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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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zuliebe eine Keuschheit auferlegt hatten, die genau genommen nie nötig gewesen wäre.
    Sein Lächeln verschwand, als er fragte: „Hat einer von den anderen Franklin etwas angetan?“
    Er gedachte doch sicher nicht, sich mit Dracon oder gar dem Lord anzulegen? Das grenzte an Selbstmord. Es lag eine Dunkelheit in seinen Augen, die ich noch nie gesehen hatte. Irritiert schüttelte ich den Kopf, um den Gedanken zu verscheuchen.
    „Niemand hat Franklin etwas getan. Aber Lucien spielt gern mit Menschen und auch ihm ist aufgefallen, was mit Franklin los ist, wie es ihm zusetzt.“
    Jetzt lächelte er zaghaft, dann immer breiter und die Finsternis wich von ihm. Schließlich küssten wir uns innig.
    „Keine Vorwürfe mehr, für nichts. Wir sind was wir sind, aber du bist und bleibst der Mittelpunkt meines Lebens. Nur der Gedanke an dich, hat mich diese Hölle überstehen lassen.“
    „Wirst du mir irgendwann davon erzählen?“
    „Ja, irgendwann.“ Er streichelte mir durchs Haar. „Ich werde mit Franklin reden, sobald wir alle etwas Abstand haben und sehen, was ich für ihn tun kann. Auch wenn ich nicht weiß, ob es wieder so sein wird wie es einmal war.“ Darauf kam es auch nicht an,aber von Armand nahm er vielleicht eher an, was er sich von mir versagte. „Ich habe eine Bitte an dich, Mel“, fuhr er fort.
    „Ja? Was denn?“
    Er war um Worte verlegen, was ihn besonders liebenswert machte. Weil er dadurch wieder verletzlich wurde und es einen Teil der Düsternis zerstreute.
    „Ohne Welodan wäre ich niemals entkommen. Nicht aus der Zelle und schon gar nicht durch diese schrecklichen Prüfungen. Ich hätte aufgegeben, wenn seine Kraft und sein Antrieb nicht gewesen wären.“
    Ich nickte. Das verwunderte mich nicht, nach dem, was ich am Tor von Darkworld gesehen hatte.
    „Aber unsere Verbindung ist noch immer unbeständig und nicht so stark wie sie sein könnte. Wirst du mir helfen, sie zu vertiefen, damit ich mit ihm reden kann wie du mit Osira?“
    „Das kannst du nicht?“
    „In der Festung hat es einmal funktioniert, doch es hielt nicht lang an. Ich würde das gern lernen, wenn es geht.“
    „Natürlich geht das. Wenn ich gewusst hätte, dass du damit ein Problem hast …“
    Da war es wieder, wir kommunizierten nicht offen genug miteinander. Manche Dinge schwiegen wir immer noch tot, obwohl wir es inzwischen doch besser wissen sollten. Seufzend sagte ich mir, dass diese ganze schreckliche Sache und alles, was wir beide in den letzten Wochen getan und erlebt hatten, zumindest einen Zweck erfüllte. Dass wir endlich rückhaltlos offen zueinander wurden, unsere Schwächen gestanden und gegenseitig halfen, sie zu überwinden, wo es möglich war.
    Armand war erleichtert. Hatte er geglaubt, ich würde mich über ihn lustig machen, weil er mit Welodan nicht automatisch dieselbe Verbindung erlebte, wie ich mit Osira? Das konnte man nicht vergleichen.
    „Wirst du mich jetzt nach Thedford begleiten?“, wechselte ich das Thema, denn das war eine Sache, die ich nun nicht länger aufschieben wollte. Es drängte mich, das Grab meiner Mutter zu finden und sie ein für allemal in die Familie zurückzuholen, damit sie Frieden fand.
    „Du willst in Crests Haus zurückkehren?“ Die Überraschung in seinen Augen ließ mich lachen und ich drückte beruhigend seine Hände.
    „Nicht gleich dort einziehen, obwohl es ja mein Zuhause ist. Ich habe dort etwas zu erledigen. Margret ist nicht mehr dort und wird auch nie zurückkommen.“
    Er stellte die Frage stumm und ich nickte. Was mit ihrer Asche geschehen sollte, wusste ich noch nicht. Vielleicht der See vor dem Haus, oder Bylden Wood. Vielleicht aber auch …

Epilog
     
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, wieder in das Haus außerhalb von Thedford zu gehen, aber Armand an meiner Seite gab mir Kraft und Ruhe. Erinnerungen waberten wie seelenlose Geister durch die Zimmer und den überwucherten Garten. Es war alles noch da, Margret hatte nichts mitgenommen. Meine Finger glitten über den alten Holzofen in der Küche. Sie hatte einen Elektroherd stets abgelehnt, wie so viele andere moderne Dinge ebenfalls. Das nostalgische Telefon funktionierte im Moment nicht, weil es abgemeldet war, doch wenn man einen neuen Anschluss beantragen würde …
    In der Bibliothek fehlten nur wenige Bücher und auch in ihrem Ritual-Raum lag alles für eine baldige Rückkehr bereit. Nur die dicke Staubschicht und die weißen Laken über Sofa, Bett und Kommoden sprachen davon, dass hier lange
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