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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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oder sich die Kartelle drüben in Südamerika in die Haare kriegen, dann kommt in den Häfen von Europa einfach weniger und teurer Stoff an. Da der Preis für die Endkunden aber nicht beliebig hoch ausfallen kann, geht das zulasten der Margen der Zwischenhändler und Dealer.
    Ähnlich ist die Lage bei Heroin. Da gibt es zwar einen besonders treuen Kundenstamm, der, um genug Kohle für seinen Schuss zusammenzubekommen, nicht nur sprichwörtlich über Leichen geht. Aber wenn der Opiumbauer in den politisch instabilen Produktionsländern keine reiche Ernte einfährt, gerät das ganze fragile Handelssystem in Schieflage. Wer vor den 90ern sein Geld mit Drogen verdiente, hatte außer der örtlichen Polizei vor allem Ärger in den Produktionsländern zu fürchten.
    Und dann wollten plötzlich alle Amphetamine. Auf Ibiza, Ende der 80er-Jahre als »Ecstasy-Insel« bekannt, ging es los, dann kamen die Clubs in England und mit dem Siegeszug des Techno war in ganz Europa der Markt bereit.
    Die Drogenhändler erkannten schnell, wie vorteilhaft diese Drogen sind, und sorgten für besonders billigen Stoff. Endlich war man von den Banden im Ausland unabhängig. Das machte den Speed- und Ecstasyhandel zu einem bombensicheren Geschäft.
    Die Investition, um ein einfaches Drogenlabor aufzumachen, beträgt etwa 10 000 Mark. Dafür kauft sich der Produzent ein paar Druckkessel, und schon kann es losgehen. Ideale Standorte sind auf dem Land, in alten Ställen und Scheunen, denn die Produktion der Drogen stinkt, nach Anis und Ammoniak. Die Drogenküchen in den Wohngebieten wurden deswegen meist recht schnell von der Polizei geschlossen – weil sich Anwohner beschwert hatten.
    Ganz ungefährlich ist die Arbeit an Ecstasy jedoch nicht, giftige Dämpfe entstehen, und wer nicht aufpasst, kann auch mittelgroße Explosionen verursachen. Außerdem fallen relativ viele chemische Abfälle an, die unauffällig entsorgt werden müssen. Auch das klappt auf dem Land immer besonders gut, da man die Kanister einfach im Wald abstellen kann.
    Die Grundstoffe, aus denen die Drogen gewonnen werden, sind bis 1995 in den Niederlanden völlig problemlos einzukaufen gewesen. Danach wurden die Chemikalien, wohl durch Druck aus dem Ausland, wo aufgefallen ist, dass mehr als 90 Prozent der Ecstasy-Pillen aus den Niederlanden kommen, strenger überwacht. Da sie aber zur Produktion aller möglicher Arzneimittel nötig sind, können sie weiterhin ohne viel Aufwand importiert werden.
    Eine Ecstasy-Pille kostet damals weniger als 20 Pfennig in der Herstellung. In den Diskotheken werden sie dann für 20 Mark verkauft.
    Von der hochprofitablen Industrie, die da in den Niederlanden entstanden ist, bekomme ich als Türsteher in den Techno-Clubs nur die Endprodukte mit. Fast jeder in den Clubs konsumiert Ecstasy oder Speed. Ähnlich wie die Drogenfahnder erkennen wir Türsteher recht schnell, wer Pillen mit hereinbringt. Es ist nicht etwa so, dass wir die illegalen Substanzen im Club verhindern wollen. Das wäre auch für den Chef des Clubs völlig kontraproduktiv. Denn eine lange, ausgelassene Techno-Party ist ohne Amphetamine nur schwer vorstellbar. Würde der Club ernsthaft verlangen, dass alle clean feiern sollen – die Leute würden einfach woanders feiern.
    Wichtig ist nur: Die Drogen sollen gefälligst im Club gekauft werden und nicht bei irgendeinem Dealer auf der Straße. Du darfst schließlich ja auch nicht deine eigenen Getränke in die Disco mitbringen.
    Uns Türstehern ist erst einmal jeder recht, der versucht, seine eigenen Drogen mitzubringen. Was wir bei den Gästen finden, beschlagnahmen wir. Das ist so etwas wie unser Trinkgeld. Einen Teil konsumieren wir selbst, der Rest wird im Club verkauft, über den DJ oder einen vertrauenswürdigen Kellner. Manch einer kauft sich drinnen also die Pillen zurück, die wir ihm am Eingang abgenommen haben.
    Da kommen an einem guten Abend schon ein paar Hundert Mark zusammen. Doch das große Geschäft, das ist uns klar, machen andere. Denn mehrmals am Abend kommt der Dealer, der mit unserem Chef eine Abmachung hat. Der wird kurz begrüßt, kann dann unbehelligt in den Club und seiner Arbeit nachgehen. Wir wissen nicht, wie viel der hereinbringt. Wir haben damit nichts zu tun, unsere einzige Aufgabe ist es, bei ihm wegzugucken. Wir können nur ahnen, um wie viel Geld es dabei geht. Mir reicht das aber nicht. Ich will etwas von der großen Kohle abhaben.

    Joost ist ein geachteter Geschäftsmann. Er betreibt ein
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