Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
unbezähmbar’n Wut,
    In einer Fichte Spalt; ein Dutzend Jahre
    Hielt diese Kluft dich peinlich eingeklemmt.
    Sie starb in dieser Zeit und ließ dich da,
    Wo du Gestöhn ausstießest, unablässig,
    Wie Mühlenräder klappern. Damals zierte
    (Bis auf ein scheckig Wechselbalg, den Sohn,
    Den sie hier warf) noch menschliche Gestalt
    Dies Eiland nicht.
    Ariel
.
    Ja, Caliban, ihr Sohn.
    Prospero
.
    So sag’ ich, dummes Ding! Der Caliban,
    Der jetzt mir dienstbar ist. Du weißt am besten,
    In welcher Marter ich dich fand. Dein Ächzen
    Durchdrang der nie gezähmten Bären Brust
    Und machte Wölfe heulen; eine Marter
    War’s für Verdammte, welche Sycorax
    Nicht wieder lösen konnte: meine Kunst,
    Als ich hieher kam und dich hörte, hieß
    Die Fichte gähnen und heraus dich lassen.
    Ariel
.
    Ich dank’ dir, Meister.
    Prospero
.
    Wenn du mehr noch murrst,
    So will ich einen Eichbaum spalten und
    Dich in sein knot’ges Eingeweide keilen,
    Bis du zwölf Winter durchgeheult.
    Ariel
.
    Verzeih’!
    Ich will mich ja Befehlen fügen, Herr,
    Und ferner zierlich spüken.
    Prospero
.
    Tu’ das, und in zwei Tagen
    Entlass’ ich dich.
    Ariel
.
    Das sprach mein edler Meister.
    Was soll ich tun? O sag, was soll ich tun?
    Prospero
.
    Geh, werde gleich ’ner Nymphe! Dich erkenne
    Nur mein und dein Gesicht: sei unsichtbar
    Für jedes Auge sonst. Nimm diese Bildung
    Und komm darin zurück. Geh! Fort! mit Eile!
    Ariel ab.
    Erwach’, mein Herz! Erwach’! Hast wohl geschlafen:
    Erwach’!
    Miranda
.
    Das Wunderbare der Geschichte
    Befing mit Schlaf mich.
    Prospero
.
    Schüttl’ ihn ab! Komm, laß uns
    Zu Caliban, dem Sklaven, gehn, der nie
    Uns freundlich Antwort gibt.
    Miranda
.
    Er ist ein Bösewicht,
    Den ich nicht ansehn mag.
    Prospero
.
    Doch, wie’s nun steht,
    Ist er uns nötig; denn er macht uns Feuer,
    Holt unser Holz, verrichtet mancherlei,
    Das Nutzen schafft. He, Sklave! Caliban!
    Du Erdkloß, sprich!
    Caliban
drinnen.
    ’s ist Holz genug im Hause.
    Prospero
.
    Heraus! sag’ ich: es gibt noch andre Arbeit.
    Schildkröte, komm! Wann wird’s?
    Ariel kommt zurück in Gestalt einer Wassernymphe.
    Ach, schönes Luftbild! Schmucker Ariel,
    Hör’ insgeheim!
    Ariel
.
    Mein Fürst, es soll geschehen.
    Ab.
    Prospero
.
    Du gift’ger Sklav’, gezeugt vom Teufel selbst
    Mit deiner bösen Mutter! Komm heraus!
    Caliban kommt.
    Caliban
.
    So böser Tau, als meine Mutter je
    Von faulem Moor mit Rabenfedern strich,
    Fall’ auf euch zwei! Ein Südwest blas’ euch an
    Und deck’ euch ganz mit Schwären!
    Prospero
.
    Dafür, verlaß dich drauf, sollst du zu Nacht
    In Krämpfen liegen, Seitenstiche haben,
    Die dir den Odem hemmen; Igel sollen
    Die Nachtzeit durch, wo sie sich rühren dürfen,
    An dir sich üben; zwicken soll dich’s dicht
    Wie Honigzellen, jeder Zwick mehr stechen
    Als Bienen, die sie baun.
    Caliban
.
    Ich muß zu Mittag essen. Dieses Eiland
    Ist mein, von meiner Mutter Sycorax,
    Das du mir wegnimmst. Wie du erstlich kamst,
    Da streicheltest du mich und hielt’st auf mich,
    Gabst Wasser mir mit Beeren drein und lehrtest
    Das große Licht mich nennen und das kleine,
    Die brennen tags und nachts; da liebt’ ich dich
    Und wies dir jede Eigenschaft der Insel:
    Salzbrunnen, Quellen, fruchtbar Land und dürres.
    Fluch, daß ich’s tat, mir! Alle Zauberei
    Der Sycorax, Molch, Schröter, Fledermaus befall’ Euch!
    Denn ich bin, was Ihr habt an Untertanen,
    Mein eigner König sonst; und stallt mich hier
    In diesen harten Fels, derweil Ihr mir
    Den Rest des Eilands wehrt.
    Prospero
.
    Du lügnerischer Sklav’,
    Der Schläge fühlt, nicht Güte! Ich verpflegte,
    Kot wie du bist, dich menschlich; nahm dich auf
    In meiner Zell’, bis du versucht zu schänden
    Die Ehre meines Kindes.
    Caliban
.
    Ho, ho! Ich wollt’, es wär’ geschehn. Du kamst
    Mir nur zuvor, ich hätte sonst die Insel
    Mit Calibans bevölkert.
    Prospero
.
    Schnöder Sklav’,
    In welchem keine Spur des Guten haftet,
    Zu allem Bösen fähig! Ich erbarmte
    Mich deiner, gab mir Müh’, zum Sprechen dich
    Zu bringen, lehrte jede Stunde dir
    Dies oder jenes. Da du, Wilder, selbst
    Nicht wußtest, was du wolltest, sondern nur
    Höchst viehisch kollertest, versah ich dich
    Mit Worten, deine Meinung kund zu tun.
    Doch deiner niedern Art, obwohl du lerntest,
    Hing etwas an, das edlere Naturen
    Nicht um sich leiden konnten: darum wardst du
    Verdienterweis’ in diesen Fels gesperrt,
    Der du noch mehr verdient als ein Gefängnis.
    Caliban
.
    Ihr lehrtet Sprache
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher