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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge
Autoren: B Jones
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angemessene Leben. Mit richtiger Kleidung, richtigen Schuhen, richtigem Essen, richtigen Hotels, richtigem Urlaub, all den Dingen, die sie selbst nie gehabt hatten. Dafür machte man ja überhaupt nur eine anständige Ausbildung, sagten sie immer.
    So waren wir damals: ich, Stevie, Mike und Cora, niemand sonst. So fing alles an. Aber auch nach der Uni ging das Leben weiter, und davon werde ich nun erzählen.

Reprise
    I ch winkte Cora, Mike und dem Studentenleben zum Abschied nach, als der zerbeulte Astra von Coras Mutter zum letzten Mal aus der Fanny Street rollte. Beladen war er unter anderem mit dem 1,50 Meter hohen Spukschloss aus Pappe, mit dem Erasure Werbung für ihr neues Album gemacht hatten und das Cora dem CD -Laden abgeschwatzt hatte. Obwohl es doppelt so breit war wie sie selbst, hatte sie es für Mike durch ganz Cardiff geschleift.
    Wir hatten uns lange umarmt, und Cora hatte ziemlich rührend vor sich hin geschnieft. Ich schniefte nicht, aber auch ich hatte einen Kloß im Hals, als wir uns aufrichtig schworen, in Kontakt zu bleiben und uns auf jeden Fall so oft wie möglich zu besuchen und regelmäßig anzurufen. Mike drückte mich, und seine Stimme klang halb erstickt, als er sagte: »Du musst uns besuchen.« Ich nickte nur.
    »Du bist meine beste Freundin«, hatte Cora feierlich erklärt, und ich hatte sie fest umarmt. Dann waren sie fort, und ich blieb allein auf der Straße zurück, durch die der Wind den Müll vor sich her trieb. Nur das Wummern einer benachbarten Stereoanlage dröhnte durch die Luft des glühend heißen Julitages.
    Im Endeffekt haben wir uns dann aber vor ihrer Hochzeit nur vier Mal getroffen. Viermal in vier Jahren ist nun wirklich nicht oft, oder? Wo wir uns doch so nahestanden und fest entschlossen waren, dafür zu sorgen, dass es auch so blieb? Aber es gab natürlich gute Gründe. Zum Beispiel, dass wir alle umzogen und schrecklich beschäftigt waren und nicht viel Geld hatten. Chester, hoch oben im nördlichen Grenzgebiet gelegen, gehörte bereits zu England und war so weit weg, dass uns die Seltenheit unserer Treffen ganz normal erschien.
    Zunächst mussten wir natürlich auf Jobsuche gehen. Wie erwartet war Cora sofort auf den Füßen gelandet. Nach weniger als einem Jahr hatte sie ihr Referendariat absolviert und unterrichtete an einer netten kleinen Dorfgrundschule.
    Bei Mike lag der Fall anders. Fast zwei Jahre lang war er auf seine typische freundliche, gemütliche Art von einem Verwaltungsjob zum nächsten gebummelt, ohne genaue Vorstellung davon, was er wollte und wie er es erreichen konnte. Irgendwann hatte Cora »die Sache in die Hand genommen«. Mittels eines alten Freundes ihrer Mutter war es ihr gelungen, ihm ein Vorstellungsgespräch bei der PR -Agentur zu verschaffen, für die er schon von Anfang an gerne gearbeitet hätte – falls er das Selbstvertrauen oder den Mut aufgebracht hätte, sich dort auch zu bewerben.
    Cora hatte die Stellenanzeige in der Zeitung entdeckt, bei der Personalabteilung angerufen und Mike geholfen, seine Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. Sie sei nur sein Türöffner, sagte sie, von sich überzeugen müsse er selbst.
    Das tat er und bekam die Stelle. Plötzlich waren die beiden ein richtiges Karrierepärchen und konnten es sich trotzdem nicht mehr leisten, in Chester zu wohnen. Coras Vater bestand nach seiner Scheidung darauf, dass das Haus verkauft wurde. Er war pleite und zog zurück zu seinen Eltern nach London, also floss aus dieser Quelle kein zusätzliches Geld mehr. Cora und Mike wohnten daher in der Nähe von Wrexham. Und als sie heirateten, baten sie mich natürlich, eine der Brautjungfern zu werden.
    Dann kehrten sie sechs Jahre nach ihrem Weggang plötzlich aus heiterem Himmel nach Cardiff zurück, zur Brutstätte unserer jugendlich-naiven Träume, dieses Mal als »richtige« Leute. Mikes Agentur hatte eine Filiale im neu gestalteten Hafenviertel Cardiff Bay eröffnet und ihm eine Beförderung angeboten. Da ich und Stevie immer noch hier lebten und arbeiteten, war Cardiff ohnehin eine naheliegende Wahl. Und sobald wir wieder am selben Ort wohnten, konnten wir uns wieder so oft treffen, wie wir wollten, und würden genauso glücklich sein wie früher.
    Natürlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nie von Jenny gehört. Ich hatte keine Ahnung, dass der Moment des Zusammentreffens mit ihr immer näher rückte und danach nichts mehr so sein würde, wie es einmal war.
    Cora und Mike zogen in eine nette kleine
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