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Sagen des klassischen Altertums

Sagen des klassischen Altertums

Titel: Sagen des klassischen Altertums
Autoren: Gustav Schwab
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daher – weil stilwertig – stehengeblieben. Nur in einigen wenigen Fällen sind heute ungebräuchliche Formen beseitigt worden (ausgeglitten statt ausgegleitet; flügge statt flück usw.). In ein Dilemma führt stets von neuem die Frage, welche der überlieferten und mithin möglichen Namensformen gewählt werden sollen, ob rein griechische oder lateinische, ob Mischformen oder gar eingedeutschte. Eine völlig konsequente Lösung dürfte kaum zu erreichen sein. Schwab bevorzugte seinerzeit die lateinischen Formen, verwendete sie aber nicht ausnahmslos. Ja zuweilen stehen bei ihm griechischer und lateinischer Name ein und derselben Gestalt nebeneinander. In solchen Fällen ist vereinheitlicht worden, und zwar, dem Zuge allgemeiner Gepflogenheit in den letzten Jahrzehnten folgend, zugunsten der griechischen Form (Zeus, Herakles, Hera, Poseidon statt Jupiter, Hercules, Juno, Neptunus u. a.).
    Immerhin hatte dieses Verfahren dort seine Grenzen, wo dadurch seit langem existierende und landläufige Namensformen hätten ersetzt werden müssen (etwa Medea durch Medeia, Theben durch Thebai, Penelope durch Penelopeia usw.). So begegnen manchmal griechisch-lateinische Mischformen (Dädalos, Phöbos, Chimära), gelegentlich auch Namen, die der antiken Endungen gänzlich entkleidet sind (Hesiod, Meleager, Telemach u. a.). Andererseits mußte es natürlich erscheinen, im dritten Teil des Werkes (Buch 4-6), in dem römische Sage erzählt wird, die lateinischen Namen beizubehalten.
    Ein solcher Mangel an Einheitlichkeit muß in dieser Frage wohl in Kauf genommen werden; eine jahrhundertalte mehrsträngige Tradition von Namensformen ist zu mächtig, als daß sie sich ohne Schwierigkeiten in das Prokrustesbett noch so gut gemeinter Prinzipien zwingen ließe.
    Manfred Lemmer
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