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Sagen aus Oberösterreich

Sagen aus Oberösterreich

Titel: Sagen aus Oberösterreich
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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für eine seltsane Erscheinung gewesen sein mochte. Der wunderbare Wagen war von niemandem sonst gesehen worden, er war auch nicht durch den Ort gerollt.
    Am nächsten Tag aber war es allen klar:
    Es kam nämlich die Kunde, daß ihr geistlicher Herr gestorben sei, und es war just um dieselbe Stunde gewesen, da der Franz den herrlichen Wagen gegen Kollerschlag zu durch den Schreckwald rollen gesehen. Ihr Pfarrer war heimgekehrt, seine Seele war von den Überirdischen ins ewige Reich eingeholt worden.
    Drei Tage später brachte man den Leib des Verstorbenen, getreu seinem letzten Wunsch, wirklich heim in die Gemeinde und übergab ihn der Erde.

Die Entstehung des Irrsees
    Wo heute das dunkle Gewässer des Zeller- oder Irrsees sich vor den Augen des Wanderers ausbreitet, erstreckte sich einst ein fruchtbares Gebiet, in dessen Mitte sich das prachtvolle Schloß eines bösen Zauberers erhob. Die armen Talbewohner, die in den Hütten rundherum wohnten, mußten sich manchen üblen Streich von dem Schloßherrn gefallen lassen, besonders aber hatte er es auf die Ischler Salz- und Bergarbeiter abgesehen. Die Arbeit der fleißigen Leute war ihm lästig, und er wollte diesen Maulwürfen, wie er sie nannte, seine Macht zu spüren geben.
    Eines Tages ließ er ihnen durch einen Boten einen verschlossenen Topf überbringen, in dem sich Sole befinden sollte, die er prüfen lassen wollte. Die Ischler aber waren mißtrauisch genug, ihm den sonderbaren Topf ungeöffnet wieder zurückzuschicken; denn sie sagten sich, von dem bösen Zauberer könne nichts Gutes kommen.
    Der Bote wanderte mit dem schweren Topf, dessen Gewicht ihm in der sommerlichen Hitze den Schweiß aus den Poren trieb, zu seinem Auftraggeber zurück. In der Nähe des Zauberschlosses setzte er sich ermüdet in den Schatten eines Gebüsches, um ein wenig zu verschnaufen. Dabei betrachtete er den Topf und dachte neugierig, ob sich wohl wirklich Sole drin befinden mag. Schließlich konnte er seine Neugier nicht mehr zügeln und öffnete den Topf. Da wallte es auf, ungeheure Wassermassen stürzten aus dem Gefäß, und jeder Versuch des armen Mannes, den Topf wieder mit dem Deckel zu schließen, war vergeblich. Das Wasser strömte und strömte, überflutete bald die ganze Gegend, unterwusch den Hügel, auf dem das Schloß des Zauberers stand, und zog es samt dem Schloßherrn zu sich in die Tiefe. So hatte sich über den boshaften Zauberer selbst das Unheil ergossen, das den Ischlern zugedacht war
    An der Stelle, wo einst das Schloß stand, breiten sich heute die Fluten des Irrsees aus. Ab und zu, an klaren Tagen, sieht man auf dem tiefsten Grund des Sees die Zinnen des Schlosses aufglänzen; zu Zeiten aber, in denen der Sturm über den See heult, will mancher Schiffer einem unheimlichen, graubärtigen Mann begegnet sein, der mit seinem Boot ziellos über den See fährt.

Die Grenzmar-Bäume
    Daß diejenigen, die sich auf Erden ein Versäumnis oder eine Unbotmäßigkeit gegen Rechtlichkeit und Ehrenhaftigkeit zuschulden kommen lassen, auch im Tode keine Ruhe finden können, das zeigt auch eine Sage aus Bodendorf bei Kollerschlag.
    Es ist noch gar nicht lange her, die älteren Leute erinnern sich noch recht gut an dies Geschehnis: An einem Grenzmar zwischen zwei Feldern standen große Bäume gerade so, daß die mächtigen Schatten auf des Nachbarn Grundstück fielen und so einen ganzen lieben Tag dessen Frucht immer und immer des so notwendigen Sonnenlichts beraubten. Der Ertrag ließ viel zu wünschen übrig, und so ging der Geschädigte eines Tages zu seinem Nachbarn, um ihn in Güte zum Fällen der Bäume zu bewegen. Er bot ihm eine Summe Geldes, wenn er die Bäume am Feldrain umschlage. Der ließ sich lange bitten, sagte dann aber doch zu und nahm auch eine größere Anzahlung an.
    Nun schickte es sich so, daß der Bauer nie dazukam, die Bäume fällen zu lassen. Er nahm sich keine Mühe und so verging Jahr um Jahr, ohne daß er das Versprechen eingelöst hätte, behielt aber das Geld und hielt den Nachbarn immer wieder hin.
    So geschah es, daß er in die Ewigkeit einging, ohne seine Schuldigkeit getan zu haben.
    Kaum aber war er begraben worden, als des Nachts plötzlich die Dorfbewohner von einem lauten Sägen und Werken geweckt wurden, das vom Grenzmar herüberscholl. Und siehe:
    Nacht für Nacht erschien um die Mitternachtsstunde die Gestalt des Dahingegangenen und es klang aus dem Feld wie das Schlagen von Bäumen. Und der Spuk dauerte solange, bis der Sohn die
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