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Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze

Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze

Titel: Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
Autoren: Alan Burt Akers
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verfilzten Wurzelranken ringsum nicht aus den Augen, während er ihr geduldig Antwort gab: »Nahrung ist hier kein Problem. Was das Trinken angeht, so müssen wir jeden Tropfen Wasser vorher abkochen.«
    »Verstehe.«
    Sie stimmte sich auf seine Geduld ein und wartete.
    Dann: »Essen und trinken wir jetzt?«
    »Moment!«
    »Aber ...«
    Noch immer schaute er sie nicht an. Er saß bequem und entspannt da und war doch zugleich ungemein auf der Hut. Er verharrte reglos, wie aus Stein gehauen; gelegentlich bewegte sich nur der Finger, der die störenden Zecken abwehrte.
    »Hör mal, Dame Milsi. Im Dschungel – genau genommen überall – ist Geduld mit dem Leben gleichzusetzen. Und die Ungeduld mit dem Tod.«
    »Das verstehe ich durchaus ...«
    »Ich glaube nicht.«
    Gereizt biß sie sich auf die Unterlippe. Welch primitiver, barbarischer Krieger er doch war! Und doch, und doch ... offenbarte sich hier ein Teil seines Lebens, an dem sie nicht teilgehabt hatte, an dem sie nicht hatte teilhaben können. Die Vorstellung, daß sie vielleicht künftig so leben könnte, löste in ihr ein Erschaudern aus, das nicht gänzlich von romantischem Schrecken bestimmt war, aber doch viel davon entliehen hatte.
    Wenn sie ihm die Wahrheit über sich offenbarte, mochte er wild und unberechenbar reagieren, womit dann alles verdorben wäre. Nein. Viel besser wäre es, nach Hause zurückzukehren und dort alles zu regeln.
    Sie bezweifelte nicht, daß sie, beschützt von Seg, ihr Zuhause wiedersehen würde. Irgendwann würde sie dort eintreffen; das Problem war nur, wenn es mit diesem Tempo weiterging, würde die eigentliche Rückreise ungeheuer lange dauern.
    Endlich – endlich – sagte Seg: »Man ist uns nicht bis hierher gefolgt. Jetzt suchen wir uns etwas zu essen.«
    Mit einem Pfeilschuß erlegte er ein winziges Geschöpf mit großen Ohren und dünnem Schwanz und orangerotem und grünem Fell. Milsi vermerkte mit Dankbarkeit, daß es sich nicht um ein Reptil, sondern um ein Säugetier handelte. Seg machte sich daran, das arme Geschöpf zu häuten, und wies Milsi energisch an, Holz zu sammeln und unter der Rinde das flockige Innere freizulegen.
    Aus seinem weichen Ledergürtel zog er den Zunderkasten. Der Janul funktionierte bestens. In sicherer Deckung hinter einem Wurzelgewirr, das neugierigen Augen keinen Blick auf flackernde Flammen ermöglichte, nährte Seg das Feuer. Das kleine Tier, ein Wald-Colo, wurde an einem Spieß über die Flammen gehängt.
    Milsi beobachtete gebannt, wie Segs kräftige Hände einen Schlammbrocken bearbeiteten und formten. Er ließ einen Topf entstehen, den er wasserdicht machte. Wasser war im Augenblick kein Problem, denn nach den Regenfällen gab es hier und dort noch Pfützen – die Seg aber nicht beachtete. Vielmehr erstieg er einen Baum – wobei er aufmerksam nach Baumbewohnern Ausschau hielt, die ältere Wohnrechte haben mochten, und kehrte schließlich mit einem rundlichen Blatt zurück, das mit Flüssigkeit gefüllt war.
    Er leerte das Wasser in den Topf und brachte es zum Kochen. Es war ein schwieriger Vorgang, und zweimal sprang der Topf, so daß er von vorn beginnen mußte. Schließlich aber konnte Milsi Wasser trinken, das abgestanden und nach Vegetation schmeckte. Der Geschmack war herrlich.
    Der kleine Colo gab eine gute Mahlzeit ab.
    »Jetzt wird marschiert.«
    »Es fällt aber sehr schwer, durch diesen Wald zu marschieren.«
    »Wir folgen den Wegen, die uns die großen Trampeltiere öffnen. Wir treten leise auf. Wir lauschen und wittern. Auf diese Weise sehen wir sie, ehe sie uns bemerken.«
    »Ich hoffe bei Pandrite, daß du dich nicht irrst.«
    »Man kann nur einmal sterben.«
    »Da hast du recht. Aber für mich wäre das schon einmal zuviel.«
    Seg lächelte, antwortete nicht und setzte sich in Bewegung.
    Das raffinierte Können mancher Zauberer mochte allerdings dazu führen, daß man starb, wiedererweckt wurde und von neuem starb ... eine Vorstellung, die Seg sehr mißfiel. Obwohl er frei und ungestüm aufgewachsen war, lebte er doch mit gehörigem Respekt vor den Abläufen der Natur.
    Dieser Respekt war durch und durch echt und erstreckte sich auf alles – bis auf eine Ausnahme.
    Seg hatte keinen Respekt vor Dingen oder Einflüssen, die ihn daran hindern wollten, das beste Bogenholz zu schneiden, das es überhaupt gab.
    Aus dem Nichts fegte eine Liane herbei, die mit kurzen harten Spitzen besetzt war. Eine dieser schimmernden braunen Spitzen verfing sich seitlich ihres Nabels in
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