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Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2
Autoren: R.A. Salvatore
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Süden und Osten. Der Weg dorthin führte durch die Hafenstadt Ethelbert dos Entel, um die Ausläufer der Berge herum und in das Wüstenland Behren. Dort würde ich die Wolkenfeste und die Jhesta-Tu-Mystiker finden. Dort würde ich mich auch in das Wesen und die Denkungsart Jhestas so weit vertiefen, dass ich, wie ich hoffte, vom Storch befreit würde.
    Es war nicht nur eine Hoffnung, es war meine einzige Hoffnung.
    Und darin lag meine Angst begründet, tief verwurzelt und bis zur völligen Lähmung alles durchdringend.
    Wir verließen Pryd-Stadt, nachdem man uns ausgewiesen hatte, was wir als Glücksfall betrachteten. Da zwischen den Fürsten der Krieg tobte, gab es natürlich keinen sicheren Reise weg, aber die Bereitwilligkeit, mit der ich das Interesse an Entel verlor und mich gastfreundlicheren Ländern zuwandte, überraschte sogar mich selbst, sogar als ich es vor Cadayle und ihrer Mutter rechtfertigen musste. Schöne Worte, die auf Logik und ehrlicher Angst beruhten und meinen Gefährten den Wechsel der Straße einleuchtend erscheinen ließen. Aber keine noch so offensichtliche Rechtfertigung konnte die Wahrheit vor mir verbergen.
    Ich änderte die Richtung und verschob meine Reise nach Ethelbert dos Entel und noch weiter. Ich hatte Angst.
    Das ist keine neue Erkenntnis. Als ich die Richtung änderte, kannte ich schon den wahren Grund meines Zögerns. Er hatte nichts mit den vielen kampferprobten Soldaten zu tun, die Fürst Ethelbert über das Land verteilt hatte. Selbst als ich Cadayle und Gallen diesen Grund nannte – »zu gefährlich« –, wurde mir bewusst, dass ich log.
    Und jetzt erkenne ich es an, denn was bleibt von mir noch übrig, wenn ich auf dem weiten Weg zu den Mystikern die Wüsten von Behren durchquere, nur um festzustellen, dass dort keine tiefere Einsicht zu gewinnen ist? Was wird von mir noch übrig sein, wenn ich so weit vorgedrungen bin, wie ich jemals hatte hoffen können, und feststellen muss, dass der Schatten des daherplappernden, schnabelklappernden Storchs nicht mehr als einen Schritt hinter mir folgt?
    Mein Zustand beherrschte jeden Bereich meines Lebens. Selbst wenn ich den Seelenstein vor meine Stirn gebunden habe und mein Chi gebündelt wird, muss ich ständig meine ganze Konzentration zusammennehmen, um den Storch in Schach zu halten. Ich übe jeden Tag stundenlang und zwinge tief verwurzelte Erinnerungen in meine Muskeln, sodass sie mir hoffentlich gehorchen, wenn sie gebraucht werden. Und dennoch weiß ich, dass eine Unachtsamkeit, ein kurzes Nachlassen der Konzentration, bereits ausreicht, und all meine Mühen wären umsonst. Ich würde alles verpfuschen – und versagen. Und dies nicht nur im Kampf Meine Sorgen reichen wesentlich tiefer, und mir geht es um mehr als um die bloße Eitelkeit oder gar um den Preis meines Lebens. Ich kann meine Frau nicht lieben, ohne befürchten zu müssen, dass sie ein Kind mit ähnlichen Behinderungen wie den meinen zur Welt bringt.
    Meine einzige größere Hoffnung besteht darin, dass ich von dem Storch befreit bin und ein gewöhnliches Leben führe, dass ich Kinder habe, die stark und gesund sind.
    Und diese eine große Hoffnung liegt in der Wolkenfeste und nirgendwo anders.
    Reicht es aus zu hoffen, selbst wenn sich diese Hoffnung nie bewahrheitet, wenn das Erhoffte niemals eintritt? Wäre dies ein besseres Leben, als am Ende festzustellen, dass alles völlig umsonst war, dass es überhaupt keine Hoffnung gibt? Das ist vielleicht das Geheimnis – die Hoffnung  –  für mich und für alle Menschen. Ich höre die Träume so vieler Leute, ihre Erklärungen, dass sie eines Tages ein ruhiges Leben an einem friedlichen Ort fuhren wollen, an einem Fluss oder See oder an der Küste des mächtigen Mirianischen Ozeans. So viele beschreiben diese Träume während ihres ganzen Lebens, finden jedoch nie die Zeit oder Gelegenheit, ihre Pläne in die Tat umzusetzen.
    Ich frage mich: Haben sie ebenfalls Angst … wie ich? Ist es besser, mit der Hoffnung aufs Paradies zu leben, anstatt entschlossen danach zu streben und am Ende festzustellen, dass es nicht das ist, was man erwartet hat?
    Ich lache über die Torheit und Unsinnigkeit all dessen. Trotz meiner Sorgen bin ich glücklicher, als ich es je gewesen war. Ich schreite neben Cadayle und ihrer Mutter Callen dahin und bin voller Wärme und Liebe und werde geliebt.
    Meine Straße führt zur Zeit nach Westen und nach Norden. Nicht nach Ethelbert dos Entel. Nicht nach Behren. Nicht zur
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