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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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sie hatten viel zusammen gelacht und herumgealbert. Aber das hieß doch eigentlich noch nichts. Und außerdem: Was sollte Patrick ausgerechnet von ihr wollen? Gut, sie sah nicht hässlich aus – sie hatte glänzendes dunkelbraunes Haar, klare blaue Augen unter schön geschwungenen Brauen und hohe Wangenknochen –, aber damit hörte es dann auch schon auf mit der Schönheit, fand Matilda. Ihre Nase war zwar schmal, besaß aber eine deutliche Wölbung nach außen. »Ein Indianerzinken«, hatte ihr Vater, von dem sie die Nase geerbt hatte, sie manchmal geneckt. Ihren Mund hielt Matilda für zu groß, das Kinn für zu eckig. »Du hast ein ausdrucksvolles, kluges Gesicht«, behauptete dagegen ihre Tante Helen. Da mochte vielleicht etwas Wahres dran sein, aber Matilda fand, dass es sehr viele deutlich hübschere Mädchen als sie an der Schule gab. Nicole zum Beispiel, mit ihren grünlichen Augen und den wilden kupferfarbenen Locken, oder auch Anna, das blonde Engelchen mit den filigranen Gesichtszügen.
    Matildas etwas sprödes Äußeres spiegelte in etwa auch ihr Wesen wider: Sie besaß durchaus Selbstbewusstsein, aber bei jedermann beliebt zu sein, war nicht ihr Ziel. Ein paar wenige, dafür aufrichtige Freunde genügten ihr. Außer ihrem Geigenspiel, das den größten Teil ihrer schulfreien Zeit in Anspruch nahm, hatte sie wenige Hobbys. Lesen vielleicht noch, aber das war auch nichts, womit man Jungs beeindrucken konnte. Ihr Kleidungsstil war eher schlicht und zurückhaltend, lag manchmal sogar an der Grenze zur Einfallslosigkeit. Matilda hielt Shopping ganz einfach für Zeitverschwendung, sie hasste Kaufhäuser, Boutiquen und Umkleidekabinen. Heute trug sie ein Kleid, das Tante Helen mit ihr zusammen ausgesucht hatte. Es war tiefblau und einfach geschnitten, der weiche, seidige Stoff floss elegant bis zu den Waden an ihr herab und betonte die Farbe ihrer Augen. »Wie schön das ist, für ein Mädchen ein Kleid zu kaufen«, hatte Helen in der Boutique ausgerufen und – vermutlich in Gedanken an Miguel – knurrend hinzugefügt: »Jedenfalls schöner als schwarze Kapuzenpullis und Schlabberjeans.«
    Nein, Matilda machte sich über Klamotten und Make-up wenig Gedanken. Dabei war sie keineswegs ein stilles Wasser oder gar ein Mauerblümchen, aber auch keine Stimmungskanone wie Nicole nach ein paar Gläsern Prosecco. Und um bei Jungs Beschützerinstinkte zu wecken wie die zarte Anna, dafür wirkte sie wahrscheinlich zu unnahbar und selbstbewusst und war mit eins fünfundsiebzig auch zu groß dafür.
    Vorhin hatte ihr Patrick im Flur ein kleines Geschenk überreicht, einen Moleskin-Taschenkalender. »Damit du jeden Tag an mich denkst«, hatte er dazu gesagt. Matilda fand den Kalender schön, Patricks Bemerkung dagegen war ziemlich daneben gewesen. Aber sie hatte sich ihre Verärgerung nicht anmerken lassen, hatte nur die Augenbrauen hochgezogen und spöttisch gegrinst. »Aber das tu ich doch sowieso jeden Tag.« Dann hatte sie sich beeilt, wieder zu ihren Freundinnen ins Wohnzimmer zu kommen. Seitdem war sie noch ein wenig verunsicherter, was Patricks Gefühle betraf. Andererseits – gerade jetzt unterhielt er sich angeregt mit zwei Mädchen, die Matilda nicht kannte, und es sah ganz danach aus, als hätten die drei jede Menge Spaß. Matilda seufzte. Da war ihr Miguels Geschenk doch deutlich lieber: die neue CD von Gossip, er hatte sie ihr heute Morgen beim Frühstück mit einem Grinsen überreicht.
    Von Nicole und Anna hatte Matilda ein Schminkset geschenkt bekommen, das fast so groß war wie ein Werkzeugkoffer.
    »Damit du gerüstet bist für den Fall der Fälle«, hatte Nicole augenzwinkernd verkündet, wohl schon ahnend, dass Matilda das meiste, was der Koffer enthielt, nie benutzen würde – und vermutlich gar nicht wusste, was man damit machte.
    »So einen Scheiß hat Matilda doch gar nicht nötig.« Patrick, der zufällig in der Nähe stand, hatte abfällig den Kopf geschüttelt, was Matilda, auch wenn es ganz offensichtlich als Kompliment gemeint war, geärgert hatte. Wie kam er dazu, das Geschenk ihrer Freundinnen als »Scheiß« zu bezeichnen? Die Mädchen betraten die Küche und Matilda nahm eine Flasche Prosecco aus dem Kühlschrank.
    »Soll ich ihn für euch aufmachen?«, fragte eine angenehme, tiefe Stimme. Sie gehörte dem Jungen mit den braunen Locken, er lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt, hinter ihnen an der Spüle und beobachtete sie.
    Matildas »Danke, geht schon« wurde übertönt von
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