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Rosen und der Tod)

Rosen und der Tod)

Titel: Rosen und der Tod)
Autoren: Isadorra Ewans
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doch eingeschlafen sein musste, bemerkte ich, als mich leises Klirren von zartem Porzellan weckte. Unschlüssig, ob ich den Tag wirklich begehen wollte, oder ob ich mich lieber vor ihm verstecken sollte, zog ich mir die Decke wieder bis über die Ohren und schielte darunter hervor. Schlussendlich erhob ich mich, ging in die Dusche. Nachdem der Fluss des Wasser, der mir für gewöhnlich so herrliche Entspannung bescherte und der mir heute die Hölle auf Erden darbrachte, nicht mehr so arg auf meinem Hintern brannte, streichelte der warme Duschstrahl meine verkrampften Muskeln. Ich wickelte mir ein großes Handtuch um den Körper, stellte mich im Wohnraum vor den Spiegel und ließ das Frotteetuch fallen. Langsam drehte ich mich um. Was ich da zu sehen bekam, hatte ich nicht einmal im Geringsten erwartet. Dass dieser Abend nicht ohne bleibende Spuren vergehen würde, war mir bewusst. Doch was ich da sah, jagte mir nachträglich einen Schrecken ein, der mich noch lange verfolgen würde. Sir Russel hatte meinen Hintern kunstvoll gezeichnet. Auf meinen Po Hälften prangte jeweils ein Kreuz. Ich vermutete – in meiner technischen Unwissenheit über diese Spielart – dass dies das Ergebnis der kurzen Schläge gewesen sein musste. Er hatte mich gezeichnet. Das Wechselspiel der Gefühle, das mich in diesem Moment durchflutete, konnte und wollte ich mir nicht selbst eingestehen. Auf der einen Seite war da die Wut darüber, dass er es gewagt hatte. Und diese Wut mischte sich mit dem Stolz darüber, dass ich sein war. Während ich meine Haut vorsichtig trockengetupft, mit Creme versorgt und mich ankleidet hatte, fiel mein Blick auf die Terrasse, von der immer wieder diese leise klirrenden Geräusche hereinfielen. Es war ein sonniger, beinahe schon warmer Frühlingsmorgen, da war ein Frühstück an der frischen Luft eine gute Idee. Vielleicht würde auch diese frische Luft meine trüben Gedanken davonjagen. In Jeans und T-Shirt, aber barfuß, trat ich auf die Steinplatten, die so kühl waren, dass sie mir einen Schauer über den Rücken jagten. Sir Russel hatte für zwei Personen gedeckt. Er selbst saß in einem großen Korbstuhl, den man in einem Piratenfilm als Requisite erwarten würde. Seine schwarze Kleidung, sein blasses aber hübsches Gesicht und seine Körperhaltung, ließen den Fotografen und Lebemann wirken, wie einen Piraten der Liebe. Er blickte auf, als ich heraustrat, erhob sich und kam zu mir. Seine warme Hand nahm meine und er führte mich zu einem weiteren Korbstuhl, auf dem ich vorsichtig Platz nahm. Mein Po dankte mir meine Vorsicht, indem er nicht schmerzte. Ich zog meine Füße auf den Sitz und Sir Russel legte eine Decke über meine Beine. „Es ist doch noch recht frisch“, bemerkte er, als er aus dieser Bewegung heraus, sich zum Tisch wandte und Tee für mich einschenkte. Heller goldener Darjeeling mit einem Stück Kandis in der Mitte der Tasse, die die Größe einer Suppentasse hatte. Ich hielt sie wie eine Schale und sah dem Sonnenlicht dabei zu, wie es mit dem Kandis im heißen Tee feine Schlieren zog. Als ich die Tasse vorsichtig schwenkte, verzogen sich die Schlieren und die Süße des Kandis verteilte sich in der ganzen Tasse. Ich hielt meine Nase über den Dampf, der der Tasse entstieg, und sog ihn genüsslich ein. Ein Funken schwacher Freude über dieses Getränk huschte durch meine Gedanken. ER hatte Tee für mich gemacht. Er hatte sein Ritual erneuert. „Ich will das nicht mehr“, sagte ich, bevor ich einen Schluck Tee zu mir nahm. Die Süße des Kandis und der leichte bittere Geschmack des Tees breiteten sich auf meiner Zunge aus und ich spürte, wie ich mich entspannte. Vor diesem Satz hatte ich Angst gehabt, weil ich mir über die Konsequenzen klar war. Keines dieser Spiele, kein Russel. „Das, was letzte Nacht passierte, war nicht Teil unserer Vereinbarung“, fuhr ich fort, pustete den Dampf über meiner Tasse weg und trank erneut. Nun war es an ihm. Ich sah ihn nicht an, denn wenn ich es getan hätte, wäre mein Entschluss ins Wanken geraten. So wartete ich auf seine Reaktion und sah in den von Sonnenlicht durchfluteten Garten hinaus. Immer mehr Blüten öffneten unter der Wärme ihre Knospen und verströmten ihren Duft. Die Luft flirrte unter dem Einfluss des späten Frühlings. „Das war zu erwarten“, sagte er unerwartet und sein Schmunzeln, mit dem er das sagte, hing auch ungesehen greif- und hörbar in der Luft. Jetzt sah ich ihn doch an. Er hatte seinen Blick in die Tasse
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