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Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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erschüttert und womöglich auch ihre Selbständigkeit als Frau in Frage gestellt. Die Erste Lady der Schwestern der Rose hatte mir gesagt, Delia drohe keine Gefahr. Daran glaubte ich inbrünstig.
    Stimmen sangen ›Oolie Opaz‹ und kündeten eine neue blumengeschmückte Prozession an. Passanten gingen den Gläubigen respektvoll aus dem Weg. Ich begann der singenden Kolonne unauffällig zu folgen, den Bambusstab umklammernd, gefaßt auf einen gemeinen Angriff der fanatischen Anhänger der Schwarzen Federn. Nein, ich war nicht nur darauf gefaßt, ich sehnte mir einen solchen Zwischenfall sogar herbei.
    Im nächsten Augenblick stürmte eine Gruppe in normaler, einfacher Kleidung aus einer Nebenstraße. Sie strömte auf den Boulevard. Schwarze Federn wehten. Ich sprang vor, als ich in dem kreischenden Mob ein bestimmtes Gesicht erblickte. Das Gesicht eines Mannes, der den Angriff anführte, der wild vor Zorn die Arme schwenkte, der schreiend seine Anhänger aufforderte zuzuschlagen und zu vernichten.
    Himet der Mak!
    »Ah, du Cramph!« brüllte ich. »Dich hole ich mir!«
    Törichter Dummkopf, Dray Prescot, Krozair von Zy, Lord von Strombor, verwickelt in eine Straßenschlacht. Wie tief war ich gesunken!
    Ehe ich mich durch den aufgebrachten Mob drängen konnte, trafen die Gardisten auf ihren Totrixes ein und schlugen mit ihren langen Knüppeln um sich. Ich duckte mich unter einem Hieb hindurch. Himet hatte die Flucht ergriffen. Ich sah, daß er die Gardisten in verwirrter Wut ansah. Er verschwand in einer Gasse zwischen einer Taverne und der Privatvilla eines reichen Koter. Ich folgte ihm. Männer und Frauen liefen neben mir.
    Die fliehende Menge ergoß sich auf den benachbarten Platz. Einige Gruppen verschwanden in den Nebenstraßen. Ich hielt mich an eine Horde, die mich besonders interessierte. Die Männer waren zwar wie einfache Arbeiter gekleidet, benahmen sich aber diszipliniert wie Soldaten. Sie blieben zusammen und setzten sich geschickt ab. Wenn sie in einer Schänke wohnten, hatte ich dort vielleicht Gelegenheit, mehr über sie zu erfahren. Vermutlich handelte es sich um Masichieri, einfache Söldner, wie sie von den Priestern des Großen Chyyan angeworben worden waren. Ich hatte keine Sorge, daß jemand mich erkennen würde – in dieser Hinsicht war Himet als einziger gefährlich –, und während des Laufs behielt ich ihn aufmerksam im Auge.
    Dies war die große Chance für mich, und ich wollte sie nutzen. Nach kurzer Zeit erschienen vor uns die Umrisse eines halb eingestürzten Turms, ein einsames Bauwerk auf einer verlassenen Insel zwischen zwei Kanälen. So wenig ich über Vondium wußte, so war mir doch bekannt, daß der zerstörte Tempel der kleinen Religion Jhemur-Geburs sich hier befinden mußte. Die Chyyanisten blieben also bei ihrer alten Formel, kleine oder entehrte Heiligtümer anderer Religionen zu übernehmen. Die Masichieri trabten in Gruppen über eine hölzerne Kanalbrücke und hielten auf den Turm zu. Graues Gestein war zwischen den bunten Blumen sichtbar. Verfolger waren nicht mehr zu sehen. Wir betraten den Turm als geordnete Gruppe. Niemand befragte mich wegen meines Hierseins. Es gab zahlreiche Gruppen von Masichieri, von denen sich viele untereinander fremd sein mußten.
    Ein überwachsener und von Vogelkot befleckter großer Stein wurde an klirrenden Ketten von kräftigen Muskeln angehoben. Jeweils zu zweit ließen wir uns in das schwarze Loch fallen, das der Stein freigab, und stiegen vorsichtig die glatten Stufen hinab. Phosphoreszierende Flechten wuchsen hier. Immer tiefer ging es hinab, die gigantische Wendeltreppe nahm kein Ende. Unheimliche Echos waren zu hören. Rötliche Fackeln spendeten ein unsicheres Licht und zeigten uns Wasser in der Tiefe und einen glatten Tunnel. In diesen Tunnel stiegen wir ein, immer zu zweit, und niemand sagte ein Wort.
    So armselig diese Söldner auch sein mochten, sie waren gut gedrillt. Niemand sprach, bis wir durch eine alte Tür geschritten waren, die verrottenden Pfosten bedeckt mit Flechten und Schwammbewuchs. Eine neue Welt tat sich dahinter auf; in der tiefsten Krypta dieses verlassenen Tempels hatte man Soldatenunterkünfte eingerichtet. Kojen, Waffenregale, die Koch- und Toiletteneinrichtungen – alles von bester Qualität. Kaum waren alle durch die Tür herein – insgesamt sechzig oder siebzig Mann –, gab es ein großes Geschrei.
    Alle redeten und brüllten durcheinander, schilderten prahlend ihre Heldentaten, wie sie eine alte Frau
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