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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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aber mich immer dagegen entschieden. Es machte mich nur angreifbarer. Zwar
waren solche Informationen leichter als Unsinn abzutun, wenn sich niemand dazu
bekannte aber ich musste vorsichtig bleiben. Zu viel Ehrgeiz konnte mich alles
kosten.
             „Hey!“ Ihsans fröhlicher Ausruf riss
mich aus meinen Gedanken. „Ich wusste, dass ich dich hier finden würde. Ich
muss mit dir über etwas Wichtiges reden.“
             „Worum geht’s?“ Ihsan war mein bester
Freund. Wir waren seit dem Krabbelalter unzertrennlich und es gab nie
Geheimnisse zwischen uns. Er war im Grunde genommen seit Jahren mein
Familienersatz. Sein Vater kam damals bei einem Unfall ums Leben, kurz nach dem
sie meinen Vater geholt hatten, nur glaubte bis heute niemand an einen Unfall.
Er gehörte nicht direkt zur Gruppe meines Vaters aber sie waren sehr eng
befreundet. Vermutlich musste er auch deswegen sterben. Ich spürte, dass auch
er diesen Gedanken hatte aber ich hörte nie einen Vorwurf aus seinem Mund. Seit
wir damals beide unsere Väter verloren hatten, waren wir immer für einander da
gewesen. Als dann auch noch meine Mutter starb, war es vor allem Ihsan, der
mich auffing. Er war zwar nicht gerade der Beschützettyp, aber wenn es sein
musste, verbrachte er ganze Tage und Nächte an meiner Seite, um mich zu
trösten. Ich war damals völlig apathisch und hatte kaum noch gesprochen. Er war
trotzdem da und schwieg mit mir zusammen. Durch seine Loyalität wurde mir erst
bewusst, was Freundschaft für mich bedeutete. Eigentlich hatte ich sehr oft ein
schlechtes Gewissen, weil mich nie der Gedanke los ließ, das er viel mehr für
mich da war, als ich für ihn. Er trug auch seine inneren Kämpfe aus und der
Verlust seines Vaters traf ihn damals auch sehr schwer, doch mir fehlten immer
die Worte. Er nahm es mir nie übel. Wir stritten sowieso nie wirklich. Ihsan
verstand einfach, dass Gefühle so eine Sache für mich waren. Wollte er reden,
dann redete er auch und ich hörte zu, auch wenn ich nichts erwidern konnte. Für
mich war er einfach ein ganz besonderer Mensch, trotz seiner Schwäche.
Vielleicht sah ich es auch deswegen so, weil er über all meine Schwächen immer
mit einem Lächeln hinweg gesehen hatte.
             „Nicht jetzt, später.“ Er strahlte über
das ganze Gesicht und langsam war meine Neugier geweckt.
             „Lass uns zu mir gehen, da können wir
reden.“
    Wir
gingen zusammen los und verließen das Schulgelände. Es regnete in Strömen. Seit
nun vier Wochen, hatte es fast jeden Tag geregnet. Teile der Stadt standen
unter Wasser aber das Leben ging normal weiter. Wir hatten gelernt damit zu
leben. Damals hielt man den Treibhauseffekt für Unsinn, zumindest steht es so
in den Geschichtsbüchern. Heute müssen wir jeden Tag damit zurechtkommen. Der drastische
Klimaumschwung kam vor circa 150 Jahren. Es war eine von vielen Katastrophen,
die mit einem Mal zusammenfielen. Erst spielte das Wetter binnen weniger Jahre
völlig verrückt, dann brach das Bankensystem zusammen und zum Schluss traf uns
die große Pandemie. Europa versank im Chaos. In wenigen Wochen starben
Hunderttausende von Menschen und die Regierungen der einzelnen Länder, waren
nicht im Stande etwas dagegen zu unternehmen. Die Gesellschaft, wie man sie
kannte hörte praktisch auf zu existieren. Die Menschen fühlten sich im Stich
gelassen und reagierten völlig panisch. Damals sprach man vom Untergang
Europas, doch die Regierungen waren nicht gewillt, es so weit kommen zu
lassen. In wenigen Wochen wurde Europa neu formiert und die Vereinten Staaten
von Europa gegründet. Man riegelte den gesamten Kontinent nach außen ab und
setzte neue Notstandsgesetze in Kraft, um der Lage Herr zu werden. Zuerst
zeigten diese Maßnahmen auch Wirkung, doch das größte Problem blieb. Die
Pandemie. Ein neuer Stamm von Grippeviren, zeigte sich als so resistent und
langlebig, dass in kürzester Zeit, die Bevölkerung Europas halbiert wurde. Eine
speziell gegründete Gesundheitsorganisation suchte fieberhaft nach einer Lösung
und fand sie auch: Die Medikation. So nannten alle das Mittel, das als Schutz
gegen den Virus eingesetzt wurde und es schien tatsächlich zu helfen. Die Zahl
der Erkrankten sank rasant, doch was die Menschen damals nicht wussten, es war
nicht nur ein Impfstoff. Es war zugleich auch eine extrem starke Droge. Einmal
eingenommen, wurde der Körper sofort abhängig. Man hatte zunächst keine
Symptome irgendeiner
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