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Rosenrot

Titel: Rosenrot
Autoren: Arne Dahl
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sich hin zu einem Loch in der Wand, mit unbekanntem Ziel.
    »Anders«, flüsterte Kerstin Holm.
    Der Junge sah einen kurzen Augenblick auf und begegnete ihrem Blick. Dann spielte er weiter.
    »Ja. Anders«, sagte Dag Lundmark. »Anders weiß, dass wir ein Spiel spielen. Nicht wahr, Anders?«
    Anders Sjöberg nickte und konzentrierte sich auf sein Spiel.
    »Und sollen wir glauben, dass rundum in der Halle hier eine Masse Sprengstoff verteilt ist?« fragte Gunnar Nyberg.
    »Glaubt, was ihr wollt, Gunnar«, sagte Lundmark. »Keine Kentuckymörderuppercuts jetzt. Wir wissen doch, wie das endet.«
    »Du glaubst also, du weißt etwas über uns?«
    »Ich glaube, ich weiß alles. Alles, was sich zu wissen lohnt. Es gibt keine Geheimnisse mehr. Keine wirklichen Geheimnisse. Alles ist in digitaler Form vorhanden. Man muss nur hinfinden.«
    »Und was willst du jetzt?« fragte Arto Söderstedt ruhig. »Die A-Gruppe und deinen Sohn und dich selbst umbringen?«
    Anders blickte fragend zu Lundmark auf.
    Lundmark machte eine abwehrende Geste in seine Richtung. »Der Onkel da macht Witze«, sagte er. »Er weiß nicht richtig, was wir spielen. Er tut so, als wäre ich dein Papa. Jetzt darfst du mein Papa sein.«
    Sie betrachteten ihn verwundert.
    »Wir machen jetzt folgendes«, sagte er. »Kerstin nimmt Anders und verlässt uns. Und fährt sofort weit, weit weg von hier.«
    »Was?« stieß Hjelm hervor.
    »Kerstin nimmt Anders und verlässt uns«, wiederholte
    Lundmark ruhig. »Dann ist alles erreicht. Dann habe ich die größten Wasser überbrückt. Die zwischen Mutter und Sohn. Der Rest ist Zugabe.«
    Er beugte sich zu Anders hinunter und fuhr ihm mit der Hand durchs Haar. »Findest du, dass wir zusammen Spaß gehabt haben, Anders?«
    »Ja«, sagte Anders und nickte.
    »Du kannst jetzt mit dieser Frau mitgehen. Du weißt, wer sie ist?«
    »Das ist meine richtige Mama«, sagte Anders und blickte schräg von der Seite zu Kerstin auf.
    »Genau«, sagte Dag Lundmark. »Nimm ihn jetzt mit, Kerstin. Und sag den beiden Alten, die da draußen lauern, dass ich das schwangere Paar gegen Hultin und Grundström austausche. Es könnte angebracht sein, auch der Nationalen Einsatztruppe gegenüber diesen Zünder zu erwähnen.«
    Kerstin ging zu Anders und nahm seine Hand. Sie warf Lundmark einen verwunderten Blick zu.
    »Hast du wirklich geglaubt, ich hätte es auf dich abgesehen?« sagte er. »Du kennst mich schlecht. Auf dein Vergessen hatte ich es abgesehen.«
    Anders machte das Videospiel aus. Auf dem Bildschirm tauchte ein Testbild auf. Kerstin führte Anders zur Tür.
    Lundmark sagte hinter ihr her: »Irgendwann wirst du mir vielleicht verzeihen können. Ich weiß, dass ich ein Mörder bin. Ich habe keine andere Möglichkeit mehr gesehen. Der Zweck heiligt die Mittel. Und den Zweck habe ich erreicht. Ihr werdet einander nie mehr verlassen. Du und Anders. ›Auch viele Wasser löschen die Liebe nicht.‹«
    »Und du selbst?« sagte Hjelm. »Wie passt du in das Ganze hinein?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Dag Lundmark und zuckte mit den Schultern. »Ich bin vor vielen Jahren schon gestorben. Ich habe meine Lebenszeit nur geliehen. Ein Mann hätte mich retten können, aber er hat keinen Finger gerührt. Er glaubte, er würde mir helfen. Eigentlich denke ich, dass es lediglich Schlappheit war. Sein Widerwille dagegen, zu handeln. Er verdiente zu sterben.«
    »Victor Lövgren«, sagte Hjelm. »Hast du deshalb trotz allem seine Hände gefaltet? Als eine Geste der Zärtlichkeit? Statt ihm den Kopf abzuschneiden?«
    »Skarlander war nicht angenehm«, war alles, was Lundmark sagte.
    Dann tauchte Hultin in der Tür auf. Ohne zu zögern trat er mitten ins Zimmer.
    »Jan-Olov«, sagte Lundmark. »Das freut mich. Aber du bist doch nicht ohne Grundström gekommen?«
    »Er steht vor der Tür. Aber wir wollten zuerst sicher sein, dass du Jorge und Sara wirklich gehen lässt.«
    »Geht ihr«, sagte Lundmark. »Und komm herein, Niklas.«
    Jorge betrachtete seine Frau. Dann betrachtete er Dag Lundmarks Hand. Man merkte ihm an, dass er gespalten war. Eigentlich wollte er das hier nicht verpassen. Dann nahm Sara seine Hand.
    »Geht«, sagte Lundmark.
    Sie gingen.
    In der Tür begegneten sie Niklas Grundström. »Ich habe vier Kinder«, sagte er.
    Lundmark lächelte schwach. »Ich verstehe, dass du Angst hast«, sagte er. »Du hast ja lange keine Feldarbeit gemacht. Und Arto, der hat fünf Kinder. Er hat keine Angst.«
    »Na ja«, sagte Arto Söderstedt und
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