Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot
Autoren: Bernhard Salomon
Vom Netzwerk:
alten Rom zu tun hatte.
    Albin raffte sich auf. Er sprang in seinen Wagen, startete den Motor und fuhr los. Der Citroën rumpelte und schlingerte. Er hatte schon wieder einen Plattfuß. »Es tut mir Leid«, sagte Albin. »Es muss sein.«
    Er fuhr dem Gespann nach. Er konnte es nicht überholen. Wenn er dazu ansetzte, ging das Pferd durch. Wenn er hinter ihm blieb, verfiel es in seinen gewohnten Trott.
    An einer Stelle, wo nur das offene Feld neben der Straße lag, sprang Albin aus dem rollenden Wagen, lief dem Fuhrwerk nach, hechtete auf den Anhänger und schwang sich hinein. Er landete auf einem Körper und bemerkte durch seine Kleidung und seine geschundene Haut als Erstes, dass der weich und warm war.
    »Sarah«, murmelte er und starrte gleich darauf in ihre weit aufgerissenen Augen. Ihr Mund war mit einem weißen Band verklebt. Er wusste, dass es wehtun würde, trotzdem riss er es mit einem Ruck herunter. »Dieses Schwein«, prustete Sarah. »Er hat oben bei den Duschen gelauert.«
    Schweigend drehte er sie auf den Bauch, um ihre Handfesseln zu lösen. Zwischen ihren Handgelenken steckte ein Zettel. Er riss ihn heraus und legte ihn zur Seite. Ohne Messer konnte er sie nicht befreien. »Was ist da gerade explodiert?«, fragte Sarah.
    »Gregoritsch hat sich selbst entsorgt.«
    »Was?«
    »Er hat sich in die Luft gejagt und bei der Gelegenheit Arbeitsplätze für Restauratoren geschaffen«, sagte Albin. »Wie bringt man eigentlich ein Pferd zum Stehen?«
    »Ich glaube, man muss ›brrrr‹ sagen.«
    Es klappte. Das Pferd hielt erschöpft an.
    Ein Zivilwagen mit Blaulicht auf dem Dach kam rasend schnell näher und zog eine erdige Spur in den Acker neben ihnen. Bergmann sprang heraus. »Sie Volltrottel von einem Hornochsen«, schrie er Albin an. »Ich soll ein Mörder sein? Ich, Damian Bergmann?«
    »Man wird sich wohl noch irren dürfen«, sagte Albin, der jetzt ganz ruhig war. »Im Moment sehen Sie übrigens wirklich wie einer aus.«
    »Ich hatte schon vor zwei Jahren auf Rumin getippt und die Insel inoffiziell in Augenschein genommen«, sagte Bergmann. »Markovics hat sich zu seinem eigenen Pech nur über mich lustig gemacht. Ich war noch einmal im Urlaub dort, weil die Gegend schön ist.«
    »Geben Sie mir ein Messer«, sagte Albin.
    Bergmann hörte ihn gar nicht. »Was soll das alles hier bedeuten?«
    Albin hielt ihm den Zettel hin. »Das ist Kunst«, stand in kindlich plumpen Lettern darauf.
    »Haben Sie ein Messer?«, wiederholte er.
    Bewegungslos starrte Bergmann den Zettel an.
    Was für ein Blödmann, dachte Albin. Im ersten Moment hätte er Sarah aus einem Impuls heraus umarmen können. Wenn sich dieser lahme Bulle noch lange Zeit ließ, würde es ziemlich aufgesetzt wirken.
     

    Ich danke Hofrat Ernst Geiger,
    dem Leiter der Kriminaldirektion 1 in Wien,
    für seine Beratung.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher