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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
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Rotschimmelstute dann auf einen steilen Abhang zu. Im Zickzack arbeitete sich das Pferd in eine Klamm hinunter, die ungefähr parallel zu der Gegend verlief, in der Crooked Bear die Spur verloren hatte. Die Packpferde folgten ohne Führung.
    »Wenn wir wirklich Glück haben«, fuhr Reno laut fort, »werden wir noch vor dem Frühstück sehen, ob dieses Mädchen noch andere Tricks kennt, als beim Kartenspielen zu betrügen und sich heimlich aus dem Staub zu machen!«
    Nervös und trotz des Gefühls, ihre Verfolger abgeschüttelt zu haben, angstvoll, zügelte Eve ihr Pferd und lauschte. Sie hörte nichts außer dem gedämpften Tropfen des Regens auf raschelndes Laub.
    Schließlich bog sie ab und lenkte Whitefood zu der Schlucht hinüber, wo sich laut Tagebuch eine Stelle zum Kampieren am Fuß eines Felsens befand. Es gab dort einen Unterschlupf, der Schutz vor Regen bot, und eine kleine Quelle inmitten von Moos und Farnen. Alles, was Eve jetzt noch fehlte, wäre jemand, der Wache stand, solange sie schlief.
    Es war vollkommen dunkel, noch bevor Eve und der fußlahme Wallach den Unterschlupf erreichten. Die flache weiße Scheibe des zunehmenden Mondes war gerade über den Bergspitzen aufgestiegen.
    Eve kümmerte sich zuerst um Whitefoot und redete beruhigend auf das Tier ein. Seit Don und Donna Lyons Tod hatte sie sich noch nie so einsam gefühlt wie in diesem Augenblick. Sie verzehrte ein kaltes Abendessen und ließ sich auf die kärgliche Bettrolle fallen, die sie aus dem Planwagen mitgenommen hatte. Sie war sofort eingeschlafen, zu erschöpft von dem Kummer und den Gefahren der vergangenen Woche, um ihre Augen noch länger offenzuhalten.
    Als sie im Morgengrauen aufwachte, war der Fremde mit den hellgrünen Augen und dem schnellen Revolver gerade dabei, ihre Satteltaschen zu durchsuchen.
    Eves erster Gedanke war, noch zu träumen, denn die anklagenden Augen des Mannes hatten sie die ganze Nacht hindurch im Schlaf verfolgt, hatten sie sich unruhig hin- und herwerfen lassen. In ihren Träumen hatte sie versucht, dem gutaussehenden Fremden näherzukommen, indem sie ihm ein perfektes Kartenblatt zuspielte, aber jedesmal, wenn er den Royal Flush erblickte, hatte er wortlos seine Karten auf den Tisch geworfen, war aufgestanden und hatte Eve allein zurückgelassen.
    Jetzt, im Wachzustand, verspürte Eve ganz und gar nicht das Verlangen, mit dem gefährlichen Mann, der ihre Satteltaschen durchwühlte, nähere Bekanntschaft zu schließen. Unter der Decke tastete sie langsam nach ihrer Pistole, die Donna Lyons bevorzugte Waffe gewesen war. Donnas Beispiel folgend, hatte Eve jede Nacht mit der Pistole neben ihrem Bett geschlafen, seit Donnas Hände zu verkrüppelt geworden waren, um die Waffe halten zu können.
    Durch halb geschlossene Lider musterte Eve den Eindringling abschätzend. Sie atmete gleichmäßig weiter und verlagerte auch ihr Gewicht nicht merklich. Der Revolverheld, der so seelenruhig in ihren Habseligkeiten herumstöberte, brauchte nicht zu wissen, daß sie wach war. Sie erinnerte sich nur zu gut, wie schnell er seine Waffe ziehen und schießen konnte.
    Es gab ein schwaches Geräusch, als der Mann seine Hand aus der Satteltasche zog. Perlen schimmerten wie Mondtropfen im blassen Licht des Morgens.
    Der Anblick der Perlen auf seiner schlanken, langgliedrigen Hand faszinierte Eve. Der Kontrast zwischen der schimmernden Glätte der Perlen und seiner kraftvollen Bräune sandte eine Kaskade von seltsamen Gefühlen durch ihre Brust bis hinunter zu ihrem Bauch. Als der Fremde die kühl glänzende Perlenschnur fast genießerisch durch seine Finger gleiten ließ, lief Eve ein eigenartiges Prickeln über die Haut.
    Windböen seufzten über dem versteckten Lagerplatz, ließen die Pinien sanft hin- und herschwanken und leise rauschen. Zwischen den Wipfeln blitzten Sonnenstrahlen auf und verblaßten wieder, tauchten die gutgeschnittenen Gesichtszüge des Fremden abwechselnd in Licht und Schatten.
    Eve versuchte, ihn nicht anzustarren, doch es gelang ihr nicht. Sie mußte sich selbst daran erinnern, daß sie attraktivere Männer gesehen hatte, Männer mit noch perfekteren Zügen, Männer mit sanften Augen und Lippen, stets bereit zu lächeln. Es gab keinen Grund, warum dieser hart aussehende Fremde ihre Sinne so intensiv erregte. Und es gab ganz sicher keinen Grund, warum er sie in ihren Träumen verfolgte.
    Und dennoch hatte er es getan. Jetzt, wo Eve nicht von dem gefährlichen Kartenspiel abgelenkt wurde, war sie sogar noch
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