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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod
Autoren: Theo Pointner
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Blonde. »Arne konnte es kaum abwarten, bis er endlich seinen Schlafsack unter den Arm klemmen durfte.«
    »Und bei euch auch noch nichts in Sicht?«, fragte Carina Hofmann.
    »Immer mit der Ruhe«, besänftigte der Stoppelhaarige hinter seiner Pfeife. »Ein paar Jahre haben wir noch Zeit. So alt sind wir ja noch nicht.«
    »Hoffentlich habt ihr im November einigermaßen schönes Wetter«, meinte Zander. »Nicht dass ihr euch den Weg zum Standesamt durch eine Nebelbank bahnen müsst.«
    »Ihr seid doch jetzt auch schon tierisch lange verlobt«, wunderte sich Sabrina. »Wann heiratet ihr eigentlich?«
    »Keine Ahnung«, gab Katharina zurück. »Da musst du den Herrn hier neben mir fragen.«
    »Wieso?«, sagte Zander. »Soll ich einfach einen Termin festmachen?«
    »Nicht unbedingt. Es würde ja schon reichen, wenn du das Thema überhaupt mal zur Sprache bringen würdest.«
    »Hast du es etwa eilig? Schatz, so etwas bricht man nicht über das Knie.«
    »Sind ja auch erst fünf Jahre, dass wir verlobt sind«, nickte Katharina angesäuert. »Eigentlich hätte ich es gern, dass unser Sohn weiß, wie er endgültig mit Nachnamen heißt, bevor er in die Schule kommt.«
    »Mach dir doch über so etwas keine Gedanken. Bis dahin ist noch viel Zeit.«
    »Klar«, nickte die Blonde und griff nach einem Stück Brot. Der Bissen wäre ihr fast im Hals stecken geblieben, als sie in den Augenwinkeln wahrnahm, dass Zander verstohlen grinste.
    »Ich hole mal einen Föhn«, meinte Gassel. »Sonst dauert das hier noch ewig.«

5
    »Also, die beiden möchten Sie?«
    Basti zog die zwei kreisrunden Marken an sich und blinzelte dem Kunden, einem vielleicht siebzigjährigen Rentner, auf der anderen Seite des Tresens zu. Er schaute auf die Nummern und orientierte sich an den Hinweisen auf den Regalen. Natürlich, die Filme standen genau am anderen Ende.
    Doch solche Unwägbarkeiten konnten die neue Aushilfskraft des Videorings nicht verunsichern. Eine knappe Minute später legte er die Bänder auf die Theke und schnappte sich die Ausleihkarte.
    »Schlucken, bis der Arzt kommt und Mach’s noch einmal, Pater, richtig?«, krähte Basti fröhlich.
    Der Rentner bekam einen roten Kopf und nickte schnell, während die wenigen anderen Kunden in der Erwachsenenabteilung schadenfroh grinsten.
    Als letzte Tat für diesen Arbeitstag hämmerte Basti die Kundennummer in den Computer, fuhr mit dem Scanner über die Klebeetikette auf den Videoverpackungen und händigte dem Rentner die nicht jugendfreien Erzeugnisse einer Hinterhof-Filmproduktion aus. Dann loggte sich der Jugendliche aus dem System aus und warf einen Blick in den angrenzenden kleinen Pausenraum.
    »Ich verschwinde«, erklärte er seinem griesgrämigen Kollegen, der in den letzten drei Stunden Filme auf angebliche Schäden kontrolliert hatte. »Bleibt es bei Donnerstag?«
    »Spätschicht, bis Mitternacht«, kam die grummelnde Antwort.
    Basti tippte an einen imaginären Hut, schulterte seinen Rucksack und trat den Heimweg an.
    Als er die klimatisierten Räume der Videothek verließ, hatte er das Gefühl, einen Schlag mit dem Hammer verpasst zu bekommen. Obwohl es schon kurz nach zwanzig Uhr war, waberten noch regelrechte Hitzeschwaden durch die kleinen Altstadtgassen. Unter Bastis Achseln breiteten sich sofort dicke Schweißpfützen aus, prustend schnappte er nach Luft. Zum Glück hatte er es nicht weit.
    An dem Kiosk unweit der Videothek kaufte er sich zwei Riegel Mars und eine Dose Cola. Hunger hatte er eigentlich nicht, immerhin hatte er sich nachmittags, als sich für fast eine Stunde kein einziger Kunde in den Laden verirrt hatte, einen Riesenberg Gyros mit Pommes genehmigt, deshalb reichte ihm nun ein kleiner Snack. Die Kalorien waren in Windeseile vernichtet, Basti rülpste herzhaft und beschleunigte seine Schritte. Er hatte nur noch den Wunsch, aus den aufgeweichten Klamotten herauszukommen, zu duschen und dann die Füße hochzulegen.
    In der Wohnung war es angenehm still. Seine Mutter war heute bei ihrer Schwimmgruppe, vor elf würde sie bestimmt nicht zurück sein. Basti schlüpfte in sein Zimmer, nahm die DVDs, die er sich in der Videothek ausgeliehen hatte, aus dem Rucksack und schnappte sich frische Wäsche.
    Zehn Minuten später rubbelte er sich mit einem Badetuch trocken. Seine Haare zu föhnen ergab keinen Sinn, er fing schon wieder an zu schwitzen. Bevor er in Shorts und ein Baumwollshirt sprang, warf er einen abschätzenden Blick in den Spiegel. Unter seinen nassen Haaren
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