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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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Fitnessstudio in den Niederlanden, knapp hinter Maastricht. Außerdem einen Handel für Fitnessbedarf. Das bedeutet: Anabolika. Ich kenne ihn seit zwei Jahren. Meine Muskelberge verdanke ich neben hartem Training und eisernem Willen auch Joosts Steroiden.
    Aber ich weiß, dass Joost auch mit anderen illegalen Substanzen handelt. Da er der einzige Großhändler ist, den ich kenne, wird mein Drogengeschäft, wenn er nicht mitmacht, scheitern, bevor es begonnen hat. Also besuche ich ihn am Wochenende nach dem Gespräch mit Mehmet. Unser Startkapital ist ein kleines Erbe von meinem Großvater. Den größten Teil des Geldes habe ich bereits in einen Audi A8 investiert, einfach weil ich Bock auf ein gutes Auto habe. Im Nachhinein stellt sich das aber als eine gute Investition ins Geschäft heraus: In der Luxuskarre werde ich an der Grenze nicht so schnell kontrolliert, weil ich eher nach Geschäftsreise und nicht nach Drogen aussehe.
    Joost lebt in einem hübschen Einfamilienhaus, in dem er auch sein Büro hat. Im gepflegten Garten stehen Klettergerüst und Kinderschaukel. Wir trinken Kaffee in seinem Büro, hinter ihm hängt ein Ölgemälde, ein roter Stier, der auf den Betrachter zurennt.
    »Kannst du denn auch noch andere Sachen besorgen?«, frage ich, nachdem wir ein bisschen übers Training geplaudert haben und über Anabolika. Joost zündet sich eine Zigarette an. Ich sehe, wie es in ihm arbeitet.
    Ich füge hinzu: »Chemie. Für Deutschland, für Duisburg. Ich habe einige Abnehmer.« Mehmet und ich setzen auf Speed, da wir wissen, dass wir in den Techno-Clubs genug umsetzten können. Kokain wäre für uns im Einkauf zu teuer. Und Kiffer sind uns als Kunden zu anstrengend. Amphetamine erscheinen uns in allen Bereichen am einfachsten: Preis, Schmuggel, Kundschaft.
    Joost mustert mich. Er ist 30 Jahre älter als ich. Wahrscheinlich nimmt er mich nicht wirklich für voll. Ich bin ein Typ, dem er hier und da Steroide verkauft und der dann noch ein bisschen in seinem Studio pumpt. Andererseits weiß er auch, dass ich nicht blöd bin.
    Am Ende ist dann wohl Sympathie entscheidend. Immerhin komme ich seit zwei Jahren immer mal wieder hierher. Vielleicht ist da auch mein Elternhaus mit verantwortlich, die Manieren, die sie mir eingeprügelt haben, seriös sein, die Rechnungen bezahlen. Ein zuverlässiger Geschäftspartner – das strahle ich aus.
    Im Nachhinein gesehen ist das einer dieser Schicksalsmomente, die entscheiden, wie ein Leben verläuft. Hätte Joost mir nicht vertraut, mich hinausgeworfen, dann wäre ich zurück nach Duisburg gefahren. Hätte Joost gesagt, dass aus unserem Geschäft nichts wird, vielleicht wäre ich dann heute immer noch Türsteher. Oder Kfz-Mechaniker.
    Aber Joost meint: »Geh doch mal was essen. Und komm in einer Stunde wieder.« Wir geben uns die Hand, ich steige in meinen Audi A8 und fahre ein paar Straßen weiter. Dort gibt es einen China-Imbiss, bei dem ich die Nummer 12 esse, Wan-Tan-Suppe. Exakt 50 Minuten lang, dann fahre ich zurück.
    Vor dem Haus von Joost steht jetzt ein dunkler Mercedes. Als ich parke, steigen zwei muskelbepackte Jungs in Anzügen aus, die ich vom Trainieren aus Joosts Studio kenne. Ich sehe, dass einer eine Waffe trägt, eine Pistole. Der andere bringt zwei große verschweißte Tüten mit verschiedenfarbigen Pasten. Speed, noch warm, frisch aus der Küche. Wortlos packen sie die Tüten in meinen Kofferraum.
    Joost und seine Jungs, das wird mir da klar, sind keine Pumper, die ihre Gewichte stemmen und über Muschis reden. Das sind große Dealer. Ich ahne, dass die billigen Amphetamine, die sie mir mitgeben, gar nichts für sie sind. Was ich für einen großen Deal halte, ist für die nur ein kleines Geschäft. Später erfahre ich, dass Joost und seine Leute durchaus auch für Kokainhandel im Kilobereich gut sind. Und dass der ganze Fitnessstudio-Anabolika-Quatsch nichts weiter ist als Tarnung, um die richtigen Leute anzuziehen, mit denen sich dann die echten Geschäfte machen lassen.
    Joost gibt mir die Droge auf Kommission mit. Ich soll bezahlen, wenn ich sie verkauft habe und mehr brauche.

    Gleich hinter der Grenze stehen Polizisten. Damit habe ich schon gerechnet, sie sind da, um die kleinen Kiffer abzufangen. Ich mache mir jedoch keine Sorgen. Stattdessen bremse ich etwas ab, als ich an ihnen vorbeifahre, obwohl der Beamte sowieso keine Anstalten macht, mich herauszuwinken, und nicke dem einen Typen zu, einem jungen Kerl mit unsicherer, leicht gebückter
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