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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
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schwarzer BMW aus der Tiefgarage auf, rannte Edie bereits auf das Tor zu. Oder versuchte es zumindest. Mit verkrampften Beinmuskeln taumelte sie humpelnd vorwärts. Der Fahrer wandte den Kopf und sah sie an – eine verängstigte Frau mit wirrem Haar und wenig anmutigem Gang – und sah sofort wieder weg.
    »Offensichtlich einer der Teilnahmslosen«, murmelte Edie dumpf, während sie in die Tiefgarage huschte.
    Als sie einen Aufzug sah, hielt sie darauf zu, und erst als sie sicher im Innern des Lifts war und sich die Türen hinter ihr schlossen, erlaubte sie sich ein erleichtertes Seufzen. Obwohl es tatsächlich eher ein erleichtertes Zusammensacken war, denn ihr Körper gab nach wie der einer alten Frau, da ihre Beine ihr Gewicht kaum noch tragen konnten.
    Wenige Sekunden später öffneten sich die Aufzugtüren in etwas, das wie die Eingangshalle eines exklusiven Apartmentgebäudes aussah. Direkt vor ihr lockte eine doppelte Glastür. Von einem plötzlichen Anfall von Heiterkeit erfasst humpelte sie auf die wunderschönen Türen mit ihren wunderschönen, großen Messinggriffen zu, stieß die rechte Tür weit auf und hielt sich nur mit Mühe davon ab, einen Postboten zu umarmen, der im Vorraum gerade damit beschäftigt war, Briefe in eine Reihe identisch aussehender Briefkästen zu stecken. Stattdessen lächelte sie ihn an. Mit einem breiten, zahnreichen Froh-am-Leben-zu-sein-Lächeln.
    Im selben Augenblick hielt ein Taxi vor dem Apartmentgebäude.
    Endlich frei. Danke, Allmächtiger Gott, endlich frei.

5
    Rosemont Security Consultants, Watergate-Gebäudekomplex
    Wie ein Mann, der soeben in den kühlen Wassern des Jordan getauft worden war, starrte Stanford J. MacFarlane, pensionierter Colonel des United States Marine Corps, den juwelenbesetzten Brustschild an.
    Die Steine des Feuers.
    Wohl eines der heiligsten aller biblischen Reliquien, übertroffen nur von der Bundeslade und dem Heiligen Gral.
    Meine Augen sahen die Herrlichkeit der Ankunft des Herrn. Stan MacFarlane wusste aus seinen Bibelstudien, dass die zwölf eingefassten Steine ursprünglich Luzifer anvertraut worden waren, als dieser noch der Liebling Gottes gewesen war. Nach seiner Verstoßung aus dem Himmelreich nahm Gott die Steine wieder an sich und gab sie später Moses, der daraufhin nach Gottes genauer Anweisung den Brustschild anfertigte. Der nur vom Hohepriester der Juden getragene Brustschild wurde als die Steine des Feuers bekannt und ruhte verborgen in den heiligen Räumen des Tempels von Jerusalem, bis der von den Babyloniern geplündert wurde, als Nebukadnezars Armee die Heilige Stadt im sechsten Jahrhundert v. Chr. einnahm. Während der nächsten sechsundzwanzig Jahrhunderte blieb die Reliquie in den Wüsten Babylons, des heutigen Irak, verborgen. So mancher Schatzjäger hatte bei dem Versuch, den Brustschild zu finden, sein Leben gelassen, da er zu spät erkannte, dass die Kalifen, Sultane und Diktatoren, die Mesopotamien regierten, fremden Eindringlingen nicht gerade wohlgesonnen waren.
    All das änderte sich, als die amerikanische Armee in Bagdad einmarschierte.

    Da er wusste, dass er einen Experten brauchte, hatte Stan einen irakischen Archäologen angeheuert, der mehr Interesse daran hatte, Geld zu machen, als die Kulturgüter seines Landes zu schützen. Vor der Eroberung war der Archäologe Leiter einer Ausgrabungsstätte gewesen, in der eine geheime Kammer mit antiken hebräischen Gegenständen entdeckt worden war. Stan war überzeugt davon, dass diese Gegenstände zu den heiligen Reliquien gehörten, die aus dem Tempel gestohlen worden waren, und dass weitere Ausgrabungen die Steine des Feuers zu Tage fördern würden. Doch er war nicht der Einzige, der nach dem Brustschild suchte. Eliot Hopkins, Direktor des Hopkins-Museum für Kunst des Nahen Ostens, war ihm zuvorgekommen. Stan würde sich die Reliquie nicht ein zweites Mal entgehen lassen, deshalb beauftragte er seinen zuverlässigsten Gehilfen, den Brustschild zu besorgen.
    Nur, dass seinem zuverlässigen Gehilfen ein sehr dummer Fehler unterlaufen war.
    » Und die Schlange stieß aus ihrem Rachen Wasser aus wie einen Strom hinter der Frau her «, zischte er den Mann an, der in Habachtstellung mit rotem Kopf vor ihm stand. Mit wachsender Wut starrte er seinen Untergebenen an. »Raus mit der Sprache, Gunny, wie ist Ihnen dieses Miller-Weibsstück entwischt? Glauben Sie, der Teufel hat sie auf seinem Boot mitgenommen?«
    Der reuige Sünder, der ehemalige Gunnery Sergeant Boyd
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