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Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Titel: Rotes Pferd mit schwarzer Mähne
Autoren: Walter Farley
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«Georg!» rief er.
    Aber sein Freund war aufgestanden und suchte das letzte Heft aus Onkel Wilmers aufgestapelten «Hufschläge»-Magazinen heraus. Er blätterte rasch darin, und als er das Gesuchte gefunden hatte, kehrte er an den Tisch zurück und sagte: «Anmeldungen werden bis zum Tag vor dem Rennen angenommen — das wäre Freitag. Heute haben wir Mittwoch. Die Nenngebühr beträgt 500 Dollar. Nur ein Lauf. Der Sieger erhält 75 Prozent des ausgesetzten Preises, das wären 7500 Dollar...» Er verstummte und nahm ein Büchlein aus seiner Tasche, in dem er Einnahmen und Ausgaben zu notieren pflegte. «Ich habe 300 Dollar, die ich Jimmy schicken wollte. Wenn ich 200 Dollar mehr hätte, könnten wir Feuerteufel melden.»
    «Ich gebe sie euch», sagte Onkel Wilmer entschlossen.
    Tom sah ihn erstaunt an, weil der schwerhörige Onkel Wilmer Georgs mehr geflüsterte als gesprochene Sätze verstanden hatte.
    Georg sprang hoch. «Tatsächlich? Versprechen Sie uns aber auch, Jimmy niemals zu verraten, daß Feuerteufel auf einer Abendrennbahn gelaufen ist?»
    «Selbstverständlich!» schrie Wilmer und ging hinüber zu dem Eckschrank.
    «Demnach bist du ja gar nicht so stocktaub, wie ich immer geglaubt habe!» Tom konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen.
    «Wer sagt denn das? Selbstverständlich bin ich so gut wie taub!» schrie Onkel Wilmer zurück; dabei lächelte er verschmitzt.
    Georg sah Tom prüfend an. «Hast du Courage, Junge? Willst du es mit Feuerteufel auf der Abendrennbahn versuchen?»
    Tom nickte zuversichtlich.
    «Gut! Dann fahren wir morgen nach New York auf die Roosevelt-Rennbahn!»
    «Ich komme mit», schrie Onkel Wilmer.

11 Wer wird Champion?

    Das vor ihnen liegende Rennen würde das schwierigste ihrer noch so kurzen Laufbahn sein.
    Sie verließen Reading am Donnerstagmorgen mit ihrem Transporter. Onkel Wilmer saß zwischen Georg und Tom in der Fahrerkabine. Sie fuhren hinter Miß Elsie und den beiden großen Transportern von der Roosevelt-Rennbahn. Miß Elsie hatte die Neuigkeit, daß sie sich ebenfalls dorthin begaben, ohne sichtbare Überraschung oder Betroffenheit aufgenommen. Sie war wieder ungemein beschäftigt. Das einzige, das sie interessierte, war, ihre schwarze Stute auf die Rennbahn zu bringen und das Championatsrennen zu gewinnen. Ob sie fühlte, daß Feuerteufel ein gefährlicher Konkurrent für Princess Guy werden könnte, verrieten weder ihr Benehmen noch ihr Gesichtsausdruck.
    «In vier Stunden sind wir in New York», verkündete Georg, als sie Reading verließen. Dann fuhren sie schweigend weiter, denn er hatte genug zu tun, Sadies abgenutzten alten Motor bei guter Laune zu halten.
    Bereits zwei Stunden, nachdem sie die Farm hinter sich gelassen hatten, wurde der Verkehr dichter. Sie waren noch weit entfernt von New York, aber der schnelle Herzschlag der Riesenstadt wurde hier bereits spürbar.
    In Tom keimten Bedenken auf. Wer weiß, wie ihr gewagtes Unternehmen ausging! Zwar setzte er das größte Vertrauen in seinen Hengst; aber er hatte die Erfahrung gemacht, daß ja nicht Temperament allein das Ausschlaggebende war. Und ein Abendrennen unter Flutlicht war für sie beide neu.
    Schließlich gelangten sie in enge, von Autos verstopfte gepflasterte Straßen, die auf riesige Wolkenkratzer in der Ferne zuführten. «Das ist das Empire State-Gebäude!» rief Tom aus und wies mit dem Finger auf eine hohe, schlanke Nadel, die sich weit höher als alle anderen Häuser in den Himmel reckte.
    Georg packte das Steuer noch entschlossener und erwiderte nichts.
    Plötzlich fuhren sie in einen tiefen, schwarzen Tunnel hinab. Tom murmelte: «Das ist der Holland-Tunnel, der unter dem Hudson River durchführt.»
    Die Tunnellampen flitzten an ihnen vorüber. Der Lärm der Räder und Motoren im Tunnel ließ ihre Ohren fast platzen. Als sie wieder ans Tageslicht kamen, spürten sie keine Erleichterung, denn nun gerieten sie in das dichte Verkehrsgewühl der New Yorker City. Georg folgte Miß Elsies Anhänger, ohne nach rechts und links zu blicken, und als das Schlimmste überstanden war, fanden sie sich hoch oben auf einer Brücke, die den East River überspannte und nach Long Island führte.
    Die Transporter vorn verlangsamten ihre Fahrt und bogen nach links ab. Bald darauf sah man die grün-weiß gestrichene Einfahrt zur Roosevelt-Rennbahn. Im Hintergrund tauchte die Tribüne mit ihren vielen Fahnen, die im Wind flatterten, auf. Georg lenkte Sadie hinter den anderen durch die Einfahrt. Da waren
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