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Sagen aus Niederösterreich

Sagen aus Niederösterreich

Titel: Sagen aus Niederösterreich
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Wänden, Decke und Rauchfang an und war froh, als er endlich vom Besen herab zu Boden fiel.
    Über den Lärm, der dadurch entstand, war der Großknecht in die Küche gekommen, und dem jungen Burschen glückte es gerade noch vorher, durch das enge Küchenfenster hinauszuschlüpfen. Gleich darauf lag er mäuschenstill im Roßstall unter seiner Decke.
    Am nächsten Abend versteckte er sich wieder in der Küche, um die Bäuerin zu beobachten. Wieder sah er das gleiche Geschehen und hörte deutlich den Spruch. Nun versuchte er neuerlich sein Glück mit dem Besen und hatte diesmal Erfolg. Geräuschlos flog er beim Rauchfang hinaus; durch die laue Sommernacht ging die Fahrt auf den Hexenberg. Verwundert sah er hier eine lange Tafel aufgerichtet, an der viele Männer und Weiber, darunter auch seine Bäuerin, in fröhlicher Laune beim Schmaus saßen. Auf dem Ehrensitz thronte ein hagerer Mann mit verkniffenem Gesicht, der vom Kopf bis zum Fuß rot gekleidet war und eine lange Hahnenfeder auf dem Hut trug.
    Der Bursche, dem das Essen über alles ging, setzte sich unten an die Tafel und langte wacker zu. Es gab feine Leckerbissen, und alle mundeten ihm herrlich. Als er nach dem Mal zum Tanz ging, füllte er rasch seine Taschen mit den köstlichen Speisen und schlich dann in die Büsche, von wo er dem nächtlichen Treiben im Licht des Vollmondes neugierig zusah.
    Als das Fest beendet war und sich alle Teilnehmer ehrerbietig von dem Mann in roter Gewandung verabschiedet hatten, setzte sich jeder auf seinen Besen, murmelte einen Spruch und fuhr durch die Lüfte davon. Als endlich alle fort waren und die Kuppe des Berges still und verlassen dalag, kroch auch der Bursche aus dem Gebüsch, nahm seinen Besenstiel und wollte wie die andern davonfliegen. Aber der Besen rührte sich nicht vom Fleck. Der Bursche hatte den zweiten Spruch nicht gehört, und alle seine Mühe war vergebens.
    Er mußte beim trügerischen Mondenschein den weiten Weg nach Hause zu Fuß zurücklegen und kam erst frühmorgens mit zerschundenen Knien und blutiger Nase erschöpft und hungrig daheim an. Doch tröstete ihn der Gedanke, daß er sich nun die mitgebrachten Leckerbissen wohlschmecken lassen wolle. Als er sie aber aus der Tasche zog, sah er mit Ekel, daß es nur Kuhfladen waren. Das benahm ihm gründlichst alle Lust, je wieder einen Ausritt auf den Hexenberg zu machen.

Das Kegelspiel am Kollmitzberg
    Vor vielen Jahren lebte am Fuß des Kollmitzberges in einer einsamen Hütte ein armer Köhler mit seiner Ehefrau. Leonhard, so hieß der Kohlenbrenner, war ein arbeitsamer Mann, der nur die eine Untugend hatte, daß er ein leidenschattlicher Spieler war. Wenn nach dem Verkauf von Kohlen ein paar Geldstücke in seiner Tasche waren, zog es ihn mit unwiderstehlicher Gewalt in die nächste Wirtsstube, wo er im Würfel- oder Kegelspiel sein Glück versuchte. Aber Leonhard hatte selten Glück. Meist endete der Tag damit, daß er ohne einen Groschen Geld im Sack entlang der Thaya heimwanderte. Dann kam ihm der Weg doppelt so lang vor, er grübelte und dachte, wie er zu Geld kommen und seiner Armut ein Ende machen könnte. Traurig empfing ihn daheim seine Ehefrau Gertrud. Denn anstatt mit dem notwendigen Einkauf kehrte er mit leeren Händen zurück.
    Eines Tages stand der Köhler wieder einmal vor seinem Meiler und starrte den rauchenden Kohlenhaufen an. Dabei bemerkte er gar nicht, daß sich ihm ein hochgewachsener, junkermäßig gekleideter Mann näherte. Als der Fremde dicht vor ihm stand, schrak er zusammen. Leonhard blickte in ein unheimliches, starkknochiges Gesicht, das einen mächtigen roten Knebelbart trug. Ein großer grauer Schlapphut mit einer roten Hahnenfeder saß auf dem Kopf des Mannes. Als er seinen grauen Mantel auseinanderschlug, wurden ein graues faltiges Wams und Beinkleider von roter Farbe sichtbar.
    Mit donnernder Stimme fragte der Fremde den überraschten Leonhard, ob er der Köhler sei, der so großen Gefallen am Kegel- und Würfelspiel finde. Schon wollte Leonhard verneinen, als der Spielteufel in ihm erwachte und ihn zwang, die Frage zu bejahen.
    Der Graumantel verzog grinsend sein Antlitz und zog einen vollen Beutel aus der Tasche, den er dem Köhler vor die Nase hielt Dabei forderte er ihn auf, mit ihm ein Spielchen zu versuchen. Verlegen bekannte sich Leonhard zu seiner Armut, doch der Fremde fiel ihm ins Wort und meinte: »Ach was! Ich setze mein gelbes Gold gegen deine schwarzen Kohlen!«
    Der Kohlenbrenner war zufrieden, führte den
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