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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen
Autoren: William Shakespeare
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ihrem Herrn,
    Sie zu entwenden.
    Ferdinand
.
    Nein, bei meiner Ehre!
    Miranda
.
    Nichts Böses kann in solchem Tempel wohnen.
    Hat ein so schönes Haus der böse Geist,
    So werden gute Wesen neben ihm
    Zu wohnen trachten.
    Prospero
.
    Folge mir! – Du, sprich
    Nicht mehr für ihn, ’s ist ein Verräter. – Komm,
    Ich will dir Hals und Fuß zusammen schließen;
    Seewasser soll dein Trank sein, deine Nahrung
    Bachmuscheln, welke Wurzeln, Hülsen, die
    Der Eichel Wiege sind. Komm, folge!
    Ferdinand
.
    Nein!
    Ich widerstehe der Begegnung, bis
    Mein Feind mich übermannt.
    Er zieht.
    Miranda
.
    O lieber Vater,
    Versucht ihn nicht zu rasch! Er ist ja sanft
    Und nicht gefährlich.
    Prospero
.
    Seht doch! will das Ei
    Die Henne meistern? Weg dein Schwert, Verräter!
    Du drohst, doch wagst du keinen Streich, weil Schuld
    Dir das Gewissen drückt. Steh nicht zur Wehr!
    Ich kann dich hier mit diesem Stab entwaffnen,
    Daß dir das Schwert entsinkt.
    Miranda
.
    Ich bitt’ Euch, Vater!
    Prospero
.
    Fort! Häng’ dich nicht an meinen Rock!
    Miranda
.
    Habt Mitleid!
    Ich sage gut für ihn.
    Prospero
.
    Schweig’! Noch ein Wort,
    Und schelten müßt’ ich dich, ja hassen. Was?
    Wortführerin für den Betrüger? Still!
    Du denkst, sonst gäb’ es der Gestalten keine,
    Weil du nur ihn und Caliban gesehn.
    Du töricht Mädchen! Mit den meisten Männern
    Verglichen, ist er nur ein Caliban,
    Sie Engel gegen ihn.
    Miranda
.
    So hat in Demut
    Mein Herz gewählt; ich hege keinen Ehrgeiz,
    Einen schönern Mann zu sehn.
    Prospero
zu Ferdinand.
    Komm mit! Gehorch’!
    Denn deine Sehnen sind im Stand der Kindheit
    Und haben keine Kraft.
    Ferdinand
.
    Das sind sie auch:
    Die Lebensgeister sind mir wie im Traum
    Gefesselt. Meines Vaters Tod, die Schwäche,
    So ich empfinde, aller meiner Freunde
    Verderben, oder dieses Mannes Drohn,
    In dessen Hand ich bin, ertrüg’ ich leicht,
    Dürft’ ich nur einmal tags aus meinem Kerker
    Dies Mädchen sehn! Mag Freiheit alle Winkel
    Der Erde sonst gebrauchen: Raum genug
    Hab’ ich in solchem Kerker.
    Prospero
.
    Es wirkt. – Komm mit!
    Zu Ariel.
    Das hast du gut gemacht, mein Ariel! –
    Folgt mir!
    Zu Ferdinand und Miranda.
    Zu Ariel.
    Vernimm, was sonst zu tun ist!
    Spricht heimlich mit ihm.
    Miranda
.
    Seid getrost!
    Mein Vater, Herr, ist besserer Natur,
    Als seine Red’ ihn zeigt; was er jetzt tat,
    Ist ungewohnt von ihm.
    Prospero
.
    Frei sollst du sein.
    Wie Wind’ auf Bergen: tu’ nur Wort für Wort,
    Was ich dir aufgetragen!
    Ariel
.
    Jede Silbe.
    Prospero
.
    Kommt, folgt mir! – Sprich du nicht für ihn!
    Alle ab.
    ¶

ZWEITER AUFZUG
Erste Szene
    Eine andre Gegend der Insel.
    Alonso, Sebastian, Antonio, Gonzalo, Adrian, Francisco und andre treten auf.
    Gonzalo
.
    Ich bitt’ Euch, Herr, seid fröhlich: Ihr habt Grund
    Zur Freude, wie wir alle. Unsre Rettung
    Ist mehr als der Verlust; denn unser Fug
    Zur Klage ist gemein: an jedem Tage
    Hat ein Matrosenweib, der Schiffspatron
    Von einem Kaufmann, und der Kaufmann selbst
    Zu gleicher Klage Stoff; allein das Wunder,
    Ich meine unsre Rettung, aus Millionen
    Geschah’s nur uns. Drum, lieber Herr, wägt weislich
    Leid gegen Trost.
    Alonso
.
    Ich bitte dich, sei still!
    Sebastian
. Der Trost geht ihm ein wie kalte Suppe.
    Antonio
. Der Krankenbesucher läßt ihn so noch nicht fahren.
    Sebastian
. Seht, jetzt windet er die Uhr seines Witzes auf; gleich wird sie schlagen.
    Gonzalo
. Herr –
    Sebastian
. Eins – zählt doch!
    Gonzalo
.
    Wenn jeder Gram gepflegt wird, der uns vorkommt,
    So wird dafür dem Pfleger –
    Sebastian
. Die Zehrung.
    Gonzalo
. Ganz recht, denn er zehrt sich ab; Ihr habt richtiger gesprochen, als Eure Absicht war.
    Sebastian
. Und Ihr habt es gescheiter genommen, als ich dachte.
    Gonzalo
. Also, gnädiger Herr –
    Antonio
. Pfui doch! Welch ein Verschwender ist er mit seiner Zunge!
    Alonso
. Ich bitte dich, laß.
    Gonzalo
. Gut, ich bin fertig, aber doch –
    Sebastian
. Muß er reden.
    Antonio
. Was gilt die Wette, ob er oder Adrian zuerst anfangen wird zu krähen?
    Sebastian
. Ich sage, der alte Hahn.
    Antonio
. Nein, das Hähnlein.
    Sebastian
. Gut: was wetten wir?
    Antonio
. Ein Gelächter.
    Sebastian
. Topp!
    Adrian
. Scheint diese Insel gleich wüst –
    Sebastian
. Ha ha ha!
    Antonio
. Nun, Ihr habt bezahlt.
    Adrian
. Unbewohnbar und beinah’ unzugänglich –
    Sebastian
. Dennoch –
    Adrian
. Dennoch –
    Antonio
. Es konnte nicht fehlen.
    Adrian
. Muß ihr Himmelsstrich von der sanftesten und angenehmsten
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