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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden
Autoren: Robin Gates
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Der Wächter ist so ...« Sie suchte nach passenden Worten. »... so weit weg. Und erschöpft. Als hätte er eine große Anstrengung vollbracht, mir auch jenseits des Roten Waldes noch eine Weile den Weg zu weisen. Jetzt hat er sich wieder zurückgezogen, wo er eigentlich hingehört, um neue Kraft zu sammeln.«
    »Er wird sie brauchen«, sagte Arcad. »Und der Wald wird ihn brauchen. Der Sturm, der uns auf das Meer hinausgezogen hat, war nur der Anfang.«
    »Der Sturm, in dem wir uns gesehen haben? Er wütete auch bei uns im Wildland.«
    »Ich zweifle nicht daran, dass er über dem ganzen Norden getobt hat. Ich kann dir sagen, was es damit auf sich hatte. Den anderen habe ich das schon erzählt, aber du musst es auch wissen. Setzt euch alle.«
    Während sich Enris und Neria am Rande der Koje niederließen und Suvare sich auf ihren Stuhl fallen ließ, begann Arcad, der Voronfrau von den Ereignissen der letzten Tage zu erzählen, die dazu geführt hatten, dass es sie alle an diesen Ort verschlagen hatte. Enris fiel auf, dass sich Neria kaum darüber erschüttert zeigte, als der Elf von der Zerstörung der Hafenstadt berichtete. Dass ihr Gast Menschen offensichtlich nicht besonders mochte, war ihm recht schnell aufgefallen. Aus ihren wenigen Bemerkungen schloss er, dass ihr Volk keine Städte kannte und seine Jagdgründe tief im Roten Wald streng geheim hielt.
    Obwohl Enris‘ frühere Heimatstadt Tyrzar als Hafenstadt nicht nur ein Knotenpunkt für Handelswaren, sondern auch für Geschichten und Gerüchte aus den verschiedensten Gegenden Runlands war, hatte der junge Mann bisher noch nie von den Voron gehört. Um so neugieriger beobachtete er nun Neria, besonders die ungewöhnliche Färbung ihrer Augen. Es war dieser rote Ton, der sie trotz ihrer menschlichen Gestalt zu etwas anderem machte, so wie ein Endar durch seine spitz zulaufenden Ohren. Enris kam der Gedanke, dass für viele Menschen sowohl der Umgang mit den Elfen wie auch mit einem Voron vielleicht deswegen so schwierig sein mochte, weil beide Völker eine eigenartige Mischung aus Fremdheit und Vertrautheit ausstrahlten, die daher rührte, dass sie im Aussehen bis auf wenige Unterschiede den Menschen glichen.
    Wären diese körperlichen Merkmale größer oder zahlreicher, dann wüsste man jederzeit, woran man ist, dachte er. Aber so fällt man immer wieder auf ihr menschliches Aussehen herein. Man behandelt sie wie andere seiner Art und wird vor den Kopf gestoßen, wenn sie sich völlig anders verhalten, als man es erwartet hat. Sie ist genauso wenig ein Mensch wie Arcad. Das darf ich nicht vergessen.
    Während die nachmittäglichen Schatten länger wurden, erzählte nun auch Neria in ihrem harten, etwas abgehackt klingenden Akzent von ihrer Geistvision und dem Auftrag, den sie bekommen hatte. Anfangs stockte sie häufig, doch als sie feststellte, dass die Anwesenden sie nicht unterbrachen, begann sie zunehmend flüssiger zu reden. Enris und Suvare starrten sie erstaunt an. Trotz der unglaublichen Ereignisse der letzten Tage war es für sie immer noch schwierig, sich vorzustellen, dass es Mächte gab, die von ihrem Kampf ums Überleben wussten, Mächte, die dafür Sorge getragen hatten, dass diese junge Frau sie über Meilen und Meilen Entfernung hinweg gefunden hatte.
    »Es ist unglaublich!« Suvare war von ihrem Stuhl aufgestanden und ging sichtlich erregt hin und her. Die Planken knarrten laut unter ihren Schritten. »Wie konnte dieses Wächterwesen eures Volkes erfahren haben, dass wir hier sind? Und wenn es das tatsächlich wusste, weshalb half es uns nicht während des Angriffs der Piraten oder während des Sturms? Warum unterstützte es nicht die Leute von Andostaan?« Sie funkelte Arcad an, als könne er ihr am ehesten von allen im Raum eine Antwort geben. Dass der Elf im Sterben lag, hatte sie völlig vergessen. »Der Wächter hätte Neria nur rechtzeitig nach Andostaan schicken müssen. Die Bewohner hätten fliehen können, bevor die Serephin angriffen. Wir alle wären nicht in diese Geschichte hineingezogen worden. Ich hätte kein Mitglied meiner Mannschaft verloren.«
    Sie hätte noch eine Weile so weiter schimpfen können, aber Arcad hob die Hand. Suvare schloss mit einer Miene den Mund, die deutlich machte, dass sie sich geschlagen gab.
    »Ihr kennt doch selbst die Antwort«, sagte Arcad leise. »Hätte dieser Frau irgendjemand geglaubt – einem ›Wolfsmenschen‹, wie ihr Temari sie nennt? Nicht einmal mir hörten sie zu, sondern erst, als
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