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"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)

"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)

Titel: "Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
Autoren: Elke Schwab , Angelika Lauriel , Christian Bauer , Heinz Draeger , Martin Frohmann
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Tierhaar. Dazu trug er einen Boubou, ein weites Kleidungsstück, das wie eine lange, wallende Tunika wirkte. „Tatsächlich ein Multikulti-Haus“, dachte Berwanger und wunderte sich darüber, dass auch der junge Mann fast akzentfrei Deutsch sprach. „Ach ja, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, Aron La Binnak.“
    Er bat Berwanger herein und der betrat die Wohnung und damit eine andere Welt, in der es intensiv nach Kräutern und G ewürzen roch. Berwanger schnupperte und schaute dann den jungen Schwarzen an. „Was ist das für eine Kopfbedeckung, die Sie da tragen?“, fragte er interessiert. „Ach, das“, Aron lächelte, eine alte Tradition in meiner Heimat. Ein Kopfschmuck von Mitgliedern der Bwame-Gesellschaft im Kongo. „Da kommen Sie her?“, fragte Berwanger. „Nein“, antwortete der junge Mann. „Ich bin in Deutschland geboren, aber meine Mutter starb bei der Geburt. Meine Schwester und ich wurden adoptiert, von weißen Eltern, oder wie es jetzt so schön heißen müsste: von minimal pigmentierten Eltern. Aber irgendwann sucht man natürlich nach seinen Wurzeln. Deshalb sieht es hier auch so aus, wie es aussieht.“
    „Und deshalb sprechen Sie besser Deutsch als so mancher Ei ngeborene hier“, schmunzelte Berwanger. „Natürlich“, Aron schaute etwas irritiert. „Deutsch ist meine Muttersprache, na ja, Adoptivmuttersprache, um genau zu sein. Und polnisch ist meine Adoptivvatersprache. Da kommt auch mein Name her. Ich bin in Berlin aufgewachsen. Mein Vater war Diplomat.“ Sie gingen durch den Flur in ein Wohnesszimmer, in dem es nach fremden Gewürzen und warmem Essen roch. „Würden Sie mir ein paar Dinge über ihre Schwester verraten? Vielleicht hilft uns das bei der Suche“, bat Berwanger. „Und vielleicht haben Sie auch noch ein paar Fotos für mich.“ Der junge Mann nickte: „Ich habe gekocht und das Essen soll nicht kalt werden. Es gibt eine Tradition bei uns, Fremde zum Essen einzuladen, wenn sie zur Essenszeit das Haus betreten. Würden Sie mit mir essen?“
    Berwanger musste unwillkürlich an sein Schnitzel im Kühlschrank seiner Wohnung denken. Aber hier roch es auch geradezu ve rführerisch. Und Berwanger probierte gerne Neues aus, besonders fremde Kochkünste. Und das versprach eine besondere kulinarische Erfahrung zu werden. So nahm er die Einladung gerne an.
    „Meine Schwester“, begann Aron zu erzählen, „ist sehr selbständig und war beim Abitur Jah rgangsbeste. Und sie ist abenteuerlustig. Deshalb habe ich mir auch zunächst nichts dabei gedacht, als sie ein paar Tage weg war. Aber nach einer Woche fand ich das dann schon merkwürdig. Sie hätte ja etwas von ihren Plänen verraten können.“
    „Sie machen sich also wirklich Sorgen“, nahm Berwanger den Faden auf und wusste, dass sein Gege nüber dazu allen Grund haben sollte.
    „Ja und nein“, antwortete La Binnak und schien kurz nachz udenken. „Auch meine Schwester sucht stark nach unseren ursprünglichen Wurzeln. Darüber kann man die Zeit und die europäischen Gepflogenheiten glatt vergessen. Ich glaube, das haben wir so im Blut.“
    Berwanger schaute den jungen Mann fasziniert an. Er hatte zweifel sohne Ausstrahlung. Wenn er den Mund öffnete, standen strahlend weiße Zähne im größtmöglichen Kontrast zur Hautfarbe. Sein Lächeln war einnehmend, und er hatte, was Berwanger bei einem jungen Menschen eher außergewöhnlich fand, eine enorme Stilsicherheit. „Was essen wir da eigentlich?“, fragte der Hauptkommissar, während er noch einmal einen Nachschlag auf seinen Teller häufte. „Einen traditionellen kongolesischen Eintopf. Fleisch findet zwar in der schwarzafrikanischen Küche nur relativ selten Verwendung, aber wenn, dann wird es mit unterschiedlichen regionalen Gemüsearten als Eintopf serviert. In diesem Fall sind die regionalen Gemüsearten aus Lisdorf. Das Einzige, was diesen Eintopf nach Kongo schmecken lässt, sind die Gewürze. Aron La Binnak lächelte sein strahlendes Zahnweißlächeln.
    „Kreuzkümmel, Chili, Koriander und Ingwer schmecke ich deutlich“, analysierte Berwanger. „Paradie skörner, Sesam, Tamarinden, Kurkuma und Bockshornklee sind auch dabei“, ergänzte Aron. „So schmeckt Afrika.“
    „Wir machen uns auch Sorgen“, nahm Berwanger den Faden wieder auf, denn er war sich die ganze Zeit bewusst, dass sein Besuch nicht dem kulturellen Au stausch galt, sondern, dass er einen knallharten Fall am Bein hatte. „Wissen Sie, die meisten Vermissten tauchen innerhalb eines
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