Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
Vom Netzwerk:
Godmersham, gedacht hatte, er könnte die Bundeslade selbst behalten.
    »Und als der bedauernswerte Ritter dies sah, war sein Tod wohlverdient.« Endlich ergab die rätselhafte Zeile aus den Quartetten für ihn einen Sinn.
    »Merken Sie sich meine Worte, der Tag des Jüngsten Gerichts steht uns bald bevor. Und wenn er angebrochen ist, dann werden wir mit göttlicher Offenbarung die Bestie der Niedertracht erschlagen.« Während Stanford MacFarlane sprach, drehte er zwanghaft an dem silbernen Ring mit dem Jerusalemkreuz, den er am rechten Ringfinger trug, und Cædmon hatte den Verdacht, dass der Ring für ihn eine Art Anker darstellte. Beim Anblick dieser unablässigen Bewegung befürchtete er, dass sich die Waagschale gerade geneigt hatte. Und zwar in die falsche Richtung.
    Edie, die bislang geschwiegen hatte, deutete auf eine Reihe von Lichtern draußen in der Bucht. »Der Tag des Jüngsten Gerichts ist bereits im Anmarsch. In schwarzen Kampfanzügen und mit recht beeindruckender Feuerkraft. Ihr Typen habt nur noch ein paar Minuten, um euch zu ergeben«, tönte sie mit einem großspurigen
Lächeln und trug ihre aufgesetzte Tapferkeit zur Schau wie ein neues Kleid.
    Gütiger Gott. Die Frau klang wie ein Hollywood-Drehbuch.
    Ohne Vorwarnung packte MacFarlane Edie an den Haaren und riss sie an sich. Obwohl sie sich verzweifelt wand, um freizukommen, wickelte er sich ihre Locken um die Faust, zog ihr den Kopf in den Nacken und entblößte ihre Kehle. Dann streckte er die Hand aus, mit der Handfläche nach oben. »Gebt mir das Tauchermesser.«
    Cædmon machte einen Satz, doch einer von MacFarlanes Männern holte ihn mit einem Schlag seines Pistolenlaufs gegen die Schläfe wieder zurück.
    Da ihm klar war, dass er Edie als Toter nicht würde retten können, blieb er bewegungslos stehen. Edie spürte offensichtlich, dass sie nicht entkommen konnte, und hörte auf, sich zu wehren.
    »Wissen Sie, mein Junge, ich habe das komische Gefühl, dass Sie und Ihre lockenköpfige Hure mich anlügen.« Mit einem höhnischen Lächeln sah MacFarlane ihm fest in die Augen. »Ich weiß, dass Sie ein ausgebildeter Geheimagent sind. Also nehme ich an, Sie haben die mentale Stärke, um zuzusehen, wie ich Ihrer hübschen Freundin eine Waffe an den Kopf halte.« Während er sprach, fuhr er leicht mit der Klinge Edies an Wange entlang. »Aber haben Sie auch einen starken Magen, um zuzusehen, wie ich ihr das Fleisch in langen, blutigen Streifen von den Knochen schneide?«
    Obwohl ihr Hals überdehnt war wie eine straff gespannte Bogensehne, versuchte Edie dennoch, den Kopf zu schütteln. Versuchte, ihn dazu zu bringen, nicht zu verraten, dass keine schwarzgekleidete Kommandotruppe zu Hilfe eilte.
    Eine tapfere Frau. Aber was noch wichtiger war, eine geliebte Frau.
    »Wie ich vorhin bereits sagte, habe ich tatsächlich ein Dossier zusammengestellt, das alles beschreibt, was seit Jonathan Padghams Ermordung vor sechs Tagen geschehen ist«, gestand er. Die Partie war verloren, seine Dame war ihm genommen worden. »Der Bericht
beinhaltet zudem eine detaillierte Bedrohungsanalyse Ihres geplanten Attentats auf den Felsendom.«
    »Wo befindet sich das Dossier?«
    »Im Safe des Dragonara-Hotels.« Cædmon hatte sich sorgsam auf einen solchen Augenblick vorbereitet, und nun spielte er die Karte aus, von der er hoffte, dass es ihre Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte war. »Wenn Edie und ich nicht bis um acht Uhr morgens ins Dragonara-Hotel zurückgekehrt sind, dann wird das Dossier umgehend zum britischen Konsulat gebracht. Von dort wird es an den MI5 weitergeleitet. Sie sind klug genug, um zu erkennen, dass es von Vorteil wäre, uns am Leben zu lassen. Also, würden Sie nun bitte Miss Millers Haar loslassen?«
    MacFarlane lockerte seinen Griff und wickelte eine Handbreit von Edies Haar ab. Gerade genug, damit sie den Kopf bewegen konnte, aber nicht genug, um zu entkommen.
    »Woher weiß ich, dass Sie die Wahrheit sagen?«
    »Wie bei Ihrem Glauben an die Prophezeiungen des Alten Testaments werden Sie mir ebenfalls einfach glauben müssen.«
    MacFarlane ließ Edies Haar los, murmelte etwas von »verlogenen Huren« und stieß sie weg. Mit offenen Armen fing Cædmon sie auf und drückte sie an die Brust.
    »Sie und die Hure haben eine Gnadenfrist.«
    Cædmon war sofort klar, dass er und Edie von mindestens einem von MacFarlanes Männern zum Dragonara eskortiert werden würden. Dort angekommen würde man sie zwingen, das Dossier aus dem Hotelsafe zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher