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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen
Autoren: William Shakespeare
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den Weg nicht gehen, den alle Menschen geh’n? Ja, hat sich was! Du Gericht Keuschheit mit Rosmarin und Lorbeer! Geht ab.
    Bolz
. Nun kommt, Fräulein, nun gleich mit mir!
    Marina
. Wohin soll ich geh’n?
    Bolz
. Euch das Juwel zu nehmen, das Ihr so teuer haltet.
    Marina
. Ich bitte, sagt mir erst Eins.
    Bolz
. Nun, her mit Eurem Einem.
    Marina
. Was wünschest du wohl, daß dein Feind sein möchte?
    Bolz
. Nun, ich wünschte ihm, er wäre mein Herr, oder lieber noch die Frau.
    Marina
.
    Doch keiner ist so schlecht, als du es bist,
    Denn höher steh’n sie, da sie dir gebieten.
    Du hast ein Amt, das der gequälteste Teufel
    Der Hölle nicht mit dir aus Ehrgeiz tauschte;
    Hünd’scher Türhüter bist du jedem Lump,
    Der sich nur zeigt, nach seinem Mensch zu fragen;
    Dein Ohr gibt jedes Schuftes zorn’ger Faust
    Sich preis; ja deine Speise selbst ist schon
    Verpestet von dem Hauch verdorbner Lungen.
    Bolz
. Was soll ich denn aber tun? In den Krieg geh’n? wo man sieben Jahr’ um den Verlust eines Beines dienen kann und am Ende nicht Geld genug hat, um sich ein hölzernes zu kaufen?
    Marina
.
    Tu’ jedes Ding, nur nicht das, was du tu’st,
    Kanäle rein’ge, schmutzige Kloake;
    Verdinge als Knecht dich dem gemeinen Henker,
    Denn jeder Stand ist besser als dein jetz’ger;
    Ein Pavian, wenn er nur sprechen könnte,
    Würd’ sich zu teuer achten Du zu sein.
    O möchten mich die Götter nur erretten
    Aus diesem Hause! Hier ist Gold für dich;
    Und wünscht dein Herr durch mich Gewinn zu zieh’n,
    Ruf’ aus, ich singe, nähe, tanze,
    Kann manches noch, was ich nicht rühmen will;
    Ich unternehm’ es, Unterricht zu geben,
    Und zweifle nicht, daß diese große Stadt
    Mir manche Schülerinnen liefern wird.
    Bolz
. Aber könnt Ihr auch wirklich in allen diesen Dingen Unterricht geben?
    Marina
.
    Ist es nicht wahr, so nimm mich wieder her,
    Und gib mich preis dem niedrigsten der Knechte,
    Der Euer Haus besucht.
    Bolz
. Nun gut, ich will seh’n, was ich für dich tun kann; kann ich dich wo unterbringen, so will ich es tun.
    Marina
. Aber doch bei sittsamen Frauen?
    Bolz
. Unter denen hab’ ich freilich wenig Bekanntschaft. Da aber mein Herr und meine Frau dich gekauft haben, so kann nichts ohne ihre Einwilligung gescheh’n; drum will ich ihnen deinen Vorschlag bekannt machen, und ich zweifle nicht, sie werden mit sich wohl handeln lassen. Komm, ich will für dich tun, was ich nur irgend kann – nun komm mit mir.
    Sie gehn ab.
    ¶

FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
    Gower tritt ein.
    Gower
.
    So wird Marina frei, und kommt allda
    Wohl in ein sittsam Haus. Sie singet Weisen
    Wie die Unsterblichen; wer dazu sah
    Den Tanz, der mußte sie als Göttin preisen;
    Tiefsinn’ge macht’ sie stumm, der Nadel Güte
    Schafft, wie Natur, Zweig, Blum’ und Vogel, Blatt,
    Verschwistert Kunst der wahren Rosenblüte,
    Die Kirsch’ ihr täuschend Bild zum Zwilling hat.
    Bald folgen ihr viel edle Schülerinnen,
    Die reichlich sie belohnen, und sie schenkt
    Das Gold der Kupplerin, – gewandt von hinnen
    Nun ihres Vaters wiederum gedenkt!
    Den ließen wir zur See, vom Sturm gescheucht;
    Der Wind ermüdet, ausgeworfen hat
    Er seinen Anker, und das Land erreicht,
    Wo seine Tochter wohnt. Es will sie Stadt
    Neptuns Jahrsfest begehen, da erblickt
    Lysimachus wie unser Schiff hier liegt,
    Die Wimpel schwarz, mit reicher Kunst geschmückt,
    Worauf er in der Barke zu ihm fliegt;
    Noch einmal seht mit Eu’rer Phantasie,
    Denkt dies das Schiff, worauf der Trauermann;
    Alsbald geschieht vor Euern Augen hie
    Das Wichtigste, drum seht es ruhig an.
    Geht ab.
    ¶

Zweite Szene
    An Bord von Perikles Schiff bei Mitylene. Ein Zelt auf dem Verdeck mit einem Vorhang davor. Perikles darinnen auf einem Ruhebett. Ein Boot liegt neben dem tyrischen Schiffe.
    Zwei Matrosen treten auf
    Erster Matrose
.
    Wo ist Lord Helicanus? Der kann’s sagen, –
    Hier ist er ja. –
    Helicanus kommt.
    Da ist von Mitylene eine Barke,
    Sie führt Lysimachus, den Statthalter,
    Der gern an Bord will. Was ist Euer Wille?
    Helicanus
.
    Der seinige geschen’. Ruft ein’ge Herrn.
    Erster Matrose
.
    He! Meine Herrn! Es ruft der Lord.
    Einige Edelleute kommen.
    Erster Edelmann
.
    Ruft Euer Gnaden?
    Helicanus
.
    Ihr Herrn, es will ein edler Mann an Bord hier kommen,
    Ich bitte ihn mit Anstand zu begrüßen.
    Lysimachus kommt mit Gefolge.
    Erster Matrose
.
    Dies ist der Mann, der kann Euch alles sagen.
    Lysimachus
.
    Ehrwürd’ger Herr, die Götter schützen
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