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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
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liegend. Zweifellos wären die orange gekleideten Kerle von der Stadtreinigung diejenigen, die sie finden würden.
    Mit angehaltenem Atem zählte Edie langsam von zehn rückwärts.
    Zehn, neun, acht, sieben …
    Plötzlich schoss der Blick des Killers zur anderen Seite der Gasse, wo eine Gruppe Recycling-Tonnen vor Dosen überquoll.
    Sie war unentdeckt geblieben.
    Überraschend leichtfüßig für einen so großen Mann lief der Killer bis ganz ans Ende der Gasse Richtung 21st Street, bevor er sich umdrehte und wieder zur Feuertreppe zurückging. Im gleichen Augenblick bog aus der anderen Richtung ein Streifenwagen
in die Gasse. Über die Maßen erleichtert stieß Edie den angehaltenen Atem aus. Das Öffnen der Tür zur Feuertreppe hatte offensichtlich einen stillen Alarm ausgelöst und die Polizei war gekommen, um nachzusehen.
    Aus irgendeinem seltsamen Grund schien das plötzliche Auftauchen des Polizeiwagens den Killer nicht im Geringsten zu beunruhigen, er hob sogar noch die Hand und winkte den Streifenwagen heran. Warum macht er das?, fragte sie sich. Da könnte er ja genauso gut verkünden, dass er den Alarm ausgelöst hat.
    Wenige Sekunden später bekam sie die Antwort. Ein Polizeibeamter in Uniform stieg aus dem Streifenwagen und kam auf den Killer zu, der eine Tasche von der Schulter nahm und sie dem Polizisten reichte.
    Der Brustschild.
    Der Cop steckte in der Sache mit drin.
    Die Kavallerie war gekommen, um sie zu töten.
    »Sieht aus, als ob die Operation glatt läuft«, meinte der Polizist, während er das gestohlene Artefakt in Besitz nahm. »Wir fliegen exakt um neunzehn Uhr nach London.«
    Der Killer schüttelte den Kopf. »Wir haben ein Problem. Es war noch jemand im Museum außer Padgham und den zwei Wächtern. Der kleine Scheißkerl ist über die Feuerleiter abgehauen.«
    Mit einem lauten Knall schlug der Polizist mit der Faust auf die Motorhaube des Streifenwagens. »Scheiße! Jetzt sind wir am Arsch! Die englische Schwuchtel sollte doch das einzige Personal im Gebäude sein.«
    »Es kommt noch schlimmer«, entgegnete der Killer. Er griff in die Brusttasche und zog den Notizblock hervor, den Edie vorhin bereits gesehen hatte. »Padgham hat womöglich Fotos des Brustschildes per E-Mail verschickt. Ich habe das Tac-Team von Rosemont informiert. Die bringen den Typ am anderen Ende von Padghams E-Mail zur Strecke.«
    Während Edie den Austausch beobachtete, zwang sie sich, langsam
und tief zu atmen und ihre verkrampften Beine durch schiere Willenskraft dazu zu bringen, mit dem Zittern aufzuhören, denn ihr ganzer Körper protestierte bereits dagegen, wie in eine Zwangsjacke gepfercht zu sein.
    »Das sollte nur ein einfacher Rein-und-wieder-raus-Job werden«, murmelte der Cop.
    »Und manchmal läuft eine Mission eben nicht so sauber ab. Wir müssen nur diesen Scheißkerl – einen E. Miller – finden und die Karre wieder aus dem Dreck ziehen.«
    Danke, lieber Gott! Eine kurze Atempause. Sie dachten, sie war ein Mann. Sie würden nach einem Mann suchen, nicht nach einer Frau. Außerdem wussten sie nicht, dass Padgham die E-Mail nie abgeschickt hatte. Doch das war nicht ihr Problem. Ihr Problem war es, heil aus der Gasse herauszukommen.
    »Bis jetzt hat noch niemand den Notruf gewählt.«
    »Wenn dieser Miller anruft, will ich das sofort wissen.«
    »Keine Sorge. Ich kümmer mich drum«, antwortete der Polizist, bevor er in den Streifenwagen stieg.
    Der Kloß in Edies Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Wenn sie sich an die Polizei wandte, würde der Killer wissen, wo sie zu finden war. Und da einer – vielleicht sogar mehrere – seiner Kumpanen eine Polizeiuniform trugen, hatte sie keine Möglichkeit, die guten Jungs von den bösen zu unterscheiden.
    Verängstigter als je zuvor sah Edie zu, wie der Streifenwagen wegfuhr. Nachdem die Übergabe erledigt war, ging der Killer zum Hintereingang des Museums, tippte einen Code ein, und die verschlossene Tür öffnete sich mit einem Summen. Gerade so, als gehöre ihm der Laden. Dann ging Padghams Mörder zurück ins Innere des Museums.
    Hastig kroch Edie rückwärts aus ihrem Schlupfloch, richtete sich auf und sog tief den Atem ein. Die Gasse stank nach Urin und vergammelndem Abfall, so stark, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb.

    Als sie ein lautes, mechanisches Rasseln hörte, wirbelte sie herum.
    Auf der anderen Seite der Gasse öffnete sich langsam ein Garagentor. Sie konnte die Gasse verlassen, ohne am Museum vorbeizulaufen. Kaum tauchte ein
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