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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht
Autoren: Willibald Alexis
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Und diese Bagatellen, Sie glauben nicht, wie man uns damit überschüttet. Diese Geschichte mit« .... ... er flüsterte einen Namen, »Sie kennen sie doch? der halbe Mulatte aus Holland, – wie hieß er doch gleich! – ließ ihm auf dem Sopha zwei Rollen, jede mit hundert Friedrichsd'or, zurück. Als unser Freund es sah, rief er ihn zurück: Sie haben etwas vergessen! Unterstehen Sie sich nicht, mir noch einmal vor die Augen zu treten. Konnte der Graf nobler handeln? – Eine Woche darauf kommt der Baron, der in Batavia, wie Sie wissen, einmal Gouverneur war, zu ihm, und fragt ihn, ob er nicht seine Schimmel verkaufen wolle! Sie erinnern sich doch der Wagenschimmel? Blind und lahm, ein wahrer Scandal, ein Spott der Kutscher. Unser Freund sagt Nein. Wie kommen Sie darauf? Excellenz, sagt Der, ich zahle jeden Preis. Ich muß sie haben. Ein verrückter Lord hat seinen Sinn darauf gesetzt, ein Achtgespann gerade von solchen Thieren zu besitzen. Einem Thoren und Nabob kommt es nicht aufs Geld an. Ich habe alle Roßtäuscher in der Provinz in Acquisition gesetzt; sie können mir nur fünf auftreiben, und mir geht dadurch ein großer Gewinn verloren. Ich sähe es daher als eine große Gefälligkeit von Ew. Exellenz an, wenn Sie mir zu Hülfe kämen. – Ich bin kein Kaufmann, sagte unser Freund, weiß keinen Preis zu setzen, lassen wir die Sache fallen. – Der Baron überschlägt sich: Hundertfünfzig Friedrichsd'or für jedes kann ich geben, Summa dreihundert, Zug um Zug. Mein Kutscher wartet unten. Unser Freund sah ihn ernst an: Man soll auch zuweilen den Narren gefällig sein; aber Ihnen soll der Reukauf frei bleiben. – Nun gesteh' ich Ihnen zu, der Schinder gab nicht zwanzig Thaler für beide Bestien, – nun, wir haben es Alle verstanden, es war ein Witz, nichts als ein Witz! Aber können sie glauben, liebster Geheimrath, wie man uns bombardirt mit anonymen Denunciationen. Wir sollten Lärm schlagen, dem Könige die Sache hinterbringen. Soll man sich um solche Bagatellen die Finger verbrennen! Beyme schmunzelte neulich: Ich hätte die Pferde wohl nicht verkauft, aber Sie wissen doch, der Pferdehandel unterliegt andern Gesetzen, als die im Landrecht stehen. Darin soll der Bruder dem Bruder nicht trauen. Und, ich bitte Sie, der König hat für andre Dinge zu sorgen. Haugwitz sagte: sollen wir etwa darum Einen verlieren, der sich nicht um Politik kümmert. Sehen Sie, liebster Geheimrath, je weniger wir sind, die sich um die Dinge nach außen kümmern, um so besser wird alles gehen.«
    Der Geheimrath wusste nun wenigstens, daß Bovillard ihm nicht sagen wollte, was er wusste. Doch wusste er darum noch nicht, ob er etwas wusste.
    Seltsam derselbe vornehme Mann ging gleich darauf mit einem angesehenen Kaufmann aus der Brüderstraße Arm in Arm durch die Zimmer, und wenn wir recht gehört, vertraute er demselben, was er dem Geheimrath nicht für gut gefunden, mitzutheilen:
    »Sie kennen meine Amtspflicht, aber einem Freunde, wie Ihnen, kann ich die Versicherung geben, unsere Sachen stehen gut. Phantasten, unpraktische Köpfe, Schwärmer, die an Krieg denken! Idealisten, liebster Splittgerber! Vor denen müssen wir uns vor allem hüten. Es taucht jetzt hier solche Klasse von jungen Strudelköpfen auf, die von Deutschland, deutschem Wesen, deutscher Sprache, Art, sprechen. Man kann darüber lachen, aber man muß Achtung geben. Die Ideen können viel Unheil in der Welt anrichten. Erinnern Sie sich an Frankreich! Da ist hier der junge Professor Fichte! O, es sind ihrer mehrere. Ein sublimer Kopf – aber sie sehen den Wald vor den Bäumen nicht. Auf das Praktische, auf das, was uns Noth thut, den Sinn gerichtet! Das Hemde ist uns näher als der Rock. Der Kaufmann ist eigentlich der wahre Philosoph für die Welt. Er weiß, was uns Noth thut. Sie geben mir Recht, lieber Splittgerber. Wenn wir ein Trauerjahr vor uns haben, werden Sie nicht Cochenille verschreiben. Das heilige Römische Reich, als es existirte, brauchte freilich vielerlei Nürnberger Waare, unter anderm auch einen Kaiser. Brauchen wir das? Wir sind das Reich
du grand Frédéric!
Sie werden mir darin Recht geben. Eine Weltkatastrophe hat alle Verhältnisse umgeworfen. Was sind Nationalitäten? – Irrlichter! Laterna-Magicabilder! Wenn man eine anders gefärbte Glasscheibe vorschiebt, sehen sie anders aus. Wie Preußen sich selbst gefunden hat in seinem großen Könige, so haben die Franzosen sich in Bonaparte gefunden. Wie Friedrich das Genie der Franzosen
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