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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse
Autoren: Tine Bergen
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Durcheinander von Umschlägen und Briefen, die alle wahllos zurück in die Kiste gestopft worden waren.
    »Na warte!« Wütend rannte Eve zur Tür. Lies schaut ihr verwundert nach.
    Ohne anzuklopfen, stürmte sie in Max’ Zimmer. »Was denkst du dir eigentlich dabei!«
    »Das könnte ich dich auch fragen«, antwortete Max schläfrig. Er drehte sich auf die andere Seite, aber so leicht gab Eve sich nicht geschlagen. Sie schaltete das Licht an und zog Max’ Bettdecke weg. »Du hast in meinen Sachen rumgeschnüffelt!«
    »Die Briefe gehören dir nicht.«
    »Was ist denn hier los?« Mama stand im Türrahmen.
    Papa trat laut gähnend hinter sie und auch Lies war inzwischen in Max’ Zimmer gekommen.
    »Er hat meine Briefe gelesen.« Eve zeigte anklagend auf Max.
    »Das sind nicht IHRE Briefe, wir haben sie zusammen gefunden.«
    »Und das müsst ihr mitten in der Nacht klären?« Ungläubig starrte Papa vom einen zum anderen. »Eve, findest du das nicht ein wenig übertrieben?«
    »Er soll aus meinem Zimmer wegbleiben.«
    »Und du auch aus seinem, vor allen Dingen mitten in der Nacht.«
    »Du verdrehst die Tatsachen, Papa.«
    »Und was sind bitteschön die Tatsachen?«
    »Dass Eve völlig von diesem Foto und den Briefen besessen ist, die sie hier gefunden hat!«, rief Max.
    »Warum nur hacken alle immer auf dem Foto herum? Wenn ich das Rätsel lösen möchte, ist das doch mein gutes Recht?«
    »Was hast du denn schon gelöst?«
    Eve schaute zu Papa, der sie mit unverhohlener Neugier ansah.
    »Nicht so viel«, musste sie zugeben.
    »Hast du schon mal daran gedacht, diese Frau Leenders zu besuchen? Schließlich wohnt sie hier im Seniorenheim.«
    Eve und Lies blickten sich an. Warum waren sie nicht selbst darauf gekommen?
    »Ich würde mir nicht zu viel davon versprechen«, dämpfte Papa sofort ihre Erwartungen. »Aber es scheint mir einen Versuch wert, wenn es wirklich so wichtig für euch ist, herauszufinden, was es mit diesem Foto auf sich hat.«
    »Das ist gar keine schlechte Idee«, meinte Lies und auch Eve musste das zugeben.
    »Schön, dann wäre die Sache vorläufig geklärt und alle können in Ruhe schlafen gehen.«
    Max grinste zufrieden. Eve wollte etwas erwidern. Aber dann kreuzte ihr Blick den ihres Vaters und sie beschloss vorläufig nichts mehr zu sagen.

Zum dritten Mal las Eve den Namen an der Tür. A. L EENDERS . Hier waren sie richtig. Ihre Hand zögerte einen Moment, bevor sie anklopfte.
    Keine Reaktion.
    Eve klopfte noch einmal, jetzt lauter. Sie hörte Lies hinter sich schwer atmen.
    Als noch immer niemand antwortete, drückte Eve die Tür vorsichtig ein Stück auf. Eine alte, gekrümmte Frau saß in einem Sessel am Fenster und blickte nach draußen. Sie saß mit dem Rücken zur Tür und hatte die beiden Mädchen noch nicht bemerkt.
    Lies räusperte sich laut. Jetzt drehte sich die Frau um.
    »Sind Sie Belle?« Eve sagte es, ohne nachzudenken. Sofort war ihr klar, dass dies der falsche Anfang war.
    »Ich bin Anna.« Die Frau klang streng, als würde sie zwei kleine Kinder zurechtweisen.
    »Annabelle Leenders?« Lies versuchte es diesmal.
    »Wer will das wissen?«
    Eve kam zögernd näher. »Ich bin Eve und das ist Lies. Ich wohne in Ihrem früheren Haus und ich würde Ihnen gern einpaar Fragen zu einem Foto stellen, das wir dort gefunden haben.«
    Ganz kurz huschte Belles Blick scheu durch das Zimmer. Dann sah sie wieder stur aus dem Fenster. »Ich weiß nichts von einem Foto.«
    »Wir haben es im Keller gefunden, es ist ein sehr altes Foto. Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr daran. Aber wir glauben, dass Sie darauf abgebildet sind.« Eve zog das Porträt aus ihrer Tasche, aber Belle schaute nicht einmal hin.
    »Würden Sie es sich einmal ansehen?«
    »Wieso sollte ich? Ich weiß nichts von einem Foto.«
    Eve blickte hilfesuchend zu Lies.
    »Vielleicht fällt es Ihnen wieder ein, wenn sie das Foto sehen«, schlug Lies vor.
    Belle reagierte nicht.
    Eve ging zum Fenster und legte ihre Hand behutsam auf die Sessellehne. »Sollen wir lieber ein andermal wiederkommen? Oder sollen wir das Foto hierlassen, damit Sie es in Ruhe betrachten können?«
    Belle schaute hinab, auf Eves Hand auf dem Sesselleder.
    »Woher hast du diesen Ring?«
    Erschrocken sah Eve auf ihre Hand. Der Ring aus der Kiste glänzte verräterisch.
    »Woher hast du diesen Ring?« Für eine alte Frau hatte Belle eine erstaunlich kräftige Stimme. Ihre Augen funkelten und sie wirkte plötzlich mindestens einen halben Meter
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