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 Sagen des klassischen Altertums

Sagen des klassischen Altertums

Titel: Sagen des klassischen Altertums
Autoren: Michael Köhlmeier
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Aphrodite präpariert, hatte sich in ihn verliebt.
    Nachdem Menelaos seine Tränen getrocknet hatte, rief er seinen Bruder.
    »Jetzt ist es soweit«, sagte er.
    Und Agamemnon sagte: »Ja, jetzt ist es soweit.«
    Alle Helden, die geschworen hatten, wurden zusammengetrommelt. Es wurden die berühmtesten Seher geholt, weil ohne einen Seherspruch wäre man niemals in den Krieg gezogen. Man konnte Kalchas gewinnen, neben Teiresias der berühmteste Seher des Altertums. Als erstes sagte er: »Folgendes muß geschehen, sonst brauchen wir gar nicht loszufahren: Sucht den Sohn des Peleus und der Thetis! Ohne diesen Sohn, der, wie das Orakel sagte, stärker sein wird als sein Vater, brauchen wir überhaupt nicht in See zu stechen.«
    Wer war dieser Sohn, der stärker und mächtiger und berühmter werden würde als sein Vater? – Es war niemand anderer als der strahlendste Held der gesamten griechischen Mythologie, nämlich Achill.
    Über Achill will ich noch eine kleine Geschichte erzählen: Als ihn Thetis zur Welt gebracht hatte, dieses kleine, stählerne Baby, das sich schon so kräftig anfaßte, tat ihr dieses Kind sehr leid. Denn sie wußte, es ist ein Menschenkind, zumindest ein halbes Menschenkind ist es, und es wird eines Tages sterben müssen. Also wollte sie Achill unsterblich machen. Sie schürte ihren Ofen an, worin sie sonst ihr Brot buk, nahm das Kind und schob es hinein, weil sie sich sagte: »Ich möchte alles Sterbliche an ihm ausbrennen.«
    Diese Methode war nicht verrückt, sie funktionierte durchaus, das wissen aber nur Nymphen und Halbgötter, normale Menschen wissen das nicht. Als der kleine Achill im Ofen war und so richtig ausgebrannt wurde, kam Peleus in die Höhle seiner Gattin, sah, was sie da tat, und wurde von Entsetzen gepackt. Sie hatte den Achill noch nicht ganz in den Ofen geschoben, sie hielt ihn noch an der Ferse fest, da stürzte sich Peleus auf sie, stieß sie beiseite, holte seinen kleinen Sohn aus dem Ofen und warf ihn ins Wasser, um ihn abzukühlen.
    »Bist du denn von allen guten Geistern verlassen!« schrie Peleus seine Gattin an.
    Und Thetis schrie den Peleus an: »Du hast ja keine Ahnung von dem, was ich hier mache! Was funkst du denn dazwischen!«
    Und er: »Du willst doch nicht dein Kind verbrennen?«
    Und sie: »Ich will es nicht verbrennen, ich will es unsterblich machen. Aber mit dir will ich nicht mehr zusammen sein!«
    Sie sprang ins Meer und verließ Peleus.
    Achill war nun fast am ganzen Körper unsterblich gemacht, das heißt unverwundbar, nur nicht eben an der einen Stelle, wo ihn die Thetis festgehalten hatte, nämlich hinten an der Ferse, dort war noch Menschliches, Sterbliches, Schmerzhaftes. Jeder weiß, wie die Sehne heißt, die zur Ferse führt, es ist die Achillessehne.
    Wir erinnern uns an unsere etwas grobschlächtigere nordische Mythologie, an Siegfried. Er war am ganzen Körper durch Drachenblut, in dem er als junger Mann gebadet hatte, geschützt, auch er war also unverwundbar. Nur an einer Stelle, zwischen den Schulterblättern, wo ein kleines Lindenblatt darauf gefallen war, da war er verwundbar.
     
    Nun also machte sich Menelaos auf den Weg, um die Fürsten an ihr Versprechen zu erinnern. Er wurde dabei begleitet von dem alten, weisen König Nestor von Pylos und von dem intelligenten Erfinder Palamedes. Nicht alle ließen sich gerne an ihren Schwur erinnern, einer zumindest wäre lieber zu Hause geblieben bei seiner Frau und seinem Sohn und seiner Wirtschaft, anstatt in den Krieg zu ziehen. Interessanterweise war es ausgerechnet der listenreiche Odysseus, der sich drücken wollte. Auf seinem Mist war die Idee mit dem Schwur ja gewachsen!
    Seine List schlug diesmal auf ihn selbst zurück. Palamedes, Nestor und Menelaos kamen also nach Ithaka, auf den Hof des Odysseus, und wollten ihn abholen. Odysseus war jung verheiratet mit der schönen, klugen Penelope, und sie hatten einen kleinen Sohn, der war knapp ein Jahr alt, Telemach.
    Als Menelaos, Nestor und Palamedes zum Haus des Odysseus kamen, fanden sie ihn nicht vor. Es war nur Penelope da, sie hielt den kleinen Telemach auf dem Arm, und sie fragten: »Wo ist dein Mann, Penelope?«
    »Mein Mann ist nicht hier«, sagte Penelope.
    »Warum? Ist etwas mit ihm?« fragten sie.
    »Ja«, sagte Penelope, »er ist eigenartig geworden.«
    Palamedes traute der ganzen Geschichte von Anfang an nicht, er sagte: »Zeig uns doch deinen Mann. Wo ist er?«
    »Er ist unten am Strand«, sagte Penelope.
    »Dann führe uns zu
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