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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos
Autoren: Kirsten Slottke
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Zusammenfassung unserer Ermittlungen. Anschließend könnt ihr euch die Ordner gern vornehmen.“
    Er setzte sich auf seinen Bürostuhl. Katharina und Thomas nahmen ebenfalls Platz und warteten gespannt. Alfred blickte sie mit seinen dunkelgrauen Augen ernst an. Dann nahm er ein Schmierpapier und riss einen Streifen ab, den er langsam zu einer Kugel formte, während er zu reden begann.
    „ Die Tote wurde Ende August gefunden. Sie war in zwei große dunkelblaue Müllsäcke eingepackt. Einen hatte man ihr über Kopf und Oberkörper gezogen, im anderen steckten Beine und Unterkörper. Über dem Bauch waren beide Säcke mit einem Nylonseil festgezurrt. Dem Kranführer des Frankfurter Müllheiz kraftwerks ist die Leiche aufgefallen, als er Abfall mit dem Greifer des Krans aus dem Müllbunker aufgenommen hat. Einer der Säcke war aufgeplatzt, und ein Arm der Leiche hing heraus.“
    Katharina lief schon allein bei der Vorstellung dieser Szene ein Schauer über den Rücken.
    Alfred bearbeitete seine mittlerweile grau aussehende Kugel weiter und warf sie in hohem Bogen in den Papierkorb. Dann fuhr er fort . „Infolge der Pressung im Müllauto waren an der Leiche nach dem Tod etliche Knochenbrüche entstanden. Kaum ein Knochen war intakt geblieben. Die Rechtsmediziner fanden heraus, dass die Frau seit ungefähr einer Woche tot war. Infolge der warmen Witterung Ende August waren bereits deutliche Verwesungsspuren vorhanden. Der Todeszeitpunkt konnte allerdings nicht genau ermittelt werden. Ebenso wenig die Todesursache. Es war unklar, wie lange die Leiche bereits in einer Tonne gelegen hatte und ob diese vor der Abfuhr in der Sonne oder im Schatten gestanden hatte. Zudem kann der Abfall im Müllbunker bis zu vier Tage gelagert werden. Die Leiche wurde am Montagnachmittag gefunden. Anhand des Abfuhrkalenders konnten wir die Bezirke eingrenzen, in dem die Leiche entsorgt wurde. Im Osten Frankfurts, unter anderem in einem Industrie gebiet. Wir gehen davon aus, dass es sich um eine große Abfalltonne, wahrscheinlich einen großen Restmüllcontainer, handeln musste, da die Tote ansonsten früher aufgefallen wäre. Allerdings wurde der betreffende Container nie ausfindig gemacht.“
    „ Ihr ermittelt nach wie vor?“, fragte Thomas.
    „ Ja. Aber in den letzten Wochen sind keinerlei neue Hin weise mehr eingegangen, sodass wir den Fall mittlerweile nicht mehr mit oberster Priorität behandeln können. Dafür haben wir einfach zu viel zu tun, und deshalb wurden auch fast alle Mitglieder der Sonder kommission abgezogen.“
    Alfred schnaubte und warf eine weitere Papierkugel verärgert in Richtung Papierkorb. Sie prallte ab und landete auf dem Fußboden. Er ignorierte das, drehte sich auf seinem leicht quietschenden Bürostuhl wieder in Richtung Schreibtisch und klopfte auf einen Ordner. „ Hier sind die wichtigsten Ermittlungsunterlagen abgeheftet. Weitere findet ihr in Ordnern hinter mir im Regal. Vielleicht fällt euch was auf.“
    „ Und diese Frau hatte definitiv entbunden?“, hakte Katharina nach.
    „ Ja. Die Plazenta mit der Nabelschnur wurde ebenfalls in dem Müllsack entsorgt. Sie lag, schon ziemlich verwest aber dennoch erkennbar, neben den Füßen der Toten. Über einen DNA-Test wurde sie ihr zweifelsfrei zugeordnet.“
    „ Und vom Baby?“
    „ Keine Spur.“
    Katharina schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Wer bringt eine Frau gleich nach der Geburt um? Und was ist mit dem Baby geschehen? Sie warf einen Blick zu Thomas, dessen ansonsten gut gebräuntes Gesicht seltsam bleich aussah. Sie wusste, dass er in diesem Moment an seine eigenen Kinder dachte, und drückte kurz seine Hand.
    „ Wir nehmen uns in den nächsten Tagen die Ordner mal vor“, meinte Thomas beim Aufstehen. An der Tür drehte er sich nochmal zu Alfred um.
    „ Konntet ihr denn die Identität der Toten herausfinden?“
    „ Nein. Leider bislang nicht. Sie ist förmlich aus dem Nichts aufgetaucht.“
    „ Mist. Das macht die Ermittlung natürlich nicht einfacher.“ Zu Katharina gewandt sagte er: „Das wird auch eine unserer Hauptaufgaben sein. Herauszufinden, um wen es sich bei un serer Toten handelt. Irgendjemand muss die Mädels doch vermissen.“ Er presste die Kiefer aufeinander.
    „ Dann wünsche ich euch mehr Erfolg als uns . Ich gehe nochmal die Ermittlungsordner durch, vielleicht fällt mir ja doch noch etwas auf“ rief Alfred den beiden hinterher bevor sie die Tür von außen schlossen.
     
    *
     
    Karl stand in dem dunklen Flur
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