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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft
Autoren: Annette Meyers
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Alpert steckte den Kopf herein.
    »Entschuldigung, ich schicke B. B. was zum Lunch holen. Soll er euch was mitbringen?«
    Seit sie Bailey Balaban, der unter B. B. lief, als Kundenwerber eingestellt und Harold zum Juniorpartner befördert hatten, spielte der den Büroleiter und starken Mann. Er war so arrogant und übereifrig geworden, daß er beide allmählich zur Weißglut brachte.
    »Du bist dran, mit ihm zu reden«, bedeutete Wetzon mit stummen Lippenbewegungen.
    »Weiß ich«, antwortete Smith.
    »Wie bitte, ich hab’ dich nicht verstanden, Smith«, sagte Harold.
    Smith legte den braunen Umschlag in das Aktenschränkchen neben ihrem Schreibtisch. »Ich hätte gern Hackbraten auf Brötchen und ein Stück Linzer Torte. Ich sterbe vor Hunger. Bitte bestelle nicht wieder Thunfisch, Wetzon.«
    »Für mich heute nichts«, sagte Wetzon. »Ich esse mit Hazel Osborn in der Stadt.«
    Harold zog den Kopf zurück. Sie hörten ihn sagen: »So, hier ist die Lunchbestellung, B. B. Versuche, es diesmal richtig zu machen, wenn möglich.« Die Tür ging zu.
    »Siehst du, was ich meine?«
    Smith runzelte die Stirn, als habe Wetzon einen wichtigen Gedanken unterbrochen. »Ich kann wirklich nicht begreifen, was dich mit dieser neugierigen alten Ziege verbindet«, sagte Smith mit einer Spur Eifersucht. Ihre grünen Augen funkelten. »Sie ist nicht einmal so reich, daß sie dir etwas im Testament vermachen könnte.«
    »Smith, du bist unmöglich. Bei dir dreht sich alles ums Geld. Hazel ist ein ganz besonderer Mensch, und ich hänge wirklich an ihr. Sie ist meine Freundin.«
    »Hm, sie kann nichts für dich tun. Sie hat kein Geld, keine Verbindungen. Freunde und Freundinnen«, deklamierte Smith nicht zum erstenmal, »müssen nützlich sein.«
    »Da bin ich aber wirklich froh, daß du mich für nützlich gehalten hast, Smith«, erwiderte Wetzon verärgert. »Was für eine Erleichterung. Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht.« Sie steckte Füller und Bleistifte in den Glashalter und konzentrierte sich auf ihre tägliche Telefonliste. Die meisten Anrufe waren abgehakt. »Möglich, daß ich später wieder herkomme.« Sie sah noch einmal auf ihren Terminkalender. Keine Verabredungen. »Ich kann die restlichen Anrufe von zu Hause machen.« Sie packte ihre Notizen und aktuellen »Fahndungsbogen« mit den Kurzbiographien der Makler, die sie betreute, in die Aktentasche. »So, ich gehe.«
    Smith sah ihr mit enttäuschtem Gesicht zu. »Was machst du am Nachmittag?«
    »Ich weiß nicht... einkaufen... eine Trainingsstunde vielleicht.«
    »Ruf mich an. Wir treffen uns bei Bloomie. Wir können ein bißchen herumwandern.«
    »Und deine Party?«
    »Ach, da ist für alles gesorgt. Ich brauche nur noch zu erscheinen. Außerdem ist sie erst morgen abend.« Sie lächelte und stand auf, groß und schlank in dem grauen Jerseykleid und mit sehr hohen Absätzen. Sie überragte Wetzon. »Ich habe da einen wunderbaren Partyservice gefunden... Um die Wahrheit zu sagen...«
    »Sag’s nicht«, unterbrach Wetzon. »Ich weiß Bescheid. Du hast in die Firma investiert.«
    »Wetzon, du bist wirklich grausam.«
    »Habe ich recht? Sag die Wahrheit.«
    »Okay, okay, du hast recht.« Smith ging zur Toilette. »Sag mal, wen bringst du eigentlich zu meiner Party mit? Silvestri?« Sie drehte sich um, die Hand am Türgriff.
    »Ich weiß nicht. Kann sein.« Wetzon hatte immer noch ein leicht ungutes Gefühl wegen Silvestri und Smith, denn als sie sich kennenlernten, hatte sich Silvestri anscheinend mehr für Smith als für Wetzon interessiert. Und Smith, die so fix jede Schwäche bemerkte, hatte es sofort gespürt und ausgenutzt. Smith beobachtete sie jetzt genau, und Wetzon wandte sich ab. Höchste Zeit, das Thema zu wechseln. »Du mußt etwas wegen Harold tun. Er ist ein Ekel. Wir haben ein Monster geschaffen.«
    Smith verzog das Gesicht. »Ich weiß, und ich bin daran schuld. Ich glaubte, er brauche ein besseres Selbstbild, deshalb habe ich ihn aufgebaut. Jetzt muß ich ihm einen kleinen Dämpfer verpassen.«
    »Einen großen«, sagte Wetzon entschieden. »Ich ertrage ihn einfach nicht in meiner Nähe, und es ist ganz bestimmt kein Plus, wenn er mit Maklern spricht. Gestern hörte ich ihn zu jemandem sagen, daß er und nur er ihm einen Termin bei Bear, Stearns besorgen kann, daß Jimmy Cayne ihn ständig um Rat fragt.«
    »Unglaublich!« Smith war schockiert und wütend. »So ein Scheißkerl. Jetzt ist er zu weit gegangen.«
    »Ich habe ihm klipp und klar gesagt,
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