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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin
Autoren: Berte Bratt
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sich um eine sehr schöne Vierzimmerwohnung.“
    „Also geht es darum, Leben in die Vierzimmerwohnung zu bringen“, sagte ich. „Und Sie glauben, daß ich dazu imstande bin, Frau Doktor?“
    Die Ärztin sah mich an, lächelnd, aber mit einem kleinen, ganz ernsten Schimmer in den Augen.
    „Ja, Allegra. Genau das glaube ich!“

,, Wie alt sind Sie, Spatz?
    Ich war beim Kofferpacken.
    Heute nachmittag würde Vati mich zu Frau Felsdorf junior fahren
    - der Schwiegertochter meiner zukünftigen, achtzigjährigen Brötchengeberin - , und sie würde mich dann zu meinem Ziel weiterverfrachten.
    Ich gebe zu, daß ich etwas nervös war. Ob es gutgehen würde? Dann mußte ich lachen. Ich dachte an Muttis und meinen Besuch dort, vor drei Tagen, zusammen mit der Schwiegertochter. Ich sollte der alten Dame vorgestellt werden, und das hatte sich in einer höchst merkwürdigen Weise abgespielt.
    Frau Felsdorf sah so reizend aus wie eine so alte Dame überhaupt aussehen kann. Sie war klein und zierlich, mit rosigen Wangen, schneeweißen, wunderbar gepflegten Haaren und mit fröhlichen, blauen Augen. Ihre schmalen, hübschen Hände waren dauernd in Bewegung, sie „sprach mit den Händen“, wie mein Vater immer sagt, wenn im Fernsehen ein Redner seine Argumente mit Handbewegungen unterstützt.
    Als die Schwiegertochter uns miteinander bekannt gemacht hatte, wandte die alte Dame sich an Mutti.
    „Und Sie wollen also zu mir kommen?“ sagte sie mit einem strahlenden Lächeln. „Das ist aber nett, wir werden uns bestimmt gut vertragen.“
    „Aber Muttchen!“ unterbrach die Schwiegertochter. „Es ist doch nicht Frau Walther, die dich betreuen wird, es ist Fräulein Walther, die Tochter!“
    Die leuchtenden blauen Augen wurden auf mich gerichtet.
    „Was? Das Baby da? Wie alt bist du eigentlich, mein Kind?“
    „Ich bin achtzehn gnädige Frau!“
    „Ach du Schreck, nur nicht so höflich! Achtzehn - dann sind Sie ja beinahe erwachsen! Als ich achtzehn war, stickte ich schon Monogramme in meine Brautaussteuer. Sind Sie auch verlobt?“
    „Nein“, versicherte ich wahrheitsgemäß. „Ich habe nichts was mich von meiner Arbeit hier ablenken wird.“
    „Achtzehn Jahre“, wiederholte Frau Felsdorf. „Nun ja, meinetwegen! Ich mag gern junge Menschen um mich haben. Können Sie kochen?“
    „Ja, ich habe einen Kochkursus gemacht und außerdem viel von meiner Mutter gelernt, und ein halbes Jahr meine Großmutter gepflegt und sie auch bekocht.“
    „Wie alt sind Sie?“
    „Achtzehn“, wiederholte ich.
    Hinter dem Rücken von Frau Felsdorf machte die Schwiegertochter mir ein Zeichen, klopfte mit dem Finger an die Stirn und schüttelte den Kopf.
    „Achtzehn, was für ein schönes Alter! Ein so junges Gesicht! Das ist was anderes als der alte Kakadu, mit dem ich es bis jetzt ausgehalten habe.“
    Ich warf einen schnellen Blick auf Mutti. Sie hatte die größte Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken.
    „Ja, ein Kakadu bin ich wohl nicht“, gab ich zu. „Wenn ein Vogel, dann bestimmt nur ein kleiner fetter Spatz.“
    „Ein süßer kleiner Spatz sind Sie“, sagte die alte Dame. „Wir beide werden es uns schon gemütlich machen, und der Kakadu kann uns gestohlen bleiben. Übrigens, Sie erinnern mich an eine Jugendfreundin, warten Sie mal, ich zeige Ihnen.“ Sie verschwand leichtfüßig und emsig ins Nebenzimmer, wo sie anscheinend etwas suchte.
    „Na, Fräulein Walther“, fragte Frau Felsdorf junior, „was sagen Sie, werden Sie es wagen?“
    „Ich werde es versuchen“, sagte ich. „Ihre Schwiegermutter ist ja reizend, wir werden es bestimmt lustig zusammen haben.“ Da kam sie zurück mit einem Album in den Händen.
    „Gucken Sie mal, Spatz! Die kleine Runde da, links, das war meine Freundin Leonore. Sie sieht Ihnen doch ähnlich. Ja, ja, damals waren wir siebzehn! Lang ist es her! Und wie alt sind Sie, Spatz?“ „Achtzehn“, antwortete ich geduldig.
    Wir verabredeten nachher alles Notwendige mit der Schwiegertochter. Einen Monat Probezeit. Wenn das gutging und ich den Mut hätte, sollte ich ein Jahr bleiben. Einen Monat Kündigungsfrist. Jeden Sonntag frei, ebenso jeden Mittwochnachmittag. An den Tagen kümmerte sich die Familie um die alte Dame. Das Gehalt war sehr gut und die Arbeit leicht zu bewältigen. Einkaufen, kochen. Dann Frau Felsdorfs Schlafzimmer machen, ein bißchen Staub wischen und die Topfpflanzen pflegen. Eine Zugehfrau kommt dreimal in der Woche und besorgt das ganze Saubermachen, die Wäsche holt die
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