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Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio

Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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Anblick, doch sie trugen keine Waffen, und ihren Gesichtern war die Anspannung und Erschöpfung anzumerken.
    An ihrer Spitze marschierte ein Mann, den ich kannte.
    Er war in Königin Thyllis' Gefolge gewesen, als jene Frau mich im Triumph durch die Straßen von Ruathytu zerrte, ehe sie sich zur Herrscherin von Hamal machte. Ich war mit Ketten behängt und am Schwanz eines Calsanys festgemacht gewesen. Dieser Mann, Vad Inrien ham Thofoler, hatte damals als Dwa-Chuktar gedient, begierig auf Macht und eine hohe Position. Offenbar hatte er beides erlangt, denn heute trat er mir als General, als Kapt, gegenüber, Anführer der hamalischen Streitkräfte in diesem Sektor Vallias. Auf seinem massigen Gesicht zeichneten sich um Nase und Lippen Falten der Verbitterung ab, doch zugleich wahrte er einen starren Ausdruck des Abscheus angesichts der eingetretenen Entwicklung. Er baute sich dicht vor uns auf.
    Ein schmerzliches Schweigen setzte ein; wie zuvor raschelten die Flaggen, wurden einige Blätter auf dem Pflaster des Kyro bewegt. Mit jäher Bewegung hob er den Arm zum Gruß.
    »Hai, Dray Prescot, Prinz Majister von Vallia. Wir erbitten Verhandlungen ...«
    Die Masse hinter meinen nächsten Beratern schnappte hörbar nach Luft. Einige leise Schreie waren zu hören, die sich fortpflanzten und plötzlich zu einem Sturm des Gebrülls anschwollen.
    »Dray Prescot! Dray Prescot! Dies ist Jak der Drang! Unser Jak der Drang, Herrscher von Vallia!«
    Und dann – es mußte ja früher oder später dazu kommen – brachten Nath Nazabhan und die anderen Ordnung in das Geschehen, indem sie ihrerseits losbrüllten, Worte, die weitergegeben und überall in der Menge, in den Straßen und Alleen wiederholt wurden, bis der Himmel über Vondium davon widerhallte.
    »Der Mann, den ihr als Jak den Drang kennt, ist Dray Prescot, Herrscher von Vallia!«
    Welch ein Gebrüll, welch ein Geschrei, welch ein Durcheinander des Erstaunens, des Unglaubens!
    Endlich gab ich Volodu der Lunge ein Zeichen; er hatte erstaunt den Mund aufgerissen und gaffte mich an. Er mußte sich zusammenreißen, um das Signal zur Ruhe zu blasen. Auf Koreros Gesicht zeigte sich ein schwaches, befriedigtes Lächeln. Damit bestätigte sich mein Verdacht, daß er Bescheid gewußt hatte.
    »Ich bin Dray Prescot!« brüllte ich die Wahrheit hinaus. »Und zugleich bin ich Jak der Drang. Und wir Vallianer haben am heutigen Tage des Segensreichen Opaz einen großen Sieg errungen.«
    Der unglaubliche Jubellärm brach wieder los. Dann sah ich Korero vortreten und ein bestimmtes scharlachrotes Bündel heben. Ein Schwindelgefühl durchlief mich, und ich fragte mich, wieviel Delia diesem Mann offenbart haben mochte. Er griff sich eine Lanze und knotete die alte rote Flagge daran fest, um sie hochheben zu können. Wieder hörte ich das Volk brüllen: »Hai Jikai! Hai Jikai, Dray Prescot, Jak der Drang! Hai, Jikai!«
    Und ich hob den Blick, in der Erwartung, meine alte Kampfflagge zu erblicken, das Tuch mit dem gelben Kreuz auf scharlachrotem Untergrund. Statt dessen sah ich – sah ich eine Flagge, die ich bisher nur vor meinem inneren Auge registriert hatte, vor unzähligen Sommern, auf dem Rückflug nach der Schlacht bei den Drachenknochen.
    Das gelbe Schrägkreuz Vallias auf rotem Grund bewegte sich dort oben vor dem Himmel, doch war mein altes gelbes Kreuz darüber gelegt worden. Die Fahne stellte eine Vereinigung von Farben da, eine neue Flagge, die neue Fahne Vallias.
    Eine dunkle Vision suchte mich heim. Noch mußten wir uns mit Hamal abgeben, noch war die üble Religion Leems des Silber-Leem in etwas Nützliches umzuwandeln oder völlig zu unterdrücken; außerdem hatten wir Probleme in Übersee und zu Hause, und vor allem hatten wir die Shanks aus den Ländern unter dem Horizont der Welt zu fürchten; ihnen mußten wir entscheidend widerstehen oder endlich unterliegen. Nur einen kurzen kostbaren Moment lang konnten wir uns ausruhen, konnten wir uns dessen freuen, was wir erreicht hatten, denn noch so viel mehr blieb ungetan.
    Inmitten der tobenden Horden bildeten wir eine freudige Prozession, die in den Palast von Vondium einrückte. Die äußeren Zeichen der Staatsmacht wurden hervorgeholt. Wohin der falsche Herrscher Seakon verschwunden war, war unbekannt; es interessierte sich auch niemand dafür. Die wertvollen Schätze, die feierlichen Symbole der Macht, die Krone, der Thron, Draks Schwert, sie wurden hervorgeholt und dem Volk gezeigt. Man setzte mich auf den Thron und
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