie tatsächlich mitgenommen, sie hing richtig daran, das steht fest.«
    Vorsichtig kostete Eve noch ein wenig, aber dann schob sie das Glas weg. Die Marmelade war wirklich ungenießbar. »Wie kann ihr das nur schmecken?«
    Sie wartete auf eine Antwort von Linde, aber die sagte nicht mehr viel. »Ich glaube nicht, dass es ihr schmeckt. Sie hält es wohl eher für notwendig.«

»Psst.«
    Kichernd versuchte Eve ihren Schlüssel ins Haustürschloss zu stecken. Aber das klappte nicht so recht, zum einen weil es dunkel war und sie das Schloss noch nicht gut kannte, zum anderen weil sie gerade einen Lachkrampf hatte. Lies erging es nicht besser, wie Eve an dem unterdrückten Glucksen neben sich hören konnte.
    Endlich öffnete sich die Tür. Auf Socken schlichen die beiden Mädchen die Treppe hinauf.
    »Das war wirklich eine großartige Party«, flüsterte Lies. Eve nickte. Sie dachte an die eng umschlungenen Tänze mit Jacob. Sie spürte noch immer seine Hände auf ihrer Haut.
    Jacob hatte angeboten sie nach Hause zu bringen, aber Eve hatte gesagt, dass Lies bei ihr übernachtete. Jacob war enttäuscht gewesen und Eve hatte es auch leid getan.
    Aber als sie schließlich ihre Jacke angezogen hatte, um nach Hause zu gehen, hatte Eve gewusst, dass Jacob es ihr nicht übel nahm. In ihrer Tasche hatte ein Stück Würfelzucker gesteckt. Eve hatte es den ganzen Heimweg über im Mund gelassen und nur ganz wenig daran gelutscht, damit es möglichst lange haltenwürde. Der süße Geschmack klebte noch immer an ihrer Zungenspitze.
    Eve war so in Gedanken versunken, dass sie zunächst nicht merkte, dass etwas nicht stimmte. Erst als sie die Zimmertür schloss, fiel es ihr auf. Etwas war anders. Und das lag nicht an der Matratze, die für Lies auf dem Boden bereitlag.
    Sie schaute in die Ecke, wo die Kiste mit Belles Briefen stand. Sie war noch da, aber sie war nicht richtig geschlossen. Eve war sich ganz sicher, dass sie sie nicht so zurückgelassen hatte. Sie hob den Deckel und entdeckte ein
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